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Mörderische Kaiser Route

Mörderische Kaiser Route

Titel: Mörderische Kaiser Route Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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eine Fahndung aus.
    „Dann müssten wir jeden Tag nur noch auf Treibjagd gehen“, übertrieb er maßlos. Er würde jedoch gerne privat nach Kornelimünster kommen und sich vor Ort informieren, bot er mir an. Wir sollten auf ihn warten, bat er uns. „Von mir aus trinken Sie ein Mineralwasser auf meine Kosten“, schlug er vor und nannte uns ein Café im Zentrum als Treffpunkt. Es werde wohl etwas länger dauern, warnte er vor.
    Böhnke machte sich erst gar nicht die Mühe, auf dem Parkplatz vor der Propsteikirche nach einem Abstellplatz für seinen Wagen zu suchen, er hatte keine Hemmungen, sein Auto zum Unmut der Passanten direkt vor dem Café im Halteverbot abzustellen, als er nach einer Dreiviertelstunde endlich erschien.
    „Ich habe noch einen Abstecher ins Büro machen müssen“, entschuldigte er bei seiner Begrüßung sein spätes Kommen und setzte sich zu uns. „Aber vielleicht lohnt es sich auch für Sie.“ „Kennen Sie den Mann?“, fragte er unvermittelt, während er uns ein Polaroidfoto zeigte. „Das habe ich gerade im Präsidium geholt.“
    „Den kenne ich, wenn auch ohne Namen“, antwortete ich, nachdem ich das Bild betrachtet hatte. Es zeigte eindeutig den unsympathischen Zuhälter.
    Dieter pflichtete mir bei. „Wer ist das?“, fragte er Böhnke interessiert. „Das ist Karl Schlingenhagen.“
    „Wie bitte?“ Ich glaubte, mich verhört zu haben. „Das soll Karl Schlingenhagen sein?“
    Wie konnte der bloß unbehelligt durch seinen Wohnort laufen, wenn er der Polizei erkennungsdienstlich bekannt war? Jedermann hatte behauptet, er sei unauffindbar und wir hatten es wie selbstverständlich geglaubt. Dabei tanzte er uns quasi auf der Nase herum.
    „Wir können doch nicht nach jedem Menschen fahnden, dessen Gesicht Ihnen nicht passt, Herr Grundler“, antwortete der Kommissar. Es würde ja nicht wegen einer kriminellen Handlung gegen Schlingenhagen ermittelt. „Wenn Sie ihn so dringend aufspüren wollten, hätten Sie einen Privatdetektiv auf ihn ansetzen müssen, mein werter Freund.“
    Ich winkte ungehalten ab.
    „Woher haben Sie denn das Bild?“, fragte ich spontan. Böhnke bat lächelnd um Verständnis dafür, dass er nicht alle seine kleinen Geheimnisse ausplaudern wollte. Dennoch kam er uns mit einer Erklärung entgegen.
    „Das Polaroid ist das Abfallprodukt einer Prügelei vor einem Jahr. Schlingenhagen war Zeuge, nachdem wir zunächst irrtümlich davon ausgegangen waren, er sei ein Beteiligter gewesen.“
    ,Interessant’, dachte ich mir, ,so kommst du ohne dein Wissen in eine Verbrecherkartei, ohne ein Verbrecher zu sein.’
    „Warum haben Sie das Bild aufbewahrt?“, hakte ich neugierig nach.
    „Man kann nie wissen“, antwortete der Kommissar zweideutig und ließ es dabei bewenden. Mir kam ein Einfall. „Waren an der Prügelei vielleicht einige der Kerle beteiligt, deren Namen sich auf der Liste aus der Wewelsburg befinden?“ Jetzt war Böhnke verblüfft. „Wie kommen Sie darauf?“
    „Man kann nie wissen“, wiederholte ich grinsend seine Antwort. Böhnke machte sich eine Notiz auf der Rückseite des Polaroids. „Das werde ich als Erstes nachprüfen.“
    Der Kommissar schaute sich aufmerksam um, als wir uns auf den Weg zu Schlingenhagens Wohnung machten. Vier Namensschildchen gab es an der Eingangstür des Neubaus, auf dreien standen Namen, das vierte, sicherlich das für Karl Schlingenhagen vorgesehene, war leer.
    Böhnke dachte nicht lange nach. Ohne Zögern drückte er auf einen Klingelknopf und lächelte kurz, als das Türschloss mit einem leichten Schnarren aufsprang.
    „Bitte folgen“, forderte er uns leise auf, „aber halten Sie die Klappe. Hier stelle ich die Fragen, sonst niemand.“ Er sah mich streng an. „Verstanden?“
    Ich hob beschwichtigend die Arme. Als ob ich mich in die Arbeit des Polizisten einmischen würde. Gespannt folgte ich Böhnke durch das helle Treppenhaus des modernen Gebäudes. Das Haus machte einen gepflegten Eindruck, wirkte nicht wie ein Mietshaus, für das die Bewohner keine Verantwortung trugen. Hier bemühte sich die Hausgemeinschaft, das Gebäude sauber zu halten.
    Eine Frau Mitte sechzig lugte vorsichtig aus einer Wohnungstür hervor. Wer wir seien und was wir wollten, fragte sie misstrauisch durch den Türschlitz hindurch. Sie hatte die Tür durch eine Sicherungskette abgesperrt und musterte uns aufmerksam. Wir waren sicherlich ein ungewöhnliches Trio, Böhnke in Polohemd und Jeans, Dieter und ich in Trikots und Radlerhosen,

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