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Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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könnte, wurde ihm ganz warm ums Herz. Einmal angenommen, er war mit diesen Schlussfolgerungen auf dem richtigen Dampfer: Dann musste es etwas geben, das sie noch erledigen wollte und bei dem es auf jede Stunde ankam, weshalb sie Angst hatte, dass ihr die Zeit knapp werden könnte.
    Stöhnend setzte sich Swain auf und fuhr mit den Händen über sein Gesicht. Auch dieser Dampfer hatte ein gewaltiges Leck im Kiel. Was immer sie auch vorhatte, sie hätte wesentlich bessere Chancen, wenn sie erst einmal untertauchte und sich operieren ließ. Daran war einfach nicht zu rütteln. Ihre Aktionen ergaben nur dann einen Sinn, wenn irgendwo eine metaphorische Zeitbombe tickte, wenn Lily Mansfield aus irgendeinem Grund nicht monatelang warten konnte, sondern jetzt gleich oder zumindest bald zuschlagen musste. Wenn es allerdings wirklich einen so zwingenden Grund gab, wenn wirklich die ganze Welt in Gefahr war, dann hätte sie doch nur zum Telefon greifen und in Langley anzurufen brauchen, und schon hätte sich ein ganzes Bataillon von Experten der Sache angenommen, ohne dass sie sich als einsame Rächerin aufspielen musste.
    Damit schied »globale Bedrohung« als Motiv aus.
    Folglich ging es um etwas Persönliches. Etwas, das sie selbst erledigen wollte und um jeden Preis so bald wie möglich erledigt haben musste.
    Er rief sich den Inhalt ihres Dossiers ins Gedächtnis.
    Salvatore Nervi hatte sie ermordet, weil er wenige Monate zuvor ihre Freunde und deren Adoptivtochter hatte umbringen lassen. Sie war klug genug gewesen, nichts zu überstürzen, und hatte in aller Ruhe ihre Falle aufgebaut, bis sie Nervi nahe genug gekommen war, um ihn zu erledigen.
    Warum ging sie diesmal nicht wieder so vor? Warum benahm sich eine gerissene, erfahrene Agentin auf einmal so tölpelhaft, dass sie letzten Endes erwischt werden musste?
    Vergiss alle möglichen Motive, dachte er plötzlich. Er war ein Mann; er würde noch durchdrehen, wenn er nachzuvollziehen versuchte, was im Kopf einer Frau vorging.
    Wenn er das wahrscheinlichste Szenario wählen musste, würde er sagen, sie war mit den Nervis noch nicht fertig. Sie hatte ihnen eins vor den Latz geknallt, und nun schlich sie sich noch einmal von hinten an, um ihnen ordentlich in die Kniekehlen zu treten. Die Nervis hatten ihr übel mitgespielt, und dafür würden sie bezahlen müssen.
    Er seufzte zufrieden auf. So, das fühlte sich schon besser an.
    Außerdem stellte es, verflucht noch mal, ein exzellentes Motiv dar. Sie hatte mehrere geliebte Menschen verloren, und darum schlug sie nun zurück, wie teuer sie die Rache auch zu stehen kam. Er konnte das verstehen. Es war eine schlichte, geradlinige
    Schlussfolgerung,
    ohne
    viele
    Wieso‐so‐und‐Wieso‐nicht‐so‐Winkelzüge.
    Sobald in ein paar Stunden die Sonne über Washington, D. C, aufging, würde er mit Frank Vinay Rücksprache halten, aber sein Bauch sagte ihm, dass er auf der richtigen Spur war.
    Darum würde er ein paar erste Nachforschungen anstellen, ehe er mit Vinay sprach. Er musste nur überlegen, wo er anfangen sollte.
    Immer wieder kam er auf ihre Freunde zurück. Sie mussten irgendwas angestellt haben, das Nervi schwer auf die Nerven gegangen war, und Lily Mansfield würde in ihrer neuen Rolle als mythischer Racheengel dort weitermachen wollen, wo ihre Freunde aufgehört hatten.
    Er ließ sich noch mal das Dossier durch den Kopf gehen, das er in Vinays Büro gelesen hatte. Er hatte keine Unterlagen bei sich, damit nichts in falsche Hände geraten konnte; was nicht da war, konnten auch keine unbefugten Augen lesen.
    Stattdessen verließ er sich auf sein exzellentes Gedächtnis, das ihm die Namen der beiden ehemaligen Agenten Averill und Christina Joubran lieferte. Averill war Kanadier, Christina US‐Amerikanerin, aber beide hatten schon länger in Frankreich gelebt und seit zwölf Jahren keinen einzigen Auftrag mehr übernommen. Was konnte Salvatore Nervi dazu getrieben haben, sie ermorden zu lassen?
    Okay, zuerst einmal musste er recherchieren, wo sie gewohnt hatten, wie sie gestorben waren, mit wem außer Lily Mansfield sie befreundet gewesen waren und ob sie mit irgendjemandem
    über
    irgendwelche
    ungewöhnlichen
    Vorgänge gesprochen hatten. Vielleicht entwickelten die Nervis inzwischen biologische Waffen, die sie an die Nordkoreaner verkauften, obwohl nicht nachvollziehbar war, weshalb Lilys Freunde, falls sie tatsächlich über so etwas gestolpert waren, nicht einfach ihre ehemaligen Chefs angerufen und die Sache

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