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Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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auch schlafend im Zimmer nebenan liegen.
    Sie war nach Paris zurückgekommen. Das musste etwas zu bedeuten haben. Vom logistischen Standpunkt her war es ein geschickter Schachzug; weil die Flugzeit so kurz war, konnte sie landen und abtauchen, bevor ihre Verfolger das Videoband analysiert hatten, um festzustellen, wie sie ausgetrickst worden waren, und dann durch mühsames Ausstreichen der Namen auf der Passagierliste ihren Decknamen herausgefunden hatten.
    Indem sie nach Paris zurückgekehrt war, war sie zudem in den Zuständigkeitsbereich einer weiteren Regierung und neuer Behörden geflohen, wodurch sie ihren Verfolgern die Arbeit zusätzlich erschwert hatte. Allerdings hätte sie das gleiche Ergebnis auch erzielt, wenn sie in irgendein anderes europäisches Land geflogen wäre. Der Flug London‐Paris dauerte zwar nur eine Stunde, aber nach Brüssel ging es noch schneller. Genauso wie nach Amsterdam oder Den Haag.
    Swain verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte düster die Decke an. In seiner logischen Kette klaffte ein riesiges schwarzes Loch. Sie hätte in London genauso gut durch den Zoll und aus dem Flughafen spazieren können, ehe irgendwer Gelegenheit gehabt hätte, die Überwachungsbänder zu prüfen und herauszufinden, welche Verkleidung sie verwendet hatte. Falls sie nicht in London bleiben wollte, hätte sie irgendwo in der Stadt erneut die Verkleidung wechseln und ein paar Stunden später zurückkehren können, um einen weiteren Flug zu nehmen, und absolut niemand hätte ihre Flucht nachvollziehen können. Sie hätte ihre Verfolger endgültig abgehängt. Tatsächlich wäre das viel schlauer gewesen, als im Flughafen zu bleiben, wo überall Überwachungskameras hingen. Warum hatte sie sich trotzdem dafür entschieden? Entweder glaubte sie, dass niemand ihr Kabinettstückchen durchschauen würde, oder sie hatte einen zwingenden Grund, so schnell wie möglich nach Paris zurückzukehren.
    Natürlich war sie keine Führungsoffizierin und auch keine ausgebildete Spionin; Agenten wie sie wurden für jeweils einen Einsatz angeworben und immer nur ausgeschickt, um einen eng umrissenen Auftrag zu erledigen. In ihrem Dossier stand nichts darüber, dass sie eine Schulung in Tarnung oder Untergrundtechniken erhalten hätte. Sie musste wissen, dass sich die CIA an ihre Fersen heften würde, nachdem sie der Zentrale mit dem Mord an Nervi dazwischengepfuscht hatte, aber vielleicht wusste sie nicht, wie intensiv alle größeren Flughäfen überwacht wurden.
    Seinen Kopf würde er keinesfalls darauf verwetten.
    Dafür war sie viel zu gewitzt, viel zu gut informiert.
    Bestimmt hatte sie gewusst, dass jeder Wimpernschlag, den sie im Flughafen machte, auf Band gebannt wurde, obwohl sie genug Haken geschlagen hatte, um sie alle eine Weile hinzuhalten. Und vielleicht war sie zu dem Schluss gekommen, dass sie ihren Verfolgern nicht noch mehr Zeit geben wollte, indem sie Heathrow verließ und erst später wiederkam, weil sie damit Gelegenheit gehabt hätten … ja, wozu eigentlich? Das war
    ihm
    ein
    Rätsel.
    Ihr
    Gesicht
    in
    eine
    Gesichtserkennungsdatenbank einzuspeichern? Sie war in der Datenbank der Agentur gespeichert, aber nirgendwo sonst.
    Falls allerdings jemand ihre Gesichtszüge in die Interpol-Datenbank eingescannt hätte, dann hätten die Kameras im Eingangsbereich des Flughafens sie identifizieren können, ehe sie bei ihrem Gate angekommen war. Ja, so konnte es gewesen sein. Vielleicht hatte sie Angst gehabt, Rodrigo Nervi könnte versuchen, ihre Daten in das Computersystem von Interpol einzugeben.
    Wie hätte sie das vermeiden können? Durch eine kosmetische Operation natürlich. Auch das wäre für eine Frau auf der Flucht eine kluge Entscheidung gewesen. Trotzdem hatte sie darauf verzichtet; stattdessen war sie nach Paris zurückgekehrt. Vielleicht hätte es zu lange gedauert, bis sie nach einer kosmetischen Operation ihr Versteck hätte verlassen können. Vielleicht gab es einen engen Zeitrahmen, in dem sie irgendwas erledigen wollte.
    Und was? Disneyland Paris besuchen? Den Louvre besichtigen?
    Vielleicht war der Mord an Salvatore Nervi gar nicht das große Finale, sondern nur die Ouvertüre gewesen. Vielleicht wusste sie, dass die Besten der Besten in der CIA – namentlich er selbst, obwohl sie ihn natürlich nicht namentlich kannte –
    auf sie angesetzt waren und es daher nur eine Frage der Zeit war, bis sie dran war. Bei dem Gedanken, dass sie so viel Respekt vor seinen Fähigkeiten haben

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