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Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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gemacht.«
    Speer schluckte krampfhaft, aber in seinem glasigen Blick leuchtete ein Funken von Berufsstolz auf. Er stritt das gar nicht erst ab, sondern wurde im Gegenteil erstaunlich eloquent. »Ein Meisterstück, wenn ich so sagen darf. Es kombiniert die Eigenschaften diverser tödlicher Toxine. Schon bei einer Dosis von fünfzehn Millilitern ist es hundertprozentig todbringend.
    Bis sich die verzögert auftretenden Symptome zeigen, ist der zugefügte Schaden bereits so schwer, dass effektiv keine Heilung mehr möglich ist. Vermutlich könnte man es mit einer Mehrfachorgantransplantation probieren, vorausgesetzt, es wären zufällig zum benötigten Zeitpunkt genügend geeignete transplantationsfähige Organe vorhanden, aber wenn auch nur ein kleiner Rest des Toxins im Blutkreislauf zurückbliebe, würden auch diese Organe angegriffen. Nein, ich glaube nicht, dass das funktionieren würde.«

    »Vielen Dank, Doktor.« Rodrigo zeigte ihm ein eisiges Lächeln, das dem Doktor, wäre er ein wenig nüchterner gewesen, Todesangst eingejagt hätte. Stattdessen lächelte er ebenfalls.
    »Keine Ursache«, sagte er. Die Worte hallten noch im Raum nach, als Rodrigo ihm das Genick brach und ihn wie eine Lumpenpuppe zu Boden plumpsen ließ.

    7
    Swain lag in seinem Hotelbett, starrte an die Decke und versuchte,
    eine
    logische
    Verbindung
    zwischen
    den
    verschiedenen Punkten zu entdecken. Draußen prasselte ein morgendlicher, kalter Novemberregen gegen die Fenster; er war immer noch das viel wärmere Klima Südamerikas gewohnt und spürte ein leichtes Frösteln, obwohl er bis zum Hals zugedeckt im Bett lag. Bei diesem Regen und seinem Jetlag hatte er definitiv eine Ruhepause verdient. Außerdem dümpelte er nicht nur dösend in den Daunen; er machte sich Gedanken.
    Er kannte Lily nicht persönlich, darum konnte er nur bedingt vorausberechnen, wie sie reagieren würde. Bis jetzt hatte er sie als kreativ, kühn und kühl kalkulierend kennen gelernt; er würde zur Topform auflaufen müssen, wenn er sie überlisten wollte. Aber er liebte Herausforderungen; darum würde er bestimmt nicht mit einem Foto von ihr durch Paris rennen und die Passanten befragen, ob sie diese Frau gesehen hatten – na sicher, als würde so was klappen –, sondern versuchte zu ergründen, was sie als Nächstes unternehmen würde, damit er ihr jenen halben Schritt voraus sein konnte, den er brauchte, um sie zu kriegen.
    Er listete im Geist alles auf, was er bislang in Erfahrung gebracht hatte. Es wurde keine lange Liste.

    A: Salvatore Nervi hatte ihre Freunde ermordet.
    B: Daraufhin hatte sie Salvatore Nervi ermordet.

    Eigentlich müsste der Fall damit erledigt sein. Sie hatte ihre Mission erfolgreich abgeschlossen, bis auf das letzte kleine Detail, Rodrigo Nervi lebend zu entkommen. Aber selbst das hatte sie inzwischen geschafft; sie war nach London geflohen, hatte dort diese irre Bäumchen‐wechsle‐dich‐Nummer durchgezogen und war sofort wieder zurückgeflogen.
    Möglicherweise war sie hier in Paris untergeschlüpft, wobei sie auf eine weitere Identität aus ihrem scheinbar endlosen Vorrat zurückgegriffen hatte. Möglicherweise hatte sie nur kurz den Flughafen verlassen und sich irgendwo noch mal verkleidet, um dann sofort wieder umzudrehen und mit dem nächsten Flugzeug zu verschwinden. Sie musste wissen, dass in einem Flughafen alles aufgezeichnet wurde, was ein Passagier außerhalb der Toilette tat, weshalb sie sich ausrechnen konnte, dass jeder, der ihr auf den Fersen war, irgendwann ihre Artistennummer
    durchschauen
    und
    daraufhin
    die
    Passagierlisten durchforsten würde, bis er wusste, unter welcher Identität sie jeweils gereist war. Sie war zu den schnellen Wechseln gezwungen gewesen, um Rodrigo Nervi abzuschütteln und sich Zeit zu erkaufen, auch wenn das bedeutet hatte, dass sie drei ihrer Wechselidentitäten verbraucht hatte, die sie nicht wieder verwenden konnte, ohne dass überall rote Alarmlampen aufleuchteten und sie geschnappt wurde. Allerdings konnte sie in der gleichen Zeit auch den Flughafen verlassen und einen weiteren Namen angenommen haben, verbunden mit einem neuen Aussehen, das von keiner Kamera aufgezeichnet worden war. Sie hatte exzellent gefälschte Papiere; offenbar kannte sie ein paar talentierte Künstler. Sie würde alle Kontrollen und Grenzen problemlos überwinden. Inzwischen konnte sie überall sein.
    Sie konnte in diesem Moment in London Tee trinken, auf einem Nachtflug nach Amerika vor sich hin dösen oder

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