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Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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‐«
    Wieder hörte Swain es klicken. »Im Osten.«
    »Und wie heißt das Labor?«
    »Ganz einfach Nervi‐Labor.«
    Sehr schön. Im Geist übersetzte Swain den Namen ins Französische. Laboratoires Nervi. Wie gut, dass er ein solches Fremdsprachengenie war.
    »Brauchen Sie sonst noch was?«
    »Ja. Die Wohnadresse von Averill und Christina Joubran.
    Die beiden waren deaktivierte Agenten. Wir haben sie hin und wieder eingesetzt.«
    »Wann war das etwa?«
    »Anfang der Neunzigerjahre.«
    »Einen Augenblick.« Wieder klickte es. Patrick sagte: »Da ist sie«, und gab die Adresse durch. »Noch etwas?«
    »Nein, das wäre alles. Sie leisten gute Arbeit, Mr.
    Washington.«
    »Danke, Sir.«
    Das »Sir« bestätigte, dass Patrick tatsächlich Swains Identität und Berechtigung überprüft hatte. Er setzte Patricks Namen auf seine mentale Liste von Menschen, an die er sich notfalls wenden konnte, denn es hatte ihm gefallen, dass der junge Mann vorsichtig genug war, um nichts als selbstverständlich hinzunehmen.
    Swain schaute aus dem Fenster: Es regnete immer noch. Das gefiel ihm gar nicht. Er hatte zu oft zu lang in dampfender tropischer Hitze gestanden, nachdem ihn ein Wolkenbruch bis auf die Haut durchnässt hatte, und diese Erfahrung hatte bei ihm eine intensive Abneigung gegen nasse Kleider erzeugt.
    Nass und durchkühlt war er schon ewig nicht mehr gewesen, aber soweit er sich erinnern konnte, war es noch unangenehmer als nass und warm. Eine Regenjacke hatte er auch nicht dabei. Er wusste nicht einmal, ob er überhaupt eine besaß, und zum Einkaufen hatte er schon gar keine Zeit.
    Er schaute auf die Uhr. Zehn nach acht; die Läden hatten noch nicht auf. Er löste das Problem, indem er bei der Rezeption anrief und darum bat, nach Ladenöffnung einen Regenmantel in seiner Größe auf sein Zimmer zu liefern, für den er sein Konto belasten ließ. Das würde zwar nicht verhindern, dass er heute Morgen nass wurde, da er nicht warten konnte, bis der Regenmantel besorgt worden war.
    Aber andererseits musste er nur zu seinem Mietwagen laufen und nicht stundenlang durch den Dschungel waten.
    Er hatte einen Jaguar gemietet, weil er schon immer einen fahren wollte und weil gestern Abend am Mietwagenschalter nur noch Luxuslimousinen zur Verfügung gestanden hatten, obwohl er »viel schneller« als sonst über den Kanal gekommen war, Murrays NATO‐Freund sei Dank. Er nahm sich vor, nur den üblichen Betrag als Spesen anzusetzen und den Rest aus eigener Tasche draufzuzahlen. Normalerweise war keine Vorschrift davor sicher, dass er daran herumfeilte, aber bei seinen Spesen war er extrem pingelig. Er vermutete, dass man ihm im Zweifelsfall wegen falscher Spesenabrechnungen Feuer unter dem Arsch machen würde. Und da ihm sehr an seinem Arsch gelegen war, wollte er ihm jede übertriebene Hitze ersparen.

    Er verließ das Bristol hinter dem Lenkrad des Jaguars und inhalierte dabei tief den üppigen Ledergeruch der Autopolster.
    Wenn Frauen wirklich versuchen würden, mit ihrem Duft Männer anzulocken, dachte er, würden sie ausschließlich Neuwagenparfüm tragen.
    Diesen Gedanken fröhlich ausspinnend, stürzte er sich in den Pariser Verkehr. Er war seit Jahren nicht mehr in Paris gewesen, aber er hatte nicht vergessen, dass hier nur der Tapfere und Tollkühne Vorfahrt hatte. Laut Verkehrsordnung galt hier zwar theoretisch rechts vor links, aber von Ordnung konnte in diesem Verkehr keine Rede sein. Er schrammte knapp an einem Taxi vorbei, dessen Fahrer eine Vollbremsung hinlegte und ihm gallische Flüche hinterherschickte, aber da hatte Swain schon beschleunigt und sich in die nächste Lücke geschoben. Verflucht noch mal, das machte Spaß! Die nassen Straßen machten den Verkehr noch unberechenbarer und trieben seinen Adrenalinspiegel in immer neue Höhen.
    Unter sporadischer Zuhilfenahme eines Stadtplans kämpfte er sich nach Süden in das Montparnasse‐Viertel vor, wo die Joubrans gewohnt hatten. Später würde er auch das Nervi‐Labor in Augenschein nehmen, sich das Gelände und die auffälligeren Sicherheitsmaßnahmen einprägen, aber zuerst wollte er dorthin, wo sich Lily Mansfield seiner Einschätzung nach am wahrscheinlichsten aufhielt.
    Es war an der Zeit, das Spiel zu eröffnen. Er konnte es kaum erwarten, ihr nach der lustigen Jagd, die sie ihm gestern geboten hatte, persönlich zu begegnen. Er war fest überzeugt, dass er letzten Endes gewinnen würde, aber erst wollte er Spaß und Spiel ausgiebig genießen.

    8
    Rodrigo

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