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Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Titel: Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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sie.
    Mosine Klipp erklärte ihr, dass sie das Buch brauche, das Ilona Schulz zuletzt benutzt hatte. »Deshalb bitte ich Sie, nichts mehr zu ändern. Haben Sie noch einen Moment Zeit?«
    Die Souffleuse hatte noch zehn Minuten bis zum Probenbeginn. Mit einem Kaffee aus der Kantine setzten sie sich in den Hof. »Was geht in Ihnen vor?«, fragte die Kommissarin.
    Die junge Frau sah ihr in die Augen und nickte. »Das ist eine gute Frage. Da kommt so viel zusammen. Am schwersten ist zu begreifen, dass geprobt wird, als wäre nix passiert. Und das Stück spielt ja im Totenreich. Das müssen Sie sich mal vorstellen, da laufen die Toten unsichtbar zwischen den Lebenden rum. Wissen Sie, was das heißt? Ich sehe Ilona dauernd neben mir.«
    Jetzt wird es kriminell, dachte die Kommissarin. »Neben wem sehen Sie Ilona, rein beziehungsmäßig, zu wem schaut sie?«
    »Zu Blatzeck, glaube ich. Zu mir hat sie mal gesagt, der hat so einen abwesenden Blick, das fand sie interessant.«
    Das kam der Kommissarin bekannt vor. Sollte das Mädchen zwischen den beiden Männern gestanden haben, zwischen Falte und Muskel? In Mosine Klipp kribbelte es, da bahnte sich etwas an. »War sie lesbisch?«
    Die Souffleuse war entrüstet. »Quatsch, wer erzählt denn so etwas?«
    Nun betrat Muskelprotz Ponto den Hof. Mosine Klipp hatte keine Lust, ihm zu begegnen. Doch er kam direkt auf sie zu und nahm sie am Arm: »Ich muss Ihnen etwas Wichtiges sagen. Kann sein, Sie verhaften mich dann. Ich war schuld, dass die Versenkung gestern noch unten war. Ich habe den Assistenten gebeten, der Technik erst einen Tag später Bescheid zu geben.«
    Darauf war die Kommissarin nicht gefasst, das kam ja einem Geständnis gleich. »Warum?«
    Der Schauspieler sah hilflos aus, nichts von seinem gestrigen Naturell war zu erkennen. »Ich wollte mit der Versenkung etwas ausprobieren und es Hajo zeigen, aber dann kam es nicht mehr dazu.«
    Mosine Klipp bat den Schauspieler, sich nach der Probe bereitzuhalten und ihr gegebenenfalls aufs Präsidium zu folgen.
    Sie setzte sich noch mal in die Probe. Diesmal mied sie die Nähe des Regisseurs, um die Kontrolle über sich zu behalten, und wählte die letzte Reihe. Ihr war, als gingen unsichtbare Fäden von der Bühne in den Zuschauerraum und zurück auf die Bühne und in die Seiten und hinunter und hinauf in das Reich der Technik, wo auch Matthias Walter weiter ermittelte. Sie spürte, diesen Fäden musste sie folgen.
    In der Pause bat sie Blatzeck, den Platz der Souffleuse einnehmen zu können. Da saß sie nun auf dem Feuerwehrsitz neben dem Bühnenportal, wo der Eiserne Vorhang den Bühnenraum aus Brandschutzgründen vom Zuschauerraum trennt. Auf dem Schoß hielt sie das Textbuch von Ilona Schulz und schaute durch einen Schlitz wie durch einen Briefkasten auf die Bühne. Dann betrachtete sie die Versenkung, die nun hochgefahren war. Langsam ging sie durch den Raum und lauschte auf ihre Schritte. Plötzlich krachte eine Eisentür, die Kommissarin schreckte zusammen. Kam da jemand? Es waren keine Schritte zu hören. Da, jetzt glaubte sie hinter dem dicken schwarzen Vorhang, der das Bühnenrund umgab, jemanden atmen zu hören. Blatzeck oder Ponto? Muskel oder Falte? Warum sollte nicht die Souffleuse in den gleichen Konflikt wie sie geraten sein?
    »Blatzeck?«, rief Mosine Klipp.
    »Ja«, klang es gedämpft durch den Vorhang.
    »Was tun Sie, verdammt noch mal?«
    Der Regisseur trat auf die Bühne. »Ich denke nach.«
    »Tun Sie das öfter, war die Situation gestern genauso? War Ilona Schulz vor Ihnen auf der Bühne?«
    Erstaunt antwortete der Regisseur: »Ich wollte Ilona neue Striche mitteilen, wir waren vor der Probe verabredet, aber sie war nicht da.«
    Sofort wusste die Kommissarin, was zu tun war. Doch vorher musste Walter her. Sie rief Blatzeck zu: »Rufen Sie in zehn Minuten alle zusammen, lassen Sie die Versenkung herunterfahren. Ich will die Situation nachstellen!«
     
    Mosine Klipp hatte sich in das Textbuch vertieft, als Walter die Bühne betrat. »Haben Sie Blatzeck verhaftet?«, fragte er.
    »Wieso?«, fragte Mosine Klipp.
    »Na, wenn er sie zur Tatzeit auf die Bühne bestellt hat, ist er doch verdächtig!«
    Die Kommissarin wunderte sich. »Hat er Ihnen das erzählt?«
    »Nein, ich habe Sie beide durch einen Lautsprecher gehört.« Erst jetzt erfuhr Mosine Klipp von den Lautsprechern, die überall im Hause hingen und über die man das Bühnengeschehen verfolgen konnte. Die Kommissarin verstand gar nichts mehr. »Dann

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