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Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Titel: Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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auf dem man herrlich dancen kann, aber das geht nun nicht mehr, weil meine Anlage alles ausfüllt.«
    Anke Schmitt raunte mir ins Ohr: »Krokodilklemmen, das könnte klappen.« Was sie damit gemeint hatte, würde sich mir erst später erschließen.
    Die Jahre gingen ins Land. Nach und nach bekam Herr Dr.   Grand seine Belegschaft in den Griff. Er hatte das Dezernat in Referate geteilt, die Leiterposten an besonders fügsame Kolleginnen vergeben und überraschte hier und da eine Kollegin mit der Einstufung in eine höhere Gehaltsgruppe. Unser Büro blieb außen vor. Wir waren mit unseren lautstarken Bemerkungen in Ungnade gefallen und sollten von dieser zur stillen Freude der Kolleginnen nicht mehr erlöst werden.
    Herr Dr.   Grand erfreute uns bei den Jour-fixe-Treffen mit Brainstormings, in denen er die Spielregeln ernst zu nehmen schien. Nach kurzen Bemerkungen zum verwaltungstechnischen Alltag griff er die in kürzester Zeit geäußerten Ideen auf, kombinierte und entwickelte sie frei weiter. Kommentare, Korrekturen und kritische Würdigungen brachte er nicht an, was allerdings daran lag, dass sämtliche Ideen von ihm stammten. Selbstvergessen ließ er in Gedanken Autos über seine Modelleisenbahnen und durch die Wolken fahren: »Bei mir geht das, mit dem Auto zur Arbeit fliegen, da gibt es keinen Stau mehr und man kann sich gleich aus der Luft auf einen Parkplatz stürzen!« Begeistert klatschte er mit der Hand auf den Tisch und spuckte beim Reden weiter vor sich hin.
    Ursache hierfür waren wohl nicht Helicobacter -Bakterien, da er sich offensichtlich bester Gesundheit erfreute und sich weder mit Magen- noch gar Zwölffingerdarmgeschwür vom Dienst zu suspendieren gedachte. Überhaupt lag ihm seine Gesunderhaltung sehr am Herzen und weit mehr auf der Seele als auf dem Magen. So fielen immer öfter unsere Montagssitzungen aus. Herr Dr.   Grand schickte uns Karten aus großen Städten in Europa, in denen er sich mit dem Besuch von auf TT-Spur spezialisierten Modelleisenbahnausstellungen auf ärztliche Empfehlung hin von den Verwaltungsstrapazen erholte. Als Privatpatient seiner Krankenkasse kurte er alljährlich in den Bergen und auf Inseln und werkelte dort an den Modulen seiner immer größer werdenden eigenen TT-Anlage. Nach sechs Wochen Sommersonne auf Sylt stand er eines Montagmorgens wieder vor uns und veranstaltete im Jour   fixe ein Mind   Mapping. An die Wand pinnte er das zentrale Thema Team . Nachdem alle betreten schwiegen und in die Ferne sahen, war klar, dass er sich meiner erinnern würde. Er trennte meinen Familiennamen wieder in zwei Worte und sprach sie gedehnt aus: »Maria bei Fuß, wie wäre es denn?«
    Neben mir saß Anke Schmitt an, die verstohlen ihre Hände zu einem Krokodil gefaltet hatte. Blitzartig verstand ich ihren Plan und war dabei.
    Ich schrieb die Worte TT und Höhenflug auf Karten und pinnte sie an. Der Bann war gebrochen. Am Ende des Treffens wünschten sich alle einen Ausflug auf Herrn Dr.   Grands Dachboden.
    »Na denn«, sagte er, und seine Stimme klang dabei etwas zu fröhlich, »lade ich Sie herzlich zu mir ein, Samstag um 10.00   Uhr zum Subbotnik auf den Boden, vier Treppen, kein Fahrstuhl.«
    Wir guckten ihn entgeistert an, bis er weiter sprach: »Keine Bange, es gibt keinen freiwilligen, unbezahlten Arbeitseinsatz, es ist nur etwas modrig.«
    Obwohl uns Dr.   Grand mit dieser Kenntnis unserer versunkenen Arbeitswelt verblüffte, wackelten Anke Schmitt und ich nicht gönnerisch. Unser Plan stand fest. In den verbleibenden Tagen würden wir die entsprechenden Vorbereitungen treffen können.
     
    Dr.   Grand ließ, wenn er sein Büro verließ, um uns von seinen Kauferfolgen bei Ausstellungen zu erzählen, die Tür stets unverschlossen. So war es für mich nicht schwer, mir, als er in einem anderen Büro verschwunden war, sein Schlüsselbund vom Schreibtisch zu holen. Ich wusste, wenn Herr Dr.   Grand einmal ins Schwärmen geriet, würde er sich in der nächste Stunde nicht wieder staubigen Akten widmen. Ich huschte aus dem Amt und ließ beim Schlüsseldienst im Supermarkt um die Ecke den Bodenschlüssel, der durch einen Chip mit den Buchstaben TT und eine abgebildete kleine Eisenbahn gekennzeichnet war, nachbauen. Zurück im Amt war Dr.   Grand noch immer unterwegs, als ich das Schlüsselbund auf seinen Tisch legte. Anke Schmitt grinste mich an.
    Im PC guckten wir auf seinen Terminkalender. Am Donnerstag war er nachmittags zu einem Checkup bei seinem Hausarzt

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