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Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Titel: Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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wir denn?«, flüsterte Oskar.
    »Keine Ahnung. Ist mir auch egal«, brummte Bruno schlecht gelaunt und überlegte gleichzeitig, wie er sich an seinem linken Fuß kratzen könnte, ohne den Ritter loszulassen.
    »Vielleicht fahren die jetzt nach Hause?«
    »Nach Hause?«
    »Ja, nach China, und wir müssen mit. Bruno, da hab’ ich keinen Bock drauf. In China haben die ja nicht mal ordentliches Besteck und sprechen auch so komisch.«
    Bruno stöhnte: »Das sind doch Japaner.«
    Der Bus wurde langsamer und kam mit einem Schnaufen zum Stehen. Nachdem der letzte Reisegast den Bus verlassen hatte, richtete sich Bruno vorsichtig auf. Der Fahrer saß noch auf seinem Platz, war aber in das Studium einer Zeitung vertieft. Bruno spähte aus dem Fenster. Die Reisegruppe trottete einer Dame im roten Kleid hinterher, die mit einem geschlossenen Regenschirm abwechselnd links und rechts in die Gegend piekte. Bruno kam das Dorf, in dem der Bus parkte, irgendwie bekannt vor. Flache Häuser rechts, links eine Kirche, davor ein kleines Schild mit der Aufschrift »Zur Kahlbutz-Gruft« und dann   …
    Dann schrie Bruno so lange, bis Oskar aufsprang und ihm den Mund zuhielt.
     
    Ludger Holbein schaute mit einer Mischung aus Abscheu und Faszination zu, wie sich die Latexhaut unter den kräftigen Atemstößen von Hannes langsam zu füllen begann und eindeutige, vor allem überdimensionierte Konturen annahm. Luxusmodell Dolly hatte groß auf der Packung gestanden, hautsympathisch und gefühlsecht, ausgestattet mit allem, was einem Mann Freude   … Aber so weit wollte Ludger nun wirklich nicht denken. Jetzt ging es darum, einen adäquaten Ersatz für den Kahlbutz in den Sarg zu bekommen, und dieses Vorhaben drohte gerade zu scheitern, weil sich sein Bruder zu stark ins Zeug legte.
    »Hannes, hör auf, oder hast du den Ritter so drall in Erinnerung? Nee, nee, das muss doch eher schlaff und knitterig wirken.«
    Hannes ließ einige Sekunden zischend Luft entweichen, prüfte dann mit einer Hand die Konsistenz des Gummikörpers und nickte seinem Bruder schließlich zu.
    Ludger breitete ein weißes Tuch über der Puppe aus. »Ok, wir drehen noch zwei, drei von den Glühbirnen raus, dann sollte das für die Japaner reichen«, sagte er schließlich und zupfte einige letzte Falten aus dem Stoff.
     
    Durch den Schrei aufgeschreckt, ließ der Busfahrer die Zeitung fallen und sprang auf. »Was zum Teufel!« Er bewegte sich bedrohlich auf Bruno und Oskar zu. »Ihr seid doch keine Japaner? Schwarzfahrer! Euch mach’ ich Beine!«
    Oskar sah Bruno an, dem vor Angst fast die Augen aus den Höhlen sprangen. »Wir müssen hier raus«, zischte er.
    Bruno nickte. »Ok, bei drei. Eins   …«
    Doch da war Oskar bereits hinter der Sitzreihe hervorgesprungen, die Mumie im Schlepptau. Bruno hatte keine Wahl, er musste hinterher. Knapp vor dem Busfahrer erreichten sie den hinteren Ausstieg des Busses, stolperten auf den Parkplatz und rannten dann in Richtung Kirche.
    Nach einigen Metern drehte sich Bruno um. Der Busfahrer war ihnen glücklicherweise nicht gefolgt. Dafür drohte neues Ungemach von links: Die japanische Reisegruppe kam zurück. Bruno sah sich hektisch um, entdeckte als einzige Zuflucht den Eingang zur Gruft. Er rüttelte am Türgriff. Die Tür schwang mit leisem Quietschen auf.
    »Los, rein hier!«
     
    Ludger Holbein hörte die Schritte auf der Treppe und drehte sich in der Erwartung um, die japanischen Investorengruppe vor sich zu haben. Umso erstaunter war er, als er gegen das helle Rechteck der Eingangstür die Silhouette von drei Gestalten erkannte, die Arm in Arm direkt auf ihn zu wankten. Er legte einen Finger auf seine Lippen und signalisierte Hannes mit einer Kopfbewegung, ihm in eine dunkle Ecke der Krypta zu folgen.
    Bruno riss die Augen weit auf. Nach der Helligkeit des Sommertages gewöhnten sich seine Pupillen nur langsam an das schwache Licht hier unten. Der Deckel vom Sarg war hochgeklappt. Also musste der Typ, gegen den sie gestern beim Poker gewonnen hatten, den Schlag überwunden und seinen Suff ausgeschlafen haben.
    »Wäre doch cool, wenn wir den Ritter einfach hier verstecken, oder?« Oskar kicherte leise. »Hier suchen sie den doch nie.«
    »Wir müssen auch nicht mehr suchen, denn wir haben ihn schon gefunden.« Mit diesen Worten sprangen Ludger und Hannes aus ihrem Versteck hervor und bauten sich vor dem Ausgang auf.
    Bruno fuhr herum und erschrak. Der Pokerspieler von gestern mitsamt Zwillingsbruder. Mit einem Mal wurde

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