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Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Titel: Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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denke?« Er sah zu Oskar rüber.
    »Klar«, sagte dieser schnell, zeigte auf den Bus und grinste. »Wir klauen das Ding.«
    »Schwachkopf, so wie du gerade den Kleinwagen zerlegt hast, kommst du mit so einem Geschütz auf keinen Fall klar. Nein, nein, wir brauchen ein Handy, um mit dem Bürgermeister Kontakt aufzunehmen. Außerdem bin ich pleite. Ich werde mich in dem Bus umsehen, und du warnst mich, wenn jemand von der Reisegruppe kommt. Verstanden?«
    Oskar nickte eifrig und erinnerte dabei ein wenig an den Wackeldackel, der sich auf der Hutablage des gestohlenen Wagens befunden hatte.
    Bruno kletterte in den Bus, schob sich durch den schmalen Gang, klopfte mit beiden Händen die zurückgelassenen Kleidungsstücke ab und wurde schnell fündig: ein modernes Handy, das nicht mal mit einem Passwort gesichert war. Jetzt musste er nur noch etwas Geld finden.
    Oskar hatte sich inzwischen mit dem Kahlbutz im Arm tiefer in den Schatten des Reisebusses zurückgezogen. Nicht, dass der Ritter noch Sonnenbrand bekommt oder ein Ozonloch oder so etwas. Er wollte Bruno einfach keinen Grund für erneute Zurechtweisungen bieten. Plötzlich hörte er Stimmen, die hoch und fein, wie ein Schwarm Bienen, in einer unbekannten Sprache durcheinandersummten. Oskar riskierte einen Blick hinter dem Bus hervor. Tatsächlich, ein ganzer Trupp kleiner Menschen mit dunklen Haaren und schmalen Augen kam aus einem der Gebäude direkt auf ihn zu. Oskar überlegte nicht lange   – das machte er nie   –, aber diesmal überlegte er besonders wenig lange. Er packte sich den Ritter vor die Brust, eilte zur rückwärtigen Tür des Busses, zog sich keuchend am Geländer ins Innere und ließ sich dann mitsamt Mumie auf die hintere Bank sinken.
    »Bruno«, japste er atemlos. »Bruno, versteck dich. Die Chinesen kommen.«
     
    »Das hast du gemacht?« Ludger Holbein starrte seinen Bruder Hannes, der inzwischen dem Sarg entstiegen war, entsetzt an. Kommissar Sandmann hatte die übrigen Besucher aus der Krypta geführt.
    »Du hast den beiden Fremden mitten in der Nacht den Ritter gezeigt? Eine Privatführung, weil   … weil   …« Ludger Holbein stotterte vor Aufregung. »Weil du beim Skat in der Dorfkneipe gegen sie verloren hast? Ich fasse es nicht!«
    »Poker«, sagte Hannes Holbein kleinlaut.
    »Poker? Hast du das jemals vorher gespielt?« Ludger sah seinen Bruder streng an.
    Hannes schüttelte resigniert den Kopf. »Nee, aber is’ doch auch egal. Ich habe den beiden gleich gesagt, dass ich keinen Schlüssel habe. Die wollten nämlich unbedingt mal die Haut vom Kahlbutz anfassen. Aber wie wir so vor dem Sarg stehen, und ich meinen Vortrag starte, fummelt der eine plötzlich mit einer Büroklammer am Schloss rum. Ich versuche natürlich, ihn wegzuzerren, aber da muss mir der andere was über den Schädel geschlagen haben. Jedenfalls ging bei mir ratzfatz das Licht aus.« Hannes warf einen Seitenblick auf den immer noch offen stehenden Sarg. »Eigentlich habe ich in dem Ding richtig gut geschlafen.«
    »Dann kannst du dich gleich wieder reinlegen.« Ludger funkelte seinen Bruder böse an.
    »Wie reinlegen?«
    »Die Investoren kommen in wenigen Minuten   – schon vergessen? Und wer ist nicht da, wo er sein sollte? Na, dämmert es?«
    »Wie, du meinst   … Ich soll mich noch mal in den Sarg legen? Nein, Ludger, auch wenn ich momentan nicht ganz frisch aussehe   – als Mumie gehe ich ja wohl noch nicht durch. Da müssen wir etwas anderes finden.«
    Ludger grübelte fieberhaft, was denn als Ersatz-Kahlbutz herhalten könnte. Plötzlich schlug er sich mit der flachen Hand gegen die Stirn und sah Hannes grinsend an: »Auch wenn ich es bisher nicht erwähnt habe, ich habe sehr wohl mitbekommen, wie du vor einigen Wochen dieses große, diskret verpackte Paket bekommen hast und damit dann husch, husch für längere Zeit auf deinem Zimmer verschwunden bist.«
    Hannes schluckte. »Na gut, wenn du es sowieso schon weißt, dann legen wir sie eben in den Sarg. Aber du musst mir helfen, ich habe sie auf dem Dachboden versteckt.«
     
    Bruno und Oskar kauerten auf der Rückbank des Busses und machten sich so klein wie möglich. Der Kahlbutz klemmte zwischen ihnen und sah mit der Wolldecke, die sie ihm über Kopf und Schultern gehängt hatten, ein wenig wie ein Mönch aus. Seit Minuten rumpelte der Reisebus über holprige Landstraßen, doch von ihrer Position konnten die beiden nur die Kronen der Alleebäume am Fenster vorbeirauschen sehen.
    »Wohin fahren

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