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Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Titel: Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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zugegeben, dass sie dir ein Glas geklaut hat. Und sie war so nett, dass sie dich warnen wollte. Damit du dich nicht auch vergiftest. Und dass sie durchkommt, wollte sie sagen.«
    Grit war gar nicht erleichtert, im Gegenteil. Die Eifersucht ließ ihr Herz sofort wieder schneller schlagen. »Sie hat dich angerufen? Woher hat sie deine Handynummer?«
    »Sie hat meine Handynummer nicht«, antwortete Erik. »Sie hat auf Franks Handy angerufen. Das war ihm gar nicht angenehm, das kannst du mir glauben. Aber Petra ist so betrunken, dass ihr das nicht aufgefallen ist.«
    Grit schwieg. Mechanisch ging sie nach draußen, setzte sich neben Petra und strich ihr wieder übers Haar. Sie konnte einem wirklich leidtun, dachte Grit.
     
     
     

Heimaterde
    VON FRANZISKA STEINHAUER
     
    In der dunkelsten Stunde krochen sie aus ihren Häusern und versammelten sich.
    Bewaffnet mit Äxten, Steinen, Motorsägen.
    Hannah lag zitternd im Bett, die Decke bis über den Kopf gezogen.
    Scherben klirrten, Äxte hackten auf das Tor ein und verschafften dem Mob Zutritt zum Garten, voller Entsetzen hörte sie, wie die Motorsäge arbeitete. Meine Linde, dachte sie verzweifelt, schluchzte bitter, meine wunderschöne Linde.
    Gert saß aufrecht in seiner Hälfte des Bettes und telefonierte mit der Polizei.
    Der Spuk war so plötzlich vorbei, wie er begonnen hatte.
    Die Ruhe erschien Hannah fast unheimlicher, als der ohrenbetäubende Lärm zuvor.
    »Los, steh auf! Lass uns nachsehen, was die Vandalen angerichtet haben!«, knurrte Gert und riss ihr erbarmungslos die Decke weg.
    Das Erdgeschoss bot ein Bild der Verwüstung.
    Unter Hannahs Schuhen knirschte es bei jedem Schritt.
    Im Schein der Taschenlampe offenbarte sich, warum das Licht sich nicht einschalten ließ: Alle Lampen waren zu Bruch gegangen. Das Geschirr in den Einbauschränken der Küche   – unbrauchbar. Die teure Espressomaschine hatte wohl ein gezielter Wurf zertrümmert und von der Arbeitsfläche gefegt.
    Als die Polizei endlich eintraf, war Gert schon tot.
    Hannah blieb einsam und verlassen im Chaos zurück.
    Ein Schreiner sicherte die Fenster mit Holzplatten. Nun war es völlig dunkel im Erdgeschoss. So finster wie in Hannahs Seele. Sie wusste kaum, auf wen sie wütender sein sollte, auf den Mob oder auf Gert.
    Wenige Tage später stand sie hasserfüllt an seinem Grab.
    Am liebsten hätte sie ihm etwas Unfreundliches, ja Kränkendes hinterhergeschrien. Zwecklos.
    Er hatte ja schon zu Lebzeiten nie auf sie gehört.
    Herzinfarkt.
    War ja eigentlich kein Wunder, bei dem Stress. Dass er den selbst angezettelt hatte, spielte keine Rolle, davon war die Schädlichkeit nicht abhängig. Als er ihr an jenem Nachmittag erklärt hatte, er würde das Haus verkaufen, traf sie das tief. Mehr als die Hälfte ihres Lebens lebte sie nun hier, hielt das Haus in Ordnung und den Garten in Schuss. Hegte ihre Lieblingspflanzen und genoss die Sommertage im Schatten ihrer schönen Linde, die sie vor dem Straßenbau gerettet hatte, als der Baum noch ein winziger Setzling war, dem man noch nicht einmal die Linde ansehen konnte.
    Verkauft!
    Ohne ihr Einverständnis.
    Vom juristischen Standpunkt aus betrachtet, hatte Gert deutlich gemacht, sich lasziv zurückgelehnt, die Arme zu voller Spannweite auf der Rückenlehne der Couch ausgebreitet, brauche er das auch gar nicht. Er sei der alleinige Besitzer von Haus und Garten.
    »Eine einmalige Gelegenheit! Die zahlen weit mehr, als das Gemäuer hier wert ist!«, hallte es noch immer in ihren Ohren nach. »Wir haben ausgesorgt.«
    Gert hatte den Handel am Ende mit seinem Leben bezahlt.
    Hannah seufzte.
    Schüttelte unbeteiligt Hände der kondolierenden Brieskowitzer.
    Heuchler! Schlimmer noch: Mörder!
    Die Neuigkeit hatte sich in Windeseile im Ort herumgesprochen.
    Hannah und Gert verkaufen.
    Waren Verräter.
    Als man Hannah beim Bäcker nicht mehr bediente, fauchte Gert: »Nicht mit mir! Ich bring die Brötchen nachher mit.«
    Doch er brachte keine mit. An jenem Tag nicht und auch an keinem anderen mehr.
    Das Leben wurde komplizierter.
    Der vorläufige Gipfel war eine an die Garage gesprayte Nachricht: »Verräter verschwindet!«
    Gert bearbeitete den Schriftzug mehrere Tage. Ganz zu entfernen waren die bösen Worte nicht mehr.
    Weder von der Wand noch von der Seele.
    Gert behauptete, die anderen plage nur der schiere Neid, denn ab dem Verkauf des ersten Hauses an den Energiekonzern war der Bann gebrochen, und die Grundstücks- und Hauspreise würden nun rapide

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