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Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Titel: Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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sinken, mit jedem weiteren »Abtrünnigen« verfielen die möglichen Erlöse für die ewigen Zauderer.
    Hannah litt schweigend.
    Niedergeschlagen saß sie oft stundenlang im Wohnzimmer auf der Couch und starrte auf die Mattscheibe des Fernsehgeräts, das sie nicht eingeschaltet hatte.
    Ihr Hausarzt riet zu Bewegung an der frischen Luft.
    Ausgedehnte Spaziergänge mochte sie aber weder im Dorf noch in dessen Umgebung unternehmen, seit man vor kurzem einen schwarzen, riesigen Hund auf sie gehetzt hatte, der nur deshalb nicht gebissen hatte, weil er mit »Fass die Verräterin!« wohl nichts anzufangen wusste.
    Gert, unerschütterlich wie ein Fels, verkündete, man dürfe sich nicht unterkriegen lassen. Sowie der Betrag auf seinem Konto eingegangen sei, würden sie sich eine gemütliche Wohnung suchen.
    Aber es sollte anders kommen.
    Gert klagte nun häufig über Schmerzen in der Brust.
    »Das ist auch kein Wunder, bei dem Ärger.«
    »Den hättest du uns ganz leicht ersparen können!«, erinnerte ihn Hannah wütend.
    »Dieses Dorf wird abgebaggert! Alle, die es wollen, werden umgesiedelt oder entschädigt, den anderen frisst der Bagger das Land einfach unter dem Arsch weg! Es gab keine Alternative. Begreif das doch endlich!«
    Und Hannah gab sich Mühe.
    Wenn sie durch die Straßen fuhr, dachte sie daran, dass man nun bald all diese Häuser abreißen würde. Machte sich klar, dass niemand in Brieskowitz bleiben konnte.
    Den Schmerz über den Verlust ihres eigenen Zuhauses half das nicht zu überwinden.
     
    Ihre einzige Stütze in dieser Zeit war Julia.
    Ein paar Tage nach Gerts Beisetzung brachte sie einen Stapel Fotos mit.
    »Hier, sieh mal! Dieses Schmuckstück steht in Frauendorf. Nach Cottbus fährt man etwa zehn bis zwanzig   Minuten. Sind nur sechs   Kilometer.«
    Julia blätterte die Bilder auf den Tisch.
    Ein Häuschen, verwunschen, gerade groß genug für eine Person. Gelb gestrichen mit grünen Fensterläden.
    Hannah blieb skeptisch.
    »Und nun der Garten!«, verkündete die Freundin.
    »Oh! Der ist ja wirklich unglaublich schön!«, seufzte die Witwe.
    »Das Haus gehört einer Bekannten von mir.«
    »Es gibt es doch sicher noch mehr Interessenten«, meinte Hannah und klang schon nicht mehr ganz so ablehnend.
    »Sicher. Aber für dich wäre es perfekt.«
    Hannah sagte weinerlich: »Ich wollte in Brieskowitz in Ruhe alt werden und irgendwann sterben.«
    »Gert hat das Haus verkauft. Du bekommst Morddrohungen«, erinnerte sie Julia. »Du kannst nicht bleiben.«
    »Er hat verkauft. Andere werden schon sehr bald seinem Beispiel folgen. Ich glaube nicht, dass Gert ahnen konnte, mit welch ungerechtfertigtem Hass ihm der Ort begegnen würde. Diese geldgierigen Heuchler!«, fauchte Hannah, bebend vor Zorn. »Brieskowitz hat meinen Mann umgebracht!«
    Julia schüttelte energisch den Kopf. »Das war er schon selbst. Er war gierig und das wurde ihm zum Verhängnis.«
    Hannah schluchzte. »Sie wollen mich auch am liebsten tot sehen! Diese Schweine haben mein Leben zerstört!«
    Julia legte beruhigend ihre Hand auf Hannahs Arm. »Hör auf rumzusitzen. Nimm dein Leben in die Hand.«
    Hannah seufzte ergeben.
    Was wusste Julia schon vom Witwe sein.
    Sie war ihr ganzes bisheriges Leben nur Tochter gewesen.
    Nicht einmal zu einer Verlobung hatte es je gereicht.
    »Wir könnten uns das Häuschen doch morgen mal ansehen? Ich hole dich ab und wir fahren zusammen hin.«
    Zögernd stimmte die Witwe zu.
     
    Als sie am nächsten Morgen zu Julia ins Auto stieg, spürte diese sofort den Schwall mieser Laune, der Hannah umwaberte.
    »Der ganze Anrufbeantworter ist voll«, stöhnte sie. »Stirb! Warum bist du noch nicht tot? Spring vor einen Zug! Lauter tolle Ratschläge aus der Nachbarschaft.«
    Je weiter sie sich von Brieskowitz entfernten, desto mehr hellte sich die Stimmung auf.
    Das Häuschen hatte einen ganz eigenen Charme, dem sich die Witwe nicht entziehen konnte. Vier Räume von nahezu quadratischem Zuschnitt, Bad und Toilette getrennt, eine Küche mit moderner Ausstattung. Genau nach Hannahs Geschmack. Der Garten lockte mit romantischen Ecken und einer üppigen Linde, die fast so schön war wie die, die nun Opfer der sinnlosen Zerstörungswut der Brieskowitzer geworden war.
    Drei Wochen später schon war der Kauf perfekt.
    Und am Ende einer weiteren Woche konnte Hannah mit ihrer Freundin im neuen Wohnzimmer feierlich auf einen neuen Lebensabschnitt anstoßen.
    Würde sich nun alles zum Guten wenden?
    Das Schicksal hatte

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