Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
Vom Netzwerk:
legte auf, und Thomas lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
    In den Monaten nach dem Vorfall im Februar war Pernilla nicht von seiner Seite gewichen. Er wäre um ein Haar gestorben, als das Eis unter ihm brach. Die Rettungssanitäter mussten einen Defibrillator einsetzen, um ihn ins Leben zurückzuholen. Sein Herz hatte wegen der starken Unterkühlung aufgehört zu schlagen.
    Er hatte fast einen Monat in einer Rehaklinik verbracht, und Pernilla hatte ihn jeden Tag besucht.
    Die Panik, als zwei Zehen am linken Fuß aufgrund der Erfrierungen schwarz wurden und schrumpften, saß ihm immer noch in den Knochen. Aber Pernilla hatte ihn beruhigt und getröstet, als er sich Sorgen machte, ob er jemals wieder in den Polizeidienst zurückkehren könnte.
    Schließlich mussten die Zehen amputiert werden, und es hatte Wochen gedauert, bis er sich überwinden konnte, seinen Fuß anzusehen. Wenn er sich Socken anzog, hatte er den Kopf abgewandt und die Augen geschlossen.
    Eines späten Abends, als die Dunkelheit den Anblick milderte und er ziemlich viel getrunken hatte, zwang er sich, genau hinzusehen. Er saß auf der Bettkante und hob vorsichtig seinen Fuß.
    Es war nicht so schlimm, wie er gedacht hatte.
    Er musste lernen, anders zu gehen, und bekam Einlagen für die Schuhe, um den Verlust auszugleichen. Inzwischen war ein leichtes Hinken alles, was von der Amputation noch zu merken war.
    »Sie können einen Marathon laufen, wenn Sie wollen«, hatte der Arzt gesagt, ohne sich um seine skeptische Miene zu kümmern. »Alles nur eine Frage des Trainings und des Willens. Wäre es der große Zeh gewesen, hätte das den Gang und das Gleichgewicht wesentlich mehr beeinflusst. Seien Sie froh, dass es nur der Fuß ist, und nichts Schlimmeres.«
    Thomas wusste, worauf er hinauswollte.
    Mehrere Finger hatten auch schwere Erfrierungen, besonders an der rechten Hand, die kein Handschuh in dem eisigen Wasser geschützt hatte.
    In der ersten Zeit, nachdem er aus der Bewusstlosigkeit aufgewacht war, hatte er in den Nächten Angst gehabt. Wie sollte er ohne die Finger der rechten Hand überleben können? Dann wäre er wirklich ein Krüppel.
    Aber wie durch ein Wunder hatte die Hand sich erholt.
    Dass wegen des Herzstillstands auch ein Risiko bestanden hatte, dass sein Gehirn geschädigt war – mit der Vorstellung konnte er überhaupt nicht umgehen.
    Nach der Reha war er noch für eine ganze Weile krankgeschrieben, bis zum Ende des Sommers. Als er aus der Klinik entlassen wurde, wartete Pernilla am Empfang, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt, und nahm ihn mit zu sich nach Hause. Mit ebensolcher Selbstverständlichkeit holte sie die Sachen aus seinem Apartment in Gustavsberg und quartierte ihn in ihrer alten gemeinsamen Wohnung ein, die sie nach der Scheidung behalten hatte.
    Die Sommermonate verbrachten sie in seinem Haus auf Harö, und dort hatte er sich langsam wieder erholt. Es war, als hätte es die Jahre, in denen sie getrennt waren und jeder für sich den Verlust von Emily betrauerte, nicht gegeben. Er wagte kaum daran zu glauben, dass sie wieder zueinandergefunden hatten. Geschweige denn, dass es wirklich von Dauer war.
    Er bekam einen ganz trockenen Mund bei dem Gedanken, dass jetzt irgendwas nicht stimmen könnte. Der kleine Zeh am linken Fuß begann entsetzlich zu jucken, obwohl Thomas genau wusste, dass es unmöglich war. Das Jucken war so intensiv, dass es an Schmerz grenzte.
    Er wollte sich gerade bücken und das kratzen, was nicht mehr da war, als es an der Tür klopfte.
    »Thomas?«
    Er zuckte so heftig zusammen, dass Karin Ek es merkte.
    »Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.«
    Er winkte sie herein und zeigte auf den Besucherstuhl.
    »Ich war nur mit den Gedanken woanders.«
    Karin zog den Stuhl zum Schreibtisch heran, setzte sich und hielt ein paar Computerausdrucke hoch.
    »Ich habe mal nach den Namen gesucht, die du mir gegeben hast.«
    Sie setzte ihre Brille auf, die an einer Schnur um den Hals hing.
    »Bei den ersten beiden ging es ganz gut, dann ist der Computer abgestürzt, wie üblich. Weißt du, wie oft ich darum gebeten habe, einen neuen zu bekommen?« Sie runzelte die Stirn. »Ich versuche es nachher noch einmal, aber die hier kannst du schon mal haben.«
    »Was hast du gefunden?«
    Er nahm die Ausdrucke und blätterte sie rasch durch.
    »Jan-Erik Fredell ist gerade fünfzig geworden, er wohnt mit seiner Frau im Oxelvägen in Älta.«
    »Kinder?«
    »Eine erwachsene Tochter, die in

Weitere Kostenlose Bücher