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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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hatte seinen Laptop aufgeklappt und saß tief konzentriert vor etwas, das wie eins von Adams Computerspielen aussah. Auf dem Bildschirm wimmelten römische Heerscharen in bunten Farben, die einander attackierten, je nachdem, wie er die Maus hin und her bewegte. Er schien blind und taub für seine Umgebung und blickte nicht auf, als sie an ihm vorbeiging.
    Jonas Sköld liebte offenbar Strategiespiele. Mit so etwas hätte Henrik sich nie abgegeben. Nora mussste unwillkürlich schmunzeln.

Kapitel 11
    Älta war einer der kleineren Vororte Stockholms, in den Sechzigerjahren mitten in die grüne Natur hineingebaut. Er lag im südlichen Teil der Kommune Nacka, und Thomas brauchte kaum eine Viertelstunde für die Fahrt dorthin.
    Er parkte am Straßenrand und blickte an der Fassade des Hauses hinauf, in dem Jan-Erik Fredell laut Einwohnermelderegister wohnte. Das Haus war acht Stockwerke hoch, und es gab keinen Haustürcode, man konnte einfach so hineingehen.
    Die Wohnungstür wurde von einer Frau in den Fünzigern geöffnet. Sie hatte kurz geschnittenes, spaghettiglattes Haar und trug eine graue Strickjacke, die bis zum Hals zugeknöpft war.
    »Ja bitte?«, sagte sie.
    Thomas stellte sich vor und fragte, ob er hereinkommen dürfe.
    Sie trat ein paar Schritte zur Seite und ließ ihn in die geräumige Diele.
    »Janne, du hast Besuch von der Polizei«, rief die Frau, nachdem sie sich als Lena Fredell vorgestellt hatte.
    Sie ging voraus in ein sonnenhelles Wohnzimmer mit schönem Parkettfußboden. Thomas fiel auf, dass es nirgends Türschwellen gab, und einen Moment später wurde ihm auch der Grund dafür klar, als er den abgemagerten Mann auf dem Sofa sitzen sah, bei laufendem Fernseher und mit einem Rollator neben sich. Hinter ihm befand sich ein verglaster Balkon mit Aussicht über ein ausgedehntes Waldgebiet, in dem hier und dort gelbes Laub durch das Grün schimmerte.
    Als Jan-Erik Fredell die Hand zur Begrüßung ausstreckte, zitterte er deutlich. Thomas versuchte, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen, aber seine Reaktion war dem älteren Mann offensichtlich nicht entgangen.
    »Ich habe MS, Multiple Sklerose«, brachte er hervor, und es war deutlich, dass ihm das Sprechen Mühe bereitete. »Sie werden entschuldigen, dass ich nicht aufstehe.«
    Er griff nach einer Fernbedienung mit extra großen Tasten und schaltete den Fernseher aus.
    »Sie ist vor zehn Jahren ausgebrochen, und nun sitze ich hier«, sagte er leise. »Was kann ich für Sie tun?«
    Thomas setzte sich in den nebenstehenden Lehnsessel.
    »Ich untersuche einen Todesfall. Es geht um einen jungen Mann namens Marcus Nielsen. Ich würde gern wissen, ob Sie ihn gekannt haben.«
    Jan-Erik Fredell begann krampfhaft zu husten, und seine Frau kam aus der Küche. Sie klopfte ihrem Mann auf den Rücken und hielt ihm ein Glas mit einem blauen Strohhalm hin. Als der Hustenanfall vorbei war, wandte sie sich an Thomas. Ihr Tonfall war leicht vorwurfsvoll.
    »Meinem Mann geht es nicht gut, wie Sie sehen. Er verträgt keine Aufregung. Was ist passiert?«
    Es gab keinen Grund, nicht aufrichtig zu sein.
    »Ich habe ihn nach einem Studenten namens Marcus Nielsen gefragt. Er wurde am vergangenen Sonntag tot in seinem Zimmer aufgefunden.«
    Lena Fredell machte ein bestürztes Gesicht.
    »Der junge Mann, der uns vorige Woche besucht hat? Der Psychologiestudent?«
    Thomas nickte.
    »Sie sagen, er hat Sie besucht. An welchem Tag war das?«
    »Warten Sie mal«, sie runzelte die Stirn. »Das muss letzten Mittwoch gewesen sein.«
    »Können Sie mir mehr über seinen Besuch erzählen?«
    Lena Fredell blickte ihren Mann an.
    »Du hast dich die meiste Zeit mit ihm unterhalten.«
    Jan-Erik Fredell richtete sich langsam zu einer geraderen Haltung auf, als machte er sich zum Erzählen bereit, und Lena Fredell entfernte sich.
    »Er hatte vorher angerufen und gefragt, ob er uns besuchen darf«, sagte Jan-Erik Fredell mit heiserer Stimme. »Es ging um eine Hausarbeit, an der er schrieb, und er hatte eine Reihe von Fragen.«
    »Worüber?«
    »Ihn interessierte meine Zeit beim Militär.«
    Thomas war überrascht. Damit hatte er nicht gerechnet.
    »Wieso das?«
    »Er sollte über den Wehrdienst in früheren Zeiten schreiben, in den Siebzigerjahren.«
    Thomas dachte nach. Damals wurden so gut wie alle jungen Leute gemustert, und wer nicht aus medizinischen Gründen davonkam, wurde eingezogen und musste ein Jahr Militärdienst leisten.
    »Er hat gefragt, wie es damals war, was wir tun

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