Moerderische Schaerennaechte
Getränke. Als sie sich mit dem Tablett in der Hand umdrehte, stand ihr jemand im Weg, und der Zusammenstoß war unvermeidlich. Das Tablett rutschte ihr aus den Händen und die Flaschen knallten auf den Boden.
»Passen Sie doch auf!«, platzte es aus ihr heraus.
Das Bier war aus der Flasche gelaufen und das Glas umgekippt. Die entspannte Ruhe, die sie gerade noch gespürt hatte, war wie weggeblasen, als sie das Chaos auf dem Fußboden sah.
»Immer mit der Ruhe«, sagte der braunhaarige Mann, mit dem sie zusammengestoßen war. »Sie waren genauso unvorsichtig.«
Nora starrte ihn an und erkannte ihn wieder.
Sie war mit ihrem neuen Mieter kollidiert, Jonas Sköld. Er hatte nach ihrem Umzug in die Brand’sche Villa das alte Haus gemietet, das sie von ihren Großeltern geerbt und bisher bewohnt hatte. Sie waren sich nur einmal ganz kurz begegnet. Ihre Eltern hatten den Kontakt vermittelt, und sie war erleichtert gewesen, einen Mieter empfohlen zu bekommen, anstatt eine Anzeige aufgeben und an einen Wildfremden vermieten zu müssen.
Ihr Ärger legte sich. Jetzt schämte sie sich beinahe für ihren Ausbruch.
Jonas Sköld sah entspannt und sonnengebräunt aus. Nora wurde sich ihrer windzerzausten Frisur bewusst und dass sie immer noch zornrot im Gesicht war.
Sie ging in die Hocke und begann, Gläser und Flaschen wieder aufs Tablett zu stellen.
»Es war sicher meine Schuld«, murmelte sie. »Tut mir leid.«
Jonas Sköld lächelte sie beruhigend an.
»Ich hätte mich auch besser vorsehen können.«
Er sammelte die inzwischen leere Bierflasche auf und gab sie ihr. Dann streckte er die Hand aus.
»Jonas Sköld. Ich habe Ihr Haus gemietet.«
Er trug Jeans und ein kurzärmeliges Polohemd. Sein Gesichtsausdruck war offen.
»Ich weiß, wer Sie sind«, erwiderte Nora und erhob sich. »Ich wollte Sie nicht anschnauzen. Aber die Woche war anstrengend.«
»Kein Problem.« Er zeigte auf die ungeöffneten Colaflaschen. »Denen scheint nichts passiert zu sein.«
Mit einem Kopfnicken zur Bedienung am Tresen sagte er: »Bitte noch eine Flasche Carlsberg.«
Er gab dem Mädchen einen Hundertkronenschein und stellte die neue Bierflasche auf Noras Tablett.
»So, alles wieder in Ordnung.«
»Danke.«
Nora setzte zum Gehen an, als sie merkte, dass sie das Gespräch nicht so abrupt beenden wollte. Sie hielt mitten in der Bewegung inne, das Tablett in den Händen.
»Ich bin wirklich unhöflich. Sind Sie zufrieden mit dem Haus?«
»Ja, danke.« Er steckte sein Portemonnaie in die Gesäßtasche, ehe er fortfuhr: »Ich bin zwar bisher kaum dort gewesen, aber das will ich jetzt nachholen. Ich wurde ins Ausland abberufen, womit ich nicht gerechnet hatte, deshalb war es in diesem Sommer nichts mit Sandhamn.«
Nora bemühte sich, ein interessiertes Gesicht zu machen, zum Ausgleich für ihren Anschnauzer von vorhin.
»Ach ja, richtig, Sie sind Pilot bei SAS.«
Jonas nickte.
»Ich musste für einen Kollegen einspringen und war den größten Teil des Sommers in Frankreich. Aber immerhin habe ich es geschafft, die Haustür neu zu streichen, wie ich es versprochen hatte.«
»Super, das war wirklich nötig.«
Zum Mietvertrag gehörten kleinere Instandsetzungsarbeiten, Nora hatte genug damit zu tun, sich um die Brand’sche Villa zu kümmern. Es war ein gutes Gefühl, dass ihr neuer Mieter seine Pflichten ernst nahm.
»Ach übrigens«, sagte Jonas. »Ist es okay, wenn ich ein paar Sachen beiseiteräume und etwas Eigenes hinstelle? Da ich ja nun die nächsten drei Jahre da wohnen soll, wäre es schön, wenn ich mir das Haus ein bisschen herrichten könnte.«
»Natürlich. Sie können dort tun und lassen, was Sie möchten. Hauptsache, Sie werfen nichts weg, woran mein Herz hängt.«
»Ich stopfe einfach alles ganz hinten in den Schrank«, sagte er mit einem Augenzwinkern.
Das Zwinkern sorgte dafür, dass Nora sich auf einmal uralt vorkam. Er war sicher zehn Jahre jünger als sie, auf jeden Fall sechs oder sieben, und sie wünschte plötzlich, sie hätten sich unter anderen Umständen kennengelernt.
»Mama, kommst du?«
Adams Stimme schaffte es, die Geräuschkulisse zu übertönen. Nora machte eine Geste hinüber zu den Jungs am Tisch.
»Bis später«, sagte Jonas und ging in die andere Richtung.
Sie näherten sich Sandhamn, und Nora zog ihr Portemonnaie hervor, um die Tickets zu kaufen. Als sie bezahlt hatte und zurückgehen wollte, entdeckte sie ihren neuen Mieter an einem der kleineren Fenstertische auf der Backbordseite.
Er
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