Moerderische Schaerennaechte
früh sollen wir mit der Fähre über den Oxdjupet-Sund nach Värmdö übersetzen.
Es ist Zeit für den Jägermarsch, die vierte und letzte Prüfung, die uns noch vom begehrten Barett trennt. Die Übung hat nur den einen Zweck, die Spreu vom Weizen zu trennen. Die Rekruten, die nicht mithalten können, sollen aus der Truppe entfernt werden.
Es wird eine fünf Tage dauernde Hölle mit zu wenig Essen und zu wenig Schlaf. Am Ende winkt das Barett mit der goldenen Neptungabel, verliehen mit den magischen Worten »Mütze ab – Barett auf«.
Gleich rücken wir ab. Es gießt in Strömen. Ein heftiger Landregen, der schon in der Nacht eingesetzt hat. Seit Stunden trommelt er gegen die Scheiben.
Ich bin die Ausrüstung drei Mal durchgegangen, damit ich auch ganz bestimmt alles dabeihabe.
Andersson hat seine Füße bandagiert, um mithalten zu können. Die Fußsohlen sind rot und geschwollen nach all den Märschen der letzten Monate, aber wenn er Küstenjäger werden will, muss er durchhalten.
Wir marschierten in eiskaltem strömenden Regen. Fünfzig Minuten Marsch, zehn Minuten Pause. Alle sechs Stunden machten wir Verpflegungsrast, aber mehrere Male blieb uns keine Zeit, auch nur einen Bissen zu essen, weil Angriff aus dem Hinterhalt oder etwas anderes geblasen wurde und wir gezwungen waren, schnellstmöglich zusammenzupacken und Deckung zu suchen.
Ich hielt krampfhaft eine Schnur fest, die am Rucksack von Kaufman befestigt war, meinem Vordermann. Hinter mir klammerte Andersson sich an eine ebensolche Schnur, die von meinem eigenen Rucksack herabhing. Kihlberg ging an der Spitze, Sigurd bildete den Schluss.
Einer zog den anderen mit.
Als wir an einen Wassergraben kamen, baute der Uffz sich breitbeinig vor uns auf.
»So, mal herhören, ihr Pissnelken. Die schnellste Art, auf die andere Seite zu kommen, besteht darin, mit einem Fuß mitten reinzutreten.«
Diejenigen, die seinem Rat folgten, holten sich nasse Füße. Sie mussten den Marsch mit vollgesogenen Socken und klammfeuchten Stiefeln fortsetzen.
Er verarschte uns nur.
Aus Tag wurde Nacht und wieder Tag, und wir marschierten immer noch.
Alle hatten Blasen an den Füßen, die unter den Fußsohlen waren am schlimmsten. Wenn sie platzten, riss die Haut darunter mit auf; bei jedem Schritt, den ich machte, watete ich in Blut und Eiter.
Ein plötzlicher Ruck an meiner Schnur brachte mich zum Stehen.
Andersson hatte aufgehört, sich zu bewegen. Er stand da, riss den Mund auf und starrte gläsern in die Luft.
Dann fing er an zu brabbeln.
»Brauchen Sie Dünger? Macht fünfundsiebzig Kronen«, murmelte er in höflichem Tonfall.
Aus seinem Mund kam der pure Unsinn.
»Rosendünger oder Pferdemist?«, fuhr er fort und sah an mir vorbei jemanden an, der nicht da war. »Dünger ist wichtig, prima Rinderdung, sonst wächst im Blumenbeet nichts. Welchen möchten Sie?«
Feldkoller.
Das hatten viele. Eine Kombination aus zu wenig Schlaf, zu wenig Essen, niedrigem Blutzucker und Flüssigkeitsmangel.
Andersson quasselte immer noch unzusammenhängend über seinen Blumendünger, und ich blickte mich ratlos um.
Kihlberg kam mir zu Hilfe. Er verließ die Spitze und ging zu uns. Er holte eine Tafel Schokolade aus dem Marschgepäck und steckte Andersson ein paar Stückchen in den Mund.
Das brachte ihn wieder zu sich, seine Augen waren zwar immer noch aufgerissen, aber der Blick war wieder fokussiert.
»Komm jetzt, wir müssen weiter«, sagte Kihlberg, drückte ihm die Schnur in die Hand und bog ihm die Finger zu, damit Andersson sie nicht aus dem Griff verlor.
Dann stießen wir ihn vorwärts.
Nach einer Weile war es wieder soweit. Diesmal war es Erneskog, der zusammenklappte.
Er legte sich auf die Erde und rollte sich zusammen. Aus purer Erschöpfung begann er zu greinen wie ein kleines Kind.
Der Uffz kam und versetzte ihm einen Tritt. »Mann oder Memme?«, schrie er, aber Erneskog stöhnte nur. Am Ende flüsterte er »Memme« hinauf zum Uffz. »Memme, Memme.«
Martinger schaffte es, ihn wieder auf die Beine zu bringen. Halb trug er ihn, halb schleifte er ihn mit, bis wir zur Myttingeviken kamen.
Mithilfe eines aufgespannten Seils sollten wir das Wasser überqueren, vom Südufer hinüber zum Nordufer; dort würden wir die Zelte aufschlagen und uns ausruhen dürfen.
Als wir ankamen, traute sich keiner, die Stiefel auszuziehen. Sonst hätten wir sie nie wieder angekriegt.
Da fing ich auch an zu halluzinieren.
Ich roch Essensduft und sah ein gegrilltes Hähnchen vor
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