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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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mir. Ich streckte die Hand aus und war fest überzeugt, einen Hähnchenschenkel zu halten, von dem ich abbiss. Meine Kiefer mahlten, während ich Fleischbissen verschlang, die nicht existierten.
    Wir sind jetzt wieder in der Unterkunft, aber ich friere immer noch. Im Schein eines Lagerfeuers, das hinauf in den Nachthimmel loderte, erhielten wir unsere Barette. Alle zusammen.
    Ich war mehr als neunzig Stunden wach, eine unglaubliche Zahl.
    Aber wir haben es geschafft.

Donnerstag (zweite Woche)
    Kapitel 27
    Thomas kam gerade von der Morgenbesprechung ins Zimmer zurück, als sein Telefon klingelte. Die Nummer auf dem Display war ihm unbekannt.
    »Andreasson.«
    »Guten Tag, hier ist Susanna Albäck, Marcus Nielsens Tutorin.«
    Ihre Stimme war hell, sie konnte noch nicht alt sein. Höchstens dreißig, schätzte Thomas, ohne sie gesehen zu haben.
    »Danke, dass Sie zurückrufen.«
    »Tut mir leid, dass ich mich nicht früher gemeldet habe. Ich war auf einer Konferenz in Paris, und irgendwie konnte ich nicht auf meine Mailbox zugreifen. Ich habe die Nachrichten erst heute abhören können. Worum geht es denn?«
    Thomas erläuterte die Situation, und wie das hastige Luftholen am anderen Ende verriet, hatte Susanna Albäck keine Ahnung gehabt, dass einer ihrer Studenten nicht mehr am Leben war.
    »Oh mein Gott«, sagte sie und schniefte. »Einen Moment, bitte.«
    Es hörte sich an, als suchte sie nach etwas, um sich zu schnäuzen. Das Geräusch von Papier, das von einer Rolle gerissen wurde, war im Hintergrund zu hören, und Thomas wartete, bis sie sich wieder gefasst hatte.
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«, sagte sie schließlich.
    »Wir versuchen, uns ein Bild von Marcus’ letzten Lebenstagen zu machen, aber wir können seinen Computer nicht finden. Deshalb frage ich mich, ob es im Rahmen seines Studiums irgendetwas gibt, das uns bei unseren Ermittlungen helfen könnte.«
    »Das hört sich merkwürdig an«, sagte die Tutorin. »Marcus hatte seinen Laptop immer bei sich.«
    Ihre Aussage erhärtete Thomas’ Verdacht, dass jemand den Laptop gestohlen hatte.
    »Wir haben überall gesucht, im Müllkeller, in der Umgebung des Wohnheims, natürlich auch zu Hause bei seinen Eltern, aber wir finden ihn nicht.«
    »Verstehe«, sagte Susanna Albäck leise.
    »Wir dachten, vielleicht können Sie uns weiterhelfen. Woran hat Marcus zuletzt gearbeitet? Haben Sie eventuell Mails oder andere Unterlagen von ihm, die wir uns ansehen können?«
    Wieder wurde es still am anderen Ende, und als Susanna Albäck schließlich antwortete, klang ihre Stimme belegt.
    »Ich bin im Moment noch zu Hause, aber ich kann in die Uni fahren und das Material zusammensuchen, das Marcus abgeliefert hat.«
    »Das wäre gut. Bitte rufen Sie mich so bald wie möglich an«, sagte Thomas abschließend.
    Weniger als eine Stunde später meldete Susanna Albäck sich wieder. Thomas saß gerade mit Margit zusammen, als er ihre Telefonnummer auf dem Display erkannte.
    »Ich habe die Ausdrucke zusammengesucht, die ich von Marcus bekommen habe«, sagte sie.
    »Ausgezeichnet. Können Sie sie einscannen und uns per Mail schicken?«
    Susanna Albäck zögerte.
    »So moderne Hilfsmittel haben wir am Institut leider nicht. Reicht es Ihnen, wenn ich alles fotokopiere und per Post schicke? Es müsste morgen bei Ihnen sein, ist ja innerhalb Stockholms.«
    »Das geht auch.«
    Margit knuffte ihn leicht.
    »Frag sie, was sie gefunden hat«, flüsterte sie ihm zu.
    »Was ist das für Material, das Sie uns schicken?«
    Es raschelte im Hintergrund und es hörte sich an, als blätterte sie in einem Stapel Papier.
    »Ich habe sein Quellenverzeichnis und das Exposé der Semesterarbeit, an der er geschrieben hat. Sie trägt den Titel ›Group dynamics in a closed environment‹.«
    »Was heißt das?«
    Thomas schaltete auf Lautsprecher, damit Margit mithören konnte. Sie zog den Stuhl an den Tisch.
    »Marcus studierte im dritten Semester Psychologie, und in diesem Herbst hatte er einen Grundkurs belegt, der sich mit den Strukturen und Prozessen befasst, die die soziale Interaktion von Menschen in verschiedenen Gruppierungen steuern.«
    Thomas gab ein kurzes »Hm« von sich. Hochtrabende Akademikersprache war nicht sein Ding.
    »Besonderes Gewicht liegt dabei auf den Bereichen, die sich mit Normen, Führungsverhalten, Beschlussfassung und Konflikten innerhalb und zwischen Gruppen beschäftigen.«
    Susanna Albäcks Stimme hatte einen leicht dozierenden Tonfall angenommen, als befände sie sich

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