Moerderische Sehnsucht
Teufel ist hier los?«
» Das Opfer wurde heute Morgen von diesem Mann und seinem Bruder aufgefunden, als sie zur Arbeit kamen. Das Opfer war Besitzer eines kleinen Supermarkts am Washington Square. Sieht aus, als wäre das Opfer gestern Abend vor Schließen des Geschäfts angegriffen, ausgeraubt und totgeschlagen worden. Wir haben die Brüder zur Vernehmung mit auf das Revier gebracht– wir gehen davon aus, dass es der Typ war, der abends dort gejobbt hat. Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir nicht davon aus, dass die Brüder etwas damit zu tun haben, aber vielleicht haben sie Informationen darüber, wohin der andere Typ verschwunden ist.«
Carmichael atmete hörbar aus. » Billy hatte kein Problem damit, mit uns aufs Revier zu kommen. Hat ein bisschen wegen s eines toten Bosses geweint. Er ist, na, Sie wissen schon, ein bisschen schwer von Begriff. Der Bruder, Jerry, hat zu ihm gesagt, dass alles in Ordnung ist, dass er mit uns was trinken gehen und mit uns reden soll. Aber als wir die beiden dann getrennt haben, hat er sich plötzlich furchtbar aufgeregt. Mann, Dallas, ich hätte nie gedacht, dass er sich auf Sie stürzen würde. Brauchen Sie einen Arzt?«
» Nein, verdammt, ich brauche keinen Arzt.« Eve rappelte sich mühsam auf. » Bringen Sie ihn in den Observationsraum und zeigen ihm, dass sein Bruder weder von uns zusammengeschlagen noch mit kaltem Wasser abgespritzt oder mit Peitschen bearbeitet wird.«
» Zu Befehl, Madam. Ah, sollen wir Billy wegen tätlichen Angriffs auf eine Polizistin anzeigen?«
» Nein. Vergessen Sie’s.« Eve machte ein paar Schritte und hockte sich vor den schluchzenden Mann. » He, Billy. Guck mich an. Du wirst jetzt Jerry sehen.«
Er schniefte und wischte mit dem Handrücken den Rotz unter seiner Nase ab. » Jetzt?«
» Ja.«
» Überall war Blut, und Mr Kolbecki ist einfach nicht aufgewacht. Jerry hat angefangen zu weinen und meinte, ich sollte nicht hingucken und auch nichts anfassen. Dann haben sie Jerry mitgenommen. Er kümmert sich um mich, und ich kümmere mich um ihn. Sie können Jerry nicht einfach mitnehmen. Wenn jemand ihm so wehtut wie Mr Kolbecki…«
» Niemand wird ihm etwas tun. Welche Limonade trinkt Jerry am liebsten?«
» Vanille. Mr Kolbecki hat uns immer Vanillelimonade spendiert.«
» Warum holst du nicht eine Vanillelimo für Jerry aus dem Getränkeautomaten? Der Beamte wird sie ihm bringen, und du kannst durch das Fenster zusehen, wie Jerry mit dem Detective spricht. Danach kannst du mit dem Detective sprechen.«
» Ich kann Jerry sehen?«
» Ja.«
» Okay.« Er lächelte freundlich wie ein Baby. » Meine Eier tun mir weh.«
» Davon gehe ich aus.«
Sie richtete sich wieder auf und machte einen Schritt zurück. Roarke hatte ihre Tasche und ihre Disketten, die wie sie quer durch den Flur geflogen waren, wieder aufgesammelt und hielt sie ihr hin. » Du kommst zu spät zu deiner Teambesprechung, Lieutenant.«
Sie schnappte sich die Tasche und musste ein Grinsen unterdrücken, als sie leise murmelte: » Leck mich doch am Arsch.«
14
Es war in vielerlei Hinsicht faszinierend, fand Roarke , ihr bei der Arbeit zuzusehen.
Er war aus dem Besprechungsraum geschlendert, als draußen das Chaos ausgebrochen war, und hatte gerade noch gesehen, wie Eve von dem explodierenden Vulkan von einem Mann hochgerissen worden war. Instinktiv war er losgestürzt, um sie zu beschützen.
Er war wirklich schnell gewesen.
Nur, dass sie tatsächlich noch schneller gewesen war.
Er hatte ihr angesehen, wie sie in den wenigen Sekunden, während sie von diesem Riesen durchgeschüttelt worden war, überlegt hatte, ob sie ihn besser schlüge oder träte. Und er hatte auch registriert, dass es sie weniger schockiert als vielmehr wütend gemacht hatte, als sie plötzlich durch die Luft geflogen war.
Es hatte fürchterlich gerumst, aber trotzdem war ihr Zorn größer gewesen als der Schmerz. Auch das hatte er ihr angesehen. Genau, wie er ihr das Mitgefühl mit dem unglücklichen und verwirrten kleinen Jungen angesehen hatte, der sich im Körper des Mannes verbarg.
Nur einen Moment später ließ sie all das hinter sich und übernahm im Konferenzraum die Regie.
Weshalb es ihn kaum verwunderte, dass sie bereits im ersten Augenblick, in dem er sie gesehen hatte, die einzig Richtige gewesen war. Dass sie es bis an sein Lebensende wäre– und wahrscheinlich noch darüber hinaus.
Sie hatte keine Jacke an, bemerkte er. Den großen Diamanten, der ein Geschenk von ihm war, hatte
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