Moerderische Sehnsucht

Titel: Moerderische Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb

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weiter.«
    » Eine Frau in La Paz behauptete, sie wäre von einem Typen, der sich als Othello verkleidet hatte, überfallen worden. Der Kerl hatte eine schwarze Maske, einen schwarzen Umhang und schwarze Handschuhe an. Sie hat erzählt, er hätte versucht, sie ins Gebüsch zu zerren und zu vergewaltigen. Da sie nicht den kleinsten blauen Fleck aufzuweisen hatte, sich Zeugenaussagen zufolge früher am Abend nett mit einem Mann in einem solchen Kostüm unterhalten hatte und vor allem sturzbetrunken war, als sie anfing zu schreien, ist die Polizei der Sache nicht weiter nachgegangen. Aber die Boulevardpresse hat sich natürlich drauf gestürzt. Sie war einunddreißig, brünett, und der angebliche Zwischenfall hat sich zwischen der Entdeckung der zweiten und der dritten Leiche dort ereignet. Hat der Bräutigam versucht, sich die nächste Braut zu holen? War der Mohr von Venedig auf der Suche nach Desdemona? Auch sie selbst hat die Geschichte ziemlich aufgebauscht.«
    Nadine rutschte von der Schreibtischkante. » Vielleicht hat auch gestimmt, was sie behauptet hat. Sie meinte, er hätte außergewöhnlich gut Spanisch gesprochen, allerdings mit einem amerikanischen Akzent, wäre sehr bewandert in Musik und Literatur gewesen und hätte sehr viel von der Welt gesehen. Nun, wir haben noch ein wenig nachgeforscht und herausgefunden, dass sie gern gefeiert hat– und dass außer ihr noch andere Frauen dieses Typs zur Unterhaltung der Gäste auf dem Ball gewesen sind.«
    » Eine Prostituierte?« Eve spitzte nachdenklich die Lippen. » Bisher hat er sich nie an Prostituierte rangemacht. Das passt nicht zu seinem Profil.Okay, vielleicht hat er ja nicht gewusst, dass sie eine Professionelle war.«
    » Genau, und man kann zwischen den Zeilen lesen, dass sie Geld gerochen hat. Er hat ihr vorgeschlagen, etwas an die frische Luft zu gehen, und das haben sie getan. Dann wollte er eine kleine Spritztour mit ihr unternehmen, aber wenn sie mitgefahren wäre, hätte sie ihre Gebühren für den Ball verloren. Auf alle Fälle meinte sie, dass ihr plötzlich schwindelig geworden wäre. Sie hat auch behauptet, sie hätte keinen Schluck getrunken, aber das war natürlich nicht wahr. Allerdings gehe ich jede Wette ein, dass sie genau wusste, wie viel sie während der Arbeit vertragen kann, und dass die Polizei nur dachte, dass sie betrunken war, während sie in Wahrheit noch unter dem Einfluss irgendeiner Droge stand.«
    » Könnte sein.« Eve nickte zustimmend. » Ja, das könnte sein.«
    » Als ihr klar wurde, dass er sie vom Haus wegführen wollte, hat sie sich gewehrt. An dieser Stelle hat sie die Geschichte meiner Meinung nach ein bisschen ausgeschmückt, denn sonst hätte sie blaue Flecken, Risse in ihrem Kleid oder so gehabt. Ich nehme an, als sie anfing, sich zu wehren und zu schreien, hat er sich einfach aus dem Staub gemacht. Sie ist wieder auf den Ball zurückgekehrt, und er ist einfach abgehauen.«
    » Sie haben doch bestimmt noch mehr.«
    » Na klar. Das dritte Opfer war eine Serviererin, die für den Partyservice gearbeitet hat, der den Ball beliefert hat. Sie hat auch dort serviert. Und eine Woche später war sie tot. Also…«
    » …hat er sich sein drittes Opfer auf dem Ball gesucht«, schloss Eve. » Bei der Ersten hat es nicht geklappt, also hat er sich an die Zweite herangemacht. Wann wurde sie zum letzten Mal gesehen?« Eve rief bereits die Akten aus Bolivien auf ihrem Computer auf.
    » Als sie ihre Wohnung vier Tage, bevor ihre Leiche gefunden wurde, verlassen hat. Sie hätte an dem Abend arbeiten sollen, hat aber angerufen und erklärt, sie wäre krank. Sie wurde erst zwei Tage später als vermisst gemeldet, weil…«
    » …sie mit einer Reisetasche voller Kleider– guter Kleider– aus dem Haus gegangen war.«
    » Sie haben wirklich ein tolles Gedächtnis. Ja. Deshalb wurde angenommen, sie wäre mit irgendeinem Typen unterwegs. Das hat anscheinend auch gestimmt. Die erste Frau hat noch behauptet, Othello hätte eine sanfte, weiche Stimme wie Seide gehabt. Außerdem hätte er hochhackige Stiefel und einen hohen Kopfschmuck getragen– wahrscheinlich, um…«
    » …seine eher bescheidene Körpergröße wettzumachen«, führte Eve den Satz zu Ende aus.
    Nadine zog überrascht die Brauen hoch. » Woher wissen Sie das?«
    » Sie werden alles von mir bekommen, wenn es so weit ist. Sonst noch irgendwas?«
    » Sie meinte, er hätte über Musik– vor allem die Oper– gesprochen, als wäre sie sein Gott. Wobei sie jede Menge