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Moerderische Sehnsucht

Moerderische Sehnsucht

Titel: Moerderische Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Headset trug. Obwohl sie es vorgezogen hätte, dass der Commander woanders gewesen wäre, wenn sie gezwungen war, einen Detective anzuschnauzen, hielt sie das nicht davon ab, so kraftvoll gegen Yancys Schreibtischstuhl zu treten, dass der arme Kerl erschreckt zusammenfuhr.
    » He, pass auf, wo du– Lieutenant.« Als er Eve entdeckte, wich der Ausdruck der Verärgerung aus seinem Gesicht, und als er Whitney sah, sprang er beinahe ängstlich auf. » Commander.«
    » Wo zum Teufel ist die Zeugin?«, fragte Eve. » Und wie oft machen Sie während Ihrer Arbeitszeit derartige Nickerchen?«
    » Das war kein Nickerchen. Es ist ein zehnminütiges Meditationsprogramm«, erklärte er und nahm das Headset ab. » Trina brauchte eine Pause, deshalb habe ich ihr vorgeschlagen, kurz in die Kantine runterzugehen oder ein bisschen herumzulaufen. Wir sind an einem Punkt, an dem man leicht Gefahr läuft, die Zeugin nicht mehr anzuleiten, sondern sie zu lenken. Durch die kurze Meditation bekomme ich wieder einen klaren Kopf.«
    » Ihre Methoden führen im Allgemeinen zu sehr guten Ergebnissen«, warf Whitney ein. » Aber in diesem Fall sind zehn Minuten Pause ein Luxus, den wir uns einfach nicht leisten können.«
    » Verstehe, Sir, aber bei allem Respekt, ich weiß einfach, wann ein Zeuge eine Pause braucht. Sie ist gut.« Er wandte sich wieder Dallas zu. » Sie ist wirklich gut. Sie kennt sich mit Gesichtern aus, weil es ihr Job ist, sie zu beurteilen. Sie hat mir bereits mehr gegeben, als die meisten anderen hinbekommen, und meiner Meinung nach bringen wir die Sache nach der kurzen Pause unter Dach und Fach. Werfen Sie schon einmal einen Blick auf die bisherige Skizze.«
    Er hatte sowohl den Computer als auch einen Zeichenblock benutzt, Eve ging um ihn herum und sah sich beide Bilder an. » Das ist gut«, gab sie ihm recht.
    » Es wird noch besser werden. Sie verändert immer noch die Augen und den Mund, das liegt einfach daran, dass sie ihrer eigenen Erinnerung nicht wirklich traut. Die Augenfarbe kann sie uns nicht nennen, aber von der Form der Augen, des Gesichts und sogar von der Art, in der die Ohren an seinem Kopf anliegen, weicht sie nicht mehr ab.«
    Es war ein rundliches Gesicht mit eng anliegenden, eher kleinen Ohren. Der Blick war ein wenig verschleiert, aber durchaus angenehm. Der oben etwas schmale Mund wies den Hauch von einem Lächeln auf. Er hatte einen kurzen Hals, bemerkte Eve, weshalb der Kopf fast direkt auf den Schultern lag.
    Alles in allem war es ein eher nichtssagendes Gesicht, das man problemlos übersah. » Er hat nichts Auffälliges an sich«, meinte sie. » Außer seiner vollkommenen Unauffälligkeit.«
    » Genau. Was es für die Zeugin umso schwerer macht. Es ist nicht leicht, sich an Einzelheiten zu erinnern, wenn jemand einfach gar nichts hat, was einem ins Auge sticht. Am besten kann sie sich daran erinnern, wie er angezogen war, wie er gerochen und gesprochen hat. Weil sie davon beeindruckt war. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ihr das Gesicht des Mannes wieder eingefallen ist. Aber inzwischen macht sie ihre Sache wirklich gut.«
    » Genau wie Sie«, lobte Eve. » Geben Sie mir schon mal eine Kopie der bisherigen Skizze, und schicken mir die fertige Zeichnung einfach, wenn Sie so weit sind.«
    » Ein paar Einzelheiten werden sich bestimmt noch ändern.« Trotzdem druckte Yancy eins der Bilder für Eve aus. » Ich glaube, dass die Nase kürzer werden wird und…« Er hob eine Hand, wie um sich selbst daran zu hindern, dass er weitersprach. » Genau deshalb haben wir eine kurze Verschnaufpause gebraucht. Weil ich angefangen habe, meine eigene Vorstellung von diesem Kerl auf das Bild zu projizieren.«
    » Zumindest haben wir jetzt eine Grundlage. Wenn Sie mit Trina fertig sind, lassen Sie sie bitte zu mir nach Hause fahren. Sie wird dort erwartet.«
    » Kein Problem.«
    » Gute Arbeit, Detective.«
    » Danke, Commander.«
    Als sie wieder gingen, bat Whitney Eve: » Gehen Sie in einer Stunde noch einmal zu ihm, ja? Falls es bis dahin keine Veränderungen gibt, geben wir dieses Phantombild raus. Wir müssen es so schnell wie möglich veröffentlichen.«
    » Ja, Sir.«
    » Rufen Sie mich an, wenn Sie sich mit mir und Dr. Mira treffen wollen«, fügte er hinzu, bevor er seiner Wege ging.
    Es war Eve egal, wie kalt es war. Sie fand es einfach herrlich, endlich wieder unterwegs zu sein. Sie hatte erst einmal genug von dem Papierkram, all der Arbeit am Computer und den Briefings, die sie regelmäßig gab.

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