Moerderische Sehnsucht
gefragt, ob ich vielleicht in Erwägung ziehen würde, den Termin an meinem freien Tag zu machen. Denn dann müsste ich nicht sofort wieder in den Laden und könnte seiner Frau so viel Zeit widmen, wie sie haben will. Ich könnte kommen, wann ich will. Er hat mir sogar ein Foto seiner Frau gezeigt. Meinte, er würde bezahlen, was meiner Meinung nach für diesen Service angemessen ist.«
» Hat er Ihnen eine Adresse genannt?«
» Unterbrechen Sie mich nicht immer.« Offenbar verärgert klappte Trina ihre Augen wieder auf. » Nein. Ich habe gesagt, ich müsste in meinen Terminkalender gucken. Das habe ich auch getan, dabei habe ich mir jede Menge Zeit gelassen und darüber nachgedacht. Schließlich können einen selbst die älteren Typen verarschen, wissen Sie? Ich war noch eine Zeit lang ausgebucht, hätte also erst ein paar Wochen später Zeit gehabt. Er meinte, er würde mit der Pflegerin seiner Frau über die Termine sprechen, um zu sehen, wann es ihrer Meinung nach am besten wäre. Er hat mich gefragt, ob ich eine Visitenkarte für ihn habe, damit er mich kontaktieren kann. Ich habe ihm eine gegeben. Und das war’s.«
» Er hat sich nicht wieder bei Ihnen gemeldet?«
» Nein. Aber ich glaube, vielleicht eine Woche später habe ich ihn noch einmal irgendwo gesehen. Wo war das gleich? Oh, ja, in dieser Bar, in der ich mit einem Typen etwas getrunken habe, mit dem ich vielleicht was anfangen wollte. Aber dann dachte ich, nee. Das ist nicht die Art von Beize, in der man einen Anzugträger sieht, der eine kranke Frau zuhause hat.«
» Hat er Ihnen einen Namen genannt?«
» Kann sein. Ich kann mich nicht erinnern. Wenn ich die Maniküre finde, die er bekommen hat, müsste er in unseren Büchern stehen. Zumindest der Vorname. Ist er der Kerl?«
Nichts überstürzen, dachte Eve. Du musst dir erst vollkommen sicher sein. » Welche Haarfarbe hatten Sie an dem Tag, als er bei Ihnen war?«
» Machen Sie Witze? Das ist mindestens einen Monat her. Oder sogar ganz genau, nämlich am ersten Samstag im Februar, weil ich mich daran erinnere, dass ich dachte, wenn der Laden den ganzen Monat so weiter brummt, würde ich um eine Gehaltserhöhung bitten. Beides ist passiert. Nochmals danke, Roarke «, sagte sie zu ihrem Chef.
» Mokkakaramell«, murmelte Mavis. » Mit Seestern-Strähnchen.«
» Ach ja?« Trina sah sie fragend an. » Bist du dir da sicher?«
» Mir hast du die Haare seesternfarben gefärbt und mir Schlaraffenland-Spitzen dazu gemacht.« Mit leicht zitternder Hand griff Mavis nach ihrem Glas. » Ich kann mich an so Zeug erinnern. Oh, wow. Oh, wow. Ich glaube, mir ist ein bisschen schlecht.«
» Dir? Ich bin diejenige, die er foltern und ermorden wollte. Ich glaube, ich bin…« Trina presste eine Hand an ihren Bauch und blinzelte die anderen aus zusammengekniffenen Augen an. » Sauer. Ja, genau. Dieser Hurensohn. Kranke Frau? Würde mir bezahlen, was ich will? Er wollte mich umbringen.« Sie streckte ihre Hand nach ihrem Weinglas aus und trank einen großen Schluck. » Warum hat er es nicht getan?«
» Weil du deine Haarfarbe verändert hast.« Mavis atmete so langsam und so tief wie möglich aus und ein. » Die Farbe von damals hattest du nicht mal eine Woche. Danach bist du auf Wilder Rabe mit Schneekoppe-Strähnen umgeschwenkt.«
» Nur, dass wir uns richtig verstehen«, mischte sich Eve wieder in das Gespräch. » Mokkakaramell. Ist das so was wie brünett?«
» So könnte man es auch nennen«, bestätigte Trina ihr. » Wobei es, so wie ich die Töne mische, natürlich viel besser ist.«
» Können Sie den Mann beschreiben?«
» Ja, ja, ich glaube. Aber er hatte einen Haarersatz.«
» Eine Perücke oder ein Toupet?«
» Eine wirklich gute Perücke, aber das habe ich nur gesehen, weil ich eine Expertin bin. He, he, deshalb dachte ich auch in der Bar, ich hätte mich geirrt. Weil er es nicht war. Ich meine, natürlich war er es, nur ohne den Haarersatz. Oder mit einem anderen. Ich war ihm nicht nahe genug und habe ihn mir auch nicht lange genug angesehen, um sagen zu können, ob das in der Bar sein eigenes Haar oder eine Perücke war.«
» Ich will, dass Sie ihn beschreiben. Dass Sie mir jedes Detail nennen, an das Sie sich erinnern können. Aussehen, Stimme, Statur, Gesten, sämtliche besonderen Merkmale. Alles. Morgen früh werden Sie mit einem Polizeizeichner zusammenarbeiten.«
» Wirklich? Ohne Scheiß? Dann bin ich also so was wie eine Augenzeugin. Cool.«
» Gehen wir in mein
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