Moerderische Sehnsucht

Arbeitszimmer. Denken Sie weiter an den Kerl. Lassen Sie ihn vor Ihrem geistigen Auge wiederauferstehen.«
    Dann klappte sie ihr Handy auf. » Peabody. Sie müssen Yancy anrufen. Ich will, dass er morgen um sieben mit einer Zeugin arbeitet.«
    » Morgens?«, fragte Trina sie entsetzt.
    » Ruhe.« Eve streckte einfach einen Finger aus. » Verstanden, Peabody?«
    » Verstanden. Ist das… ist das Trina?«
    » Ja. Sie ist unsere Zeugin. Die Welt ist eben ein verdammtes Dorf. Ich will niemand anderen als Yancy, Peabody. Ich nehme jetzt die Beschreibung auf und gebe sie an die anderen weiter. Sagen Sie McNab, dass er und die anderen Elektronik-Freaks die Beschreibung und danach das Bild von Yancy überprüfen sollen.«
    Während sie telefonierte, marschierte sie aus dem Esszimmer, den Flur hinab und die Treppe hinauf in den ersten Stock. Während sie mit knapper Stimme Anweisungen gab, wandte Trina sich an Roarke .
    » Sie ist ein bisschen furchteinflößend, wenn sie eine Fährte aufgenommen hat.«
    » Sie kann noch viel furchteinflößender sein. Gehen Sie schon mal rauf. Ich komme gleich nach.« Dann drehte er sich um und strich mit einer Hand über Mavis’ Schulter. » Warum übernachtet ihr drei nicht einfach hier bei uns?«
    » Wirklich? Wäre das okay?«
    » Absolut. Summerset wird sich um alles kümmern, was ihr braucht.«
    » Danke. Junge. Danke. Ich weiß, es ist lächerlich. Niemand wird uns etwas tun, aber…«
    » Unter den gegebenen Umständen werden wir uns alle wohler fühlen, wenn wir hier zusammen sind. Warum rufst du nicht Leonardo an und gibst ihm Bescheid?«
    » Okay. Gut. Danke. Roarke ?«
    » Hmmm?«
    » Wenn Trina ihre Haarfarbe nicht verändert hätte…«
    » Ich weiß.« Jetzt küsste er sie auf ihr blaues Haupt. » Wir sind alle wirklich froh, dass ihr mokkakaramell nicht so gut gestanden hat.«

12
    Eve lief direkt auf ihren Schreibtisch zu und wies auf einen Stuhl. » Setzen Sie sich. Lassen Sie uns die Beschreibung zu Papier bringen. Fangen Sie mit der Größe, dem Gewicht, der Statur des Mannes an.«
    » Ich dachte, die hätten Sie bereits.« Trina sah sich um. Sie war auch vorher schon einmal in Eves Büro gewesen, dies war aber das erste Mal, dass sie als Zeugin vor dem Schreibtisch saß. » Warum haben Sie diesen Raum nicht wie den Rest des Hauses aufgemotzt?«
    » Weil er nicht der Rest des Hauses ist. Konzentrieren Sie sich, Trina.«
    » Ich habe mich nur gefragt, warum Sie in der Billigsektion des Taj Mahal arbeiten wollen, obwohl Sie doch die Maharani sind.«
    » Ich bin eben eine sentimentale Närrin. Größe.«
    » Okay. Hmmm. Er war eher klein. Unter einem Meter siebzig. Eher in Richtung einen Meter sechzig. Wissen Sie, ich saß in der Bar am Tresen, und er stand ein Stück entfernt.« Sie spitzte die Lippen und zeigte die Größe des Mannes mit der Hand. » Ja. Vielleicht einen Meter fünfundsechzig. Genauer kann ich es nicht sagen.«
    » Gewicht.«
    » Keine Ahnung. Wenn ich mit den Leuten arbeite, sind sie für gewöhnlich nackt. Ich kann mir kein genaues Bild von ihrem Körper machen, wenn sie bekleidet sind. Ich würde sagen, er war eher kräftig, aber nicht der Stehaufmännchen-Typ.«
    » Der Stehaufmännchen-Typ?«
    » In allen Richtungen gleich rund.« Sie wölbte ihre Hände vor dem Bauch. » Er hatte eine Kugel, wie sie manche Männer eben haben. Ist nicht unbedingt gewatschelt, sah aber auch nicht wie jemand aus, der alle zwei Tage ins Fitnessstudio geht. Wie gesagt, er hatte einen leichten Bauchansatz wie der nette ältere Herr von nebenan.«
    » Ich habe noch nie neben einem netten älteren Herrn gewohnt. Haar- und Hautfarbe?«
    » Er hatte zinngraues, zurückgekämmtes Haar, oben dicht und an den Seiten kurz. Aber das war die Perücke.«
    » Dunkelgraues, kurzes, dickes Haar.«
    » Dunkelgrau ist langweilig. Zinngrau hat einen weichen Glanz. Als ich ihn in der Bar gesehen habe, waren seine Haare weiß. Falls er es gewesen ist, aber ich gehe ziemlich sicher davon aus. Weiß und flauschig. Nett. Keine Ahnung, warum er mit dieser grauen Perücke rumgelaufen ist, wenn er selbst so schöne, weiße Haare hat.«
    » Weißes Haar. Und Sie sagen, dass das keine Perücke war.«
    » Ich habe nur kurz in seine Richtung gesehen und gedacht: › Oh, he, den Typen kenne ich.‹ Aber ja, es sah so aus, als wäre es sein eigenes Haar. Wobei ich mir nicht hundertprozentig sicher bin.«
    » Augen?«
    » Himmel. Hören Sie, Dallas, ich kann es nicht sicher sagen. Ich glaube, sie waren