Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
schnell wie möglich zu einem vorläufigen Höhepunkt bringen.
    Um 22.05 Uhr war es so weit, er hatte sie mit einem kleinen, aber effektiven Trick nach unten gelockt. Und ehe sie sichs versah, saß sie auf der Beifahrerseite, gefangen in ihrem eigenen Körper, in einer Art kataleptischer Starre, die sich erst nach zehn bis zwölf Stunden allmählich lösen würde.
    Er beeilte sich, auf den Reiterhof zu kommen, um auch alles erledigen zu können, was er sich vorgenommen hatte. Er trug sie die Stufen hinunter und legte sie auf die Pritsche in der Zelle links von Franziska Uhlig, die rechts von ihr war noch frei.
    Fast zweieinhalb Stunden hielt er sich unten auf, sah nach seinen Gefangenen, wusch Karin Slomka und Pauline Mertens mit Gummihandschuhen und rieb sie mit einer sündhaft duftenden Bodylotion ein, wovon die beiden Frauen jedoch kaum etwas mitbekamen. Noch genau ein Mal würden sie diese Prozedur über sich ergehen lassen müssen – in spätestens drei Tagen. Und die anderen würden zusehen, ob sie es wollten oder nicht.
    Anschließend säuberte er die Zellen (außer die von Karolina und Paulina) und prüfte, ob die Kameras und Mikrofone einwandfrei funktionierten, die Pritschen in Ordnung waren, eben all das, was er immer tat, bevor jemand Neues einzog. Denn noch gab es eine Person, die er nicht in seiner Gewalt hatte, doch es gab bereits einen genauen Zeitplan. Er, Johann Jung, der Spieler, der Meister der Magie, das Phantom, der Unsichtbare, der Unfassbare. Er hatte sie alle gelinkt, jeden Einzelnen, und nie würde es jemanden geben, der ihm ebenbürtig war.
    Dennoch würde er ab sofort besondere Vorsicht walten lassen. Kein Risiko, das hatte er sich vorgenommen. Denn was jetzt kam, war die Krönung seines Spiels, sein Meisterstück. Um Viertel nach eins begab er sich wieder nach oben, schloss sorgfältig ab und fuhr zurück zum Haus. Er stellte den Wagen in die Garage, ging ins Bad und wusch sich diesmal nur die Hände und das Gesicht. Als er sich ins Bett legte, drehte sie sich um und legte eine Hand auf sein Gesicht. Er erschrak, denn eigentlich hätte sie tief und fest schlafen sollen.
    »Wo kommst du denn jetzt her?«, fragte sie.
    »Ich hab noch gearbeitet, du weißt doch, wie sehr ich unter Druck stehe.«
    »Von arbeiten hast du vorhin aber nichts gesagt.« Sie strich mit der Hand über seine Brust und seinen Bauch, rückte näher an ihn heran und meinte schließlich: »Wonach riechst du?«
    »Wonach soll ich denn riechen?«, antwortete er und hoffte, sie würde nicht weiter ins Detail gehen.
    »Tut mir leid, wenn ich das sage, aber irgendwie modrig, als wärst du in einer Höhle gewesen oder einem Verlies. Warst du noch mal weg?«
    »Wie kommst du denn darauf? Wo soll ich schon gewesen sein?«, fragte er mit Schweiß auf der Stirn, den er sich verstohlen wegwischte.
    »Keine Ahnung, aber du hast schon ein paarmal diesen Geruch an dir gehabt. Komm, sag schon …«
    »Lass gut sein. Ich war nur in meinem Arbeitszimmer. Ach so, ich war auch noch eine Weile im Weinkeller, ein paar Flaschen sortieren. Kann sein, dass der Geruch da herstammt.«
    »Möglich, ich war ewig nicht dort unten. Und jetzt lass gut sein und mich schlafen, ich bin total groggy.«
     
    Freitag, 17.45 Uhr
     
    Der Tag war nicht mehr als Routine gewesen, die Sonderkommission arbeitete unter Hochdruck. Man versuchte, Verbindungen zwischen den einzelnen Fällen herzustellen, während andere Mitarbeiter der Soko im Außendienst tätig waren. Und wenn es auch nur Routinearbeiten waren, so lag eine Spannung in der Luft, die jeder spürte. Mittlerweile gab es kaum noch jemanden, der daran zweifelte, dass alle Fälle ein und demselben Täter zugeschrieben werden mussten.
    In den vier großen und auch den meisten kleineren im Rhein-Main-Gebiet erscheinenden Zeitungen wurde das Foto der jungen Frau veröffentlicht, doch bis zum späten Nachmittag ging nicht ein einziger Anruf ein, der die Identität der Toten hätte klären können.
    Das Obduktionsergebnis wurde am Vormittag von der Rechtsmedizin geschickt, es wurden keine besonderen Auffälligkeiten außer einem leicht verkleinerten und zum Zeitpunkt des Todes leeren Magen festgestellt. Die Organe befanden sich in relativ gutem Zustand, bis auf die Lunge, die eine enorme Konzentration von Teer aufwies, was Sievers' bereits gestern getroffene Feststellung, die junge Frau müsse eine starke Raucherin gewesen sein, unterstrich. Die zweite Auffälligkeit bestand in einem wie bei Jacqueline

Weitere Kostenlose Bücher