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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Schweigert geschrumpften Gehirn, wofür es noch keine Erklärung gab, sowie stark abgekauten und brüchigen Fingernägeln und ebenso brüchigen Fußnägeln, splissigem und brüchigem Haar, was auf Mangelernährung schließen ließ. Der Tod war durch Erdrosseln mit einer Eisenkette verursacht worden.
    Nach diesem weitgehend ereignislosen Tag kam Berger um Viertel vor sechs in Durants Büro und sagte: »Feierabend, werte Kollegin. Nehmen Sie Ihre Sachen, fahren Sie nach Hause und packen Sie Ihre Koffer, falls Sie das nicht schon getan haben. Ich wünsche Ihnen einen besonders schönen und erholsamen Urlaub und kommen Sie mir gesund zurück. Und wehe, Sie verschwenden auch nur einen einzigen Gedanken an uns«, fügte er lachend hinzu und reichte ihr die Hand.
    »Danke. Ich glaube trotzdem nicht, dass Sie ohne mich auskommen«, antwortete sie mit gespielt ernster Miene.
    »Sie überschätzen sich und unterschätzen uns. Aber ich weiß ja, wie es gemeint ist. Ich sehe Sie in hoffentlich alter Frische am dreiundzwanzigsten Juli wieder. Bis dann, und denken Sie ausnahmsweise mal nur an sich.«
    Hellmer begleitete sie nach unten, umarmte sie und sagte: »Bis morgen. Um Punkt halb vier steh ich bei dir auf der Matte.«
    »Bis morgen.«
    Hellmer hatte sich bereits umgedreht, als er innehielt und noch einmal auf Durant zukam. »Eins wollte ich noch los werden: Danke für gestern. Ich wollte es dir jetzt sagen und nicht erst morgen, du weißt, wie vergesslich ich bin.«
    Durant runzelte die Stirn und entgegnete: »Wofür willst du dich bedanken?«
    »Für alles.«
    »Hör zu, ich wiederhol mich ungern, aber wir sind Freunde, okay. Vergiss das nie.«
    »Ich weiß, ich bin ein Idiot. Bis dann.«
    Julia sah ihm nach, bis er in dem riesigen Komplex verschwunden war, und stieg in ihr Auto. Unterwegs hielt sie kurz an, kaufte sich ein paar Bananen und Kiwis und parkte nur wenig später auf ihrem Parkplatz vor dem Haus.
    Sie holte die Post aus dem Briefkasten, nichts von Belang. Auf der Treppe begegnete sie einer jungen Frau, die erst vor wenigen Wochen eingezogen war und sie freundlich grüßte.
    »Hallo«, erwiderte Durant und blieb mitten auf den Stufen stehen, »ich wollte mich nur kurz vorstellen, wir hatten ja bis jetzt noch keine Gelegenheit dazu. Ich bin Julia Durant und wohne im zweiten Stock.«
    »Miranda Stauffer, dritter Stock.«
    »Ich weiß, in diesem Haus entgeht einem nichts, ich lebe schließlich schon seit fast dreizehn Jahren hier«, sagte sie lachend. »Gefällt es Ihnen wenigstens in dieser Abgeschiedenheit?«
    »Kann ich noch nicht sagen, da ich mit noch niemandem Kontakt hatte«, sagte sie verschämt lächelnd, was sie noch sympathischer machte. »Wie sind denn die andern hier so?«
    »Unauffällig, aber nett. Und keine Angst, getratscht wird hier nicht, und wenn, dann hab ich's bisher nicht mitbekommen.«
    »Davor hab ich auch keine Angst, aber es soll ja so Spezialisten geben, die schon Terror machen, wenn man durch die Wohnung läuft, weil sie es als Lärm empfinden.«
    Julia Durant lachte wieder und schüttelte den Kopf. »Darüber brauchen Sie sich nun wirklich keine Sorgen zu machen, vor allem, wenn Sie im dritten Stock wohnen. Neben Ihnen wohnt ein älteres Ehepaar, mit denen werden Sie garantiert nie Probleme haben, und direkt unter Ihnen eine fast taube alte Frau und ich. Außerdem sind die Wände und Böden ziemlich dick. Ich dreh manchmal die Musik auf volle Lautstärke, und bisher hat sich nie jemand beschwert.«
    »Danke, dass Sie mir das gesagt haben. Ich muss«, sagte Miranda Stauffer und deutete zur Haustür, »eine Arbeitskollegin wartet im Auto. War nett, Sie kennengelernt zu haben. Tschüs.«
    »Tschüs. Vielleicht können wir ja mal zusammen einen Kaffee trinken.«
    »Sicher.«
    Ja, ja, sicher, dachte Durant und schloss ihre Wohnungstür auf und kickte sie mit dem Absatz zu. Miranda ist höchstens Anfang zwanzig, und ich lade sie zum Kaffee ein, dabei könnte ich ihre Mutter sein. Ich vergesse andauernd, wie alt ich bin. Was soll's, solange es keinen stört und ich nicht als alte verschrobene Jungfer verschrien bin.
    Sie machte die Fenster auf, um frische Luft hereinzulassen, der Blick nach draußen war deprimierend. Der Himmel war immer noch wolkenverhangen, die Temperatur hatte es auf kaum zwanzig Grad geschafft, und die Nacht sollte vergleichsweise kühl werden.
    Sie blieb einen Moment am Fenster stehen und sah hinunter auf die Straße, die selbst tagsüber nur wenig frequentiert war,

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