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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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töten will? Ganz ruhig, du wirst bald wieder ein ganz normales Leben führen. Betrachte deinen Aufenthalt hier als einen Traum. Jeder Mensch hat hin und wieder Alpträume. Und du weißt ja, aus bösen Träumen erwacht man immer, man fühlt sich hinterher zwar etwas gerädert, doch das vergeht. Und wenn man dann richtig wach ist, ist alles wieder gut. So wird es auch bei dir sein.«
    »Und wann lassen Sie mich gehen?«
    »Das kann ich nicht sagen, den Zeitpunkt kenne ich noch nicht.«
    »Sie entführen mich und wollen mich irgendwann wieder gehen lassen?«, fragte sie zweifelnd.
    »Ich stehe zu meinem Wort. Und du wirst nach und nach erfahren, warum du hier bist. Und nun setz dich endlich, ich habe nicht ewig Zeit, denn ich habe noch andere Schäfchen, um die ich mich kümmern muss.«
    »Es sind noch mehr hier?«, fragte sie und versuchte in seinem Gesicht zu lesen, das sie jetzt deutlich erkannte. Es handelte sich um jenen Mann, der sie nach dem Weg gefragt hatte. Doch das Freundliche war wie weggeblasen. Und da war wieder dieses Gefühl, ihm auch früher schon einmal begegnet zu sein.
    »Ja«, antwortete er nur.
    »Wie spät ist es?«
    »Wieso? Hast du etwas vor?«, fragte er und lachte leise auf.
    »Sagen Sie mir nur, wie lange ich schon hier bin.«
    »Zeit ist relativ, das wirst du hier unten schon sehr bald feststellen. Was würde es dir nützen, wenn ich dir die Uhrzeit nennen würde? In ein paar Minuten wüsstest du schon nicht mehr, wie viel Zeit vergangen ist. Also lass ich es lieber.«
    »Nur dieses eine Mal, bitte! Danach werde ich dich auch nie wieder danach fragen. Ich bin gegen Viertel vor eins nach Hause gekommen. Wie spät ist es jetzt?«
    »Etwa halb vier.«
    »Halb vier. Das heißt, die Dämmerung bricht gleich an.«
    »Halb vier am Nachmittag. Du hast sehr lange geschlafen, länger als die meisten anderen.«
    »Halb vier am Nachmittag? Das kann doch nicht sein, das ist doch nicht möglich …«
    »Du solltest jetzt etwas essen und trinken. Die Toilette ist dort hinten an der Wand. Leider nur ein Plumpsklo, aber du musst zugeben, besser als ein Blecheimer. Und jetzt setz dich endlich, ich habe dir etwas zu erklären.«
    Franziska Uhlig nahm auf dem Holzstuhl Platz und registrierte erst jetzt den Schreibblock und den Kugelschreiber, die auf dem Tisch vor ihr lagen.
    »Es gibt Regeln, die ich dir erklären muss. Erstens, du vergeudest keine unnötige Kraft, indem du schreist oder versuchst, hier rauszukommen. Zweitens, du wirst alles tun, was ich von dir verlange, ansonsten muss ich dich mit Nahrungsentzug bestrafen. Und drittens, du wirst mich nie wieder fragen, wann ich dich freilasse. Alle diese Zellen sind absolut schalldicht …«
    »Und was ist mit Luft?«, fragte Franziska ängstlich.
    »Für Frischluftzufuhr ist gesorgt …«
    »Und Händewaschen und Körperhygiene?«
    »Auch darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen, du bekommst jeden Tag eine Schüssel mit Wasser, ein Handtuch und einen Waschlappen. Du machst übrigens einen sehr gefassten Eindruck. Mein Kompliment, nicht alle verhalten sich so tapfer wie du. Ich hoffe, es bleibt so.«
    »Man wird mich vermissen, die Polizei wird nach mir suchen, und dann …«
    »Darüber solltest du dir keine Gedanken machen, niemand wird dich hier finden und schon gar nicht vermuten. Dies ist einer der sichersten und gleichzeitig unbekanntesten Orte, die es gibt. Wir befinden uns etwa fünfzehn Meter unter der Erde. Außerdem sucht die Polizei bereits nach dir, falls dich das interessiert. Aber da ich meine Zeit auch nicht gestohlen habe, zum Wichtigsten. Du siehst den Block und den Stift vor dir. Du wirst noch heute anfangen, alles aufzuschreiben, was dir zu deinem Leben einfällt. Von deiner frühesten Kindheit bis jetzt. Ich möchte nicht, dass du irgendetwas auslässt. Jedes noch so kleine Detail. Ich denke, hier unten ist der geeignete Ort, um ein solches Projekt zu beginnen und auch zu beenden. Sobald du fertig bist, kannst du gehen. Niemand wird dich bei deiner Arbeit stören, kein Telefon, keine Kollegen, die etwas von dir wollen, kein Fernseher, kein Radio, du bist ganz allein mit deinen Gedanken, dem Stift und dem Block. Und es gibt keine Geräusche von außen. Nur völlige Stille.«
    »Das ist unmöglich, ich kann mich an vieles gar nicht mehr erinnern …«
    »Das wirst du, sobald ich wieder draußen bin.«
    »Aber das Licht … Meine Augen sind nicht besonders gut und …«
    »Du wirst dich schnell an dieses Licht gewöhnen, es wird

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