Mörderische Tage
können. Bitte setzen Sie sich zu uns und lassen Sie uns in aller Ruhe reden.«
»Das sagen Sie so leicht. Ich bin nicht blöd, ich hab doch gelesen, was in den letzten Tagen und Monaten in der Zeitung stand. Zwei Frauen sind spurlos verschwunden, aber die eine ist wieder da und doch kurz darauf gestorben …«
»Wir wissen noch nicht, was mit Ihrer Freundin ist und ob ihr etwas Ähnliches widerfahren ist …«
Cornelia Schubert lachte kehlig auf: »Sie brauchen mir nichts vorzumachen, ich sehe Ihnen doch an der Nasenspitze an, dass Sie dasselbe denken wie ich. Ich habe nur eine echte Freundin, und das ist Franziska, und umgekehrt ist es genau so. Also, seien Sie ehrlich, was vermuten Sie? Das Gleiche wie ich, oder?«
»Es ist alles möglich. Diese Spekulationen führen zu nichts. Wir stellen Ihnen ein paar Fragen, und Sie antworten uns, so gut Sie können. Einverstanden? Es ist im Interesse Ihrer Freundin, nur daran sollten Sie im Moment denken.«
Cornelia Schubert nickte, seufzte kurz auf, löste sich vom Fenster und setzte sich den Kommissaren gegenüber.
»Wie wir dem Terminkalender von Frau Uhlig entnehmen konnten, haben Sie sich gestern Abend getroffen? Ist das richtig?«
»Ja. Wir waren bei unserm Griechen essen und haben fast vier Stunden dort verbracht. Nun sagen Sie doch schon, was los ist. Wird sie vermisst?«
»Ja, sie wird vermisst. Wir waren im Verlag, wir waren bei ihr zu Hause, es fehlt jede Spur von ihr …«
»Ich habe sofort nach Ihrem Anruf versucht, sie zu erreichen, aber es springt immer nur diese verdammte Mailbox an. Mein Gott, hoffentlich ist ihr nichts passiert!«
»Wie heißt das Lokal, und wann haben Sie es verlassen?«
»Es ist das Santorin, und wir sind so gegen Mitternacht gegangen. Sie hat bezahlt – damit wechseln wir uns immer ab –, wir haben uns auf dem Weg zum Parkhaus noch ein bisschen unterhalten, dann sind wir nach Hause gefahren. Wo ist ihr Auto?«
»Das steht vor ihrer Tür.«
»Was?«, fragte Cornelia Schubert mit zusammengekniffenen Augen. »Das Auto steht vor ihrer Wohnung? Das begreife ich nicht. Wo ist sie dann? Da muss doch etwas Schreckliches passiert sein, oder? Haben Sie schon die Umgebung abgesucht, vielleicht ist ja irgendwo …«
»Kollegen von uns waren bereits in der Wohnung, und eine großangelegte Suchaktion in Griesheim halten wir im Moment nicht für angebracht, da es sich ja fast um ein reines Wohngebiet handelt. Wir haben auch eine Ortung ihres Handys veranlasst, doch leider ohne Erfolg. Das letzte Telefonat, das Ihre Freundin führte, war mit Ihnen.«
»Wo ist sie bloß? Das kann doch nicht sein, dass sie einfach so weg ist. Bitte suchen Sie sie. Ich flehe Sie an«, sagte Cornelia Schubert mit Tränen in den Augen.
»Beschreiben Sie sie doch bitte. Was ist Franziska Uhlig für ein Mensch?«
»Sie ist wunderbar, eine bessere Freundin kann man sich nicht wünschen. Wir sind nebeneinander in Kronberg aufgewachsen und haben uns nie aus den Augen verloren, selbst als sie diesen Mistkerl geheiratet hat …«
»Was für ein Mistkerl?«, fragte Durant mit zusammengekniffenen Augen.
»Eine furchtbare Sache. Sie war neunzehn, er war ihr erster Mann, sie hat ihn vergöttert, und er hat sie behandelt wie den letzten Dreck. Dauernd irgendwelche Weibergeschichten, bis sie endlich kapiert hat, was für ein Arschloch sie sich da an Land gezogen hat. Sie hat ihm dann an einem Abend, als ermal wieder bei einer seiner Geliebten war, die Koffer gepackt und vor die Tür gestellt. Aber dieses Kapitel liegt schon fast fünfzehn Jahre zurück, das war noch während ihres Studiums. Sie war jung und naiv und ist auf diesen verdammt gutaussehenden Typ reingefallen.«
»Hatte sie danach wieder eine Beziehung?«
»Nein, nicht einmal lose Bettgeschichten. Sie lebt sehr asketisch, was noch untertrieben ist. Ihr Leben besteht eigentlich nur aus Arbeit, das ist ihre große Liebe, darin geht sie auf. Ich habe ihr schon so oft gesagt, dass sie doch mal wieder einen Versuch starten könnte, aber sie weigert sich. Sie sagt, ihr reicht meine Freundschaft. Ich meine, ich lebe auch nicht in einer festen Beziehung, aber ein wenig Spaß gönne ich mir dennoch hin und wieder. Aber Franziska hat der Männerwelt komplett abgeschworen. Was glauben Sie, wie viele Männer schon um sie gebuhlt haben, sie hat sie alle abblitzen lassen. Freundlich, aber bestimmt. Ich kann das nicht nachvollziehen. Wenn sie so weitermacht, wird sieeines Tages als alte Jungfer enden. Aber sie will
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