Mörderische Tage
sich, um die Beamten zu begleiten, doch Durant hielt sie zurück.
»Wir schaffen das schon allein, danke. Gibt es noch andere Kollegen im Haus, mit denen Frau Uhlig engeren Kontakt hat?«
»Nein, das wüsste ich. Sie ist freundlich, aber reserviert. Wenn sie schon mir nie etwas über sich erzählt hat, dann ganz sicher auch keinem anderen. Sie hat Berufliches und Privates eben strikt voneinander getrennt.«
»Sie sprechen in der Vergangenheitsform, als wäre sie tot«, bemerkte Hellmer.
»Entschuldigung, das ist mir so rausgerutscht. Das wollte ich nicht. Ich hoffe, Franziska geht es gut und sie ist bald wieder hier.«
Durant und Hellmer gingen in Franziska Uhligs Büro, machten die Tür hinter sich zu und sahen sich mehrere Minuten um. Dann rief Hellmer Martina Neumann, die in ihr Büro zurückgekehrt war, und fragte: »Kommen wir in den Computer rein, ich meine, kennen Sie das Passwort?«
»Das Passwort ist >Theresa< mit h, der zweite Vorname von Franziska. Sie werden dort aber nichts Privates finden.«
»Woher wissen Sie das?«
»Weil ich schon in ihrem Rechner war, als sie vor ein paar Wochen dringend Informationen benötigte, während sie in London war. Hat alles nur mit der Arbeit zu tun.«
»Und ihre Termine? Wie hat sie die verwaltet? Nicht mit
Outlook?«
»Doch, entschuldigen Sie«, sagte sie errötend, »das habe ich vergessen. Ich dachte, Sie suchen nach Schriftwechseln privater Natur. Ich bin dann mal wieder weg.« Sie huschte beinahe lautlos nach draußen und machte die Tür ebenso geräuschlos hinter sich zu.
»Hier«, sagte Hellmer nach einer Weile, »Conny. Sie hat sich mit ihr gestern Abend um halb neun getroffen. Und die Telefonnummer haben wir auch. Dann werden wir die Dame mal kontaktieren. Möglicherweise war sie die Letzte, die die Uhlig gesehen hat. Ich schick die Outlook-Daten auf meinen Rechner, um den Rest sollen sich die Kollegen kümmern.«
Er rief bei der KTU an und bat darum, den Computer von Franziska Uhlig unter die Lupe zu nehmen. Zwei Beamte versprachen, sich sofort auf den Weg zu machen.
Währenddessen telefonierte Durant mit Cornelia Schubert, der Freundin von Franziska Uhlig, die sie auf ihrem Handy erreicht hatte.
»Ja, bitte?«
»Hier Durant, Kriminalpolizei. Mein Kollege und ich würden uns gerne noch heute mit Ihnen treffen. Es geht um Ihre Bekannte, Frau Uhlig.«
»Was ist mit Franziska?«, fragte Cornelia Schubert aufgeregt.
»Nicht am Telefon. Wann können wir uns sehen?«
»Ich hab noch zu tun, vor halb sieben komme ich heute bestimmt nicht hier raus.«
»Wo arbeiten Sie? Es ist sehr wichtig, dass wir mit Ihnen sprechen.«
»Werbeagentur Kehrmann und Partner. Eschersheimer Landstraße.«
»Ich kenne die Agentur«, sagte Durant. »Wir sind in etwa einer Stunde bei Ihnen. Und nehmen Sie sich bitte etwas Zeit für uns.«
»Natürlich, ich werde auf Sie warten. Wo ist Franziska? Ich habe heute schon versucht, sie anzurufen …«
»Wir beeilen uns und erklären Ihnen nachher alles«, sagte Durant und legte auf. Sie holte einmal tief Luft und blies sie durch den Mund wieder aus. Sie hasste solche Telefonate, weil sie sich in die Lage von Cornelia Schubert versetzen konnte, die sich den Kopf zermartern würde, wo ihre Freundin steckte.
Durant und Hellmer verabschiedeten sich von Dr. Hofstetter und Frau Neumann, nicht ohne sie zu bitten, vorerst mit niemandem von der Presse über Franziska Uhligs Verschwinden zu sprechen. Anschließend fuhren sie in die Linkstraße zu Seidel und Kullmer.
»Was habt ihr?«, fragte Durant, als sie in der picobello aufgeräumten Vierzimmerwohnung stand. Die Einrichtung wirkte etwas altbacken, nicht unbedingt dem Stil einer siebenunddreißigjährigen Frau entsprechend. Doch nach allem, was sie bisher über sie gehört hatte, passte es ins Bild. Introvertiert, distanziert, verschwiegen, unzugänglich. Grünpflanzen in Reih und Glied auf der Fensterbank im Wohnzimmer, der Fernseher schräg in der Ecke zwischen Fenster und der Tür zum Schlafzimmer, eine kleine No-Name-Stereoanlage mit winzigen Boxen, ein paar wenige CDs, zwei abstrakte Gemälde, die nur aus unterschiedlichen Farben zu bestehen schienen, eine Vitrine mit Porzellangeschirr für zwölf Personen, ein rustikaler Wohnzimmertisch mit den entsprechenden Sitzmöbeln, hellbrauner Teppichboden und über den Raffstores dunkelbraune Übergardinen. Selbst die Lampe hat ihre Zeit längst überschritten, dachte Durant und schüttelte innerlich mit dem Kopf.
»Ein paar
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