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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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auf.«
    »So wie Franziska?«, entgegnete Cornelia Schubert bitter.
    »Besser.«
    »Wenn das so einfach wäre. Sie ist die einzige Freundin, die ich habe, und ich möchte sie lebend wiedersehen. Können Sie das verstehen?«
    »Natürlich verstehe ich das, jeder Mensch braucht einen
    Freund oder eine Freundin.«
    Durant nickte und verließ mit Hellmer das Büro.
     
    Dienstag, 19.00 Uhr
     
    »Wenn das alles so einfach wäre«, sagte Hellmer auf dem Weg zum Auto.
    »Was meinst du?«
    »Das mit Gott. Wenn's ihn denn gibt, dann kümmert ihn das doch einen feuchten Dreck, was hier abgeht.«
    »Warum so zynisch? Bleibt es nicht jedem selbst überlassen, woran er glaubt? Die Schubert macht sich berechtigte Sorgen, und da ist doch wohl jedes Mittel recht, um den Kummer zu lindern. Warst du schon mal in der Liebfrauenkirche?«
    »Ne, und da bringen mich auch keine zehn Pferde hin. Pfaffengeschwätz ist hohles Geschwätz.«
    »Damit triffst du auch meinen Vater.«
    »Ich hab nichts gegen deinen alten Herrn, ganz im Gegenteil. Er ist die berühmte Ausnahme von der Regel.«
    Julia Durant schwieg dazu. Sie hatte keine Lust, sich mit Hellmer auf eine Diskussion über Gott einzulassen. Seit seinem katastrophalen Absturz, der ihn beinahe das Leben gekostet hatte, hatte er sich verändert. Er lachte fast nicht mehr, wirkte meist mürrisch und hatte sich in sich zurückgezogen. Manchmal fragte sich Durant, ob es nicht besser wäre, wenn er seinen Beruf an den Nagel hängen und es sich mit dem vielen Geld, das seine Frau Nadine mit in die Ehe gebracht hatte, gutgehen lassen würde. Seine häufig miese Stimmung übertrug sich bisweilen auch auf die andern, nur sie ließ sich davon nicht oder nur wenig beeindrucken, schließlich waren sie seit nunmehr fast zwölf Jahren Partner und stets ein gutes Team gewesen. Sie gab die Hoffnung nicht auf, dass er sich eines Tages wieder fangen und jener Frank Hellmer werden würde, den sie vor zwölf Jahren kennengelernt hatte.
    »Wohin jetzt?«, fragte er nach einer Weile des Schweigens.
    »Nirgendwohin, wir machen Feierabend. Deine liebe Nadine wartet doch bestimmt schon sehnsüchtig mit einem lecker zubereiteten Mahl auf ihren Göttergatten«, sagte sie spöttisch. Hellmer enthielt sich einer Antwort und blickte stur geradeaus auf die Straße. Er fuhr den BMW auf den Hof, verabschiedete sich knapp und lief mit schnellen Schritten zu seinem nagelneuen Porsche, mit dem er sich den Neid einiger Kollegen zuzog, was ihm aber zu gefallen schien, sonst würde er nicht seit Wochen schon Tag für Tag mit diesem sündhaft teuren Geschoss auf den Präsidiumshof fahren. Durant vermutete, dass Nadine ihm den Porsche geschenkt hatte, weil sie froh war, ihren Mann zurückzuhaben. Sie hatte harte Zeiten mit ihm durchgestanden, seine Affäre, seinen Alkoholabsturz, seine Launen. Und sie hatte fast seinen Tod miterlebt. Natürlich war sie glücklich, dass der Vater ihrer Kinder wieder zur Besinnung gekommen war.
    Julia Durant stieg in ihren ebenfalls neuen Peugeot, in den sie sich – nach dreizehn Jahren Corsa – direkt bei der Probefahrt verliebt hatte. Sie hatte die brandneue CD von Bon Jovi im Wechsler und stellte die Lautstärke hoch. Es war ihre Art abzuschalten, der Tag war aufreibend gewesen – erst zahllose Akten, dann die Vermisstenmeldung. Die Jagd nach einem Phantom, das keine Spuren hinterließ. Das überall und nirgends zu sein schien. Das sich scheinbar wahllos Frauen, aber auch einen Mann griff und sie irgendwo gefangen hielt, bevor er sie tötete. Für die Angehörigen und Freunde eine Qual, für die Polizei eine beinahe unerträgliche Herausforderung. Noch vor Weihnachten war wegen der beiden Morde eine zwanzigköpfige Sonderkommission gebildet worden, die mittlerweile auch für die vermissten Frauen zuständig war, obgleich die hinzugezogenen Kriminalpsychologen von zwei unterschiedlichen Tätern ausgingen.
    Wenn er doch nur Kontakt zu uns oder den Medien aufnehmen würde, dachte sie, während die Musik aus neun Lautsprechern dröhnte. Warum sucht er nicht die Aufmerksamkeit wie andere Täter seines Kalibers? Was macht er mit den Frauen? Wo steckst du, du verdammtes Arschloch?
    Zu Hause angekommen, nahm sie die Post aus dem Briefkasten und ging nach oben. Sie ließ sich auf die Couch fallen, streifte die Schuhe ab und schloss die Augen. Ihr Magen machte sich bemerkbar, genau wie ihre linke Schläfe, und sie dachte, ich muss unbedingt etwas essen. Sie hatte den ganzen Tag über kaum etwas zu

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