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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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kriegst du aber nur, wenn du auch hier bist.«
    »Noch ein triftiger Grund zu kommen.«
    »Jaaa. Ein sehr triftiger sogar. Außerdem freuen sich die Kinder auf dich. Selbst Julian wird für ein Wochenende bei uns sein. Sie wissen alle drei, welch wichtige Rolle du für mich in diesem berühmt-berüchtigten Sommer gespielt hast. Ach ja, bevor ich's vergesse, ich habe etwas von Daniel gehört. Er soll sehr krank sein, es heißt, er habe nur noch wenige Monate zu leben. Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Metastasen im ganzen Körper.«
    »Was fühlst du, wenn du so was hörst?«
    »Nichts. Da sind keine Gefühle mehr. Das Einzige, was ich ihm wünsche, ist, dass er nicht zu sehr zu leiden hat. Aber ich werde mich nicht um ihn kümmern, denn ich stehe ihm nicht mehr zur Verfügung, weder physisch noch in Gedanken, dazu hat er zu viel zerstört. Die Kinder wollen auch nichts mehr mit ihm zu tun haben. Als ich ihnen von seiner Krankheit erzählt habe, hat Laura nur gemeint, das sei die gerechte Strafe für das, was er angerichtet hat. Ich habe ihr gesagt, sie solle nicht so reden, er sei schließlich ihr Vater. Und darauf hat sie gekontert, ja, aber einer, der nie für uns da war. Und damit hat sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Er war nie für die Kinder da, auch als er eigentlich noch bei uns und die Welt einigermaßen in Ordnung war. Ich empfinde kein Mitleid für ihn, höchstens Mitgefühl, ich wünsche ihm aber einen schnellen und möglichst schmerzlosen Tod.«
    »Woher weißt du von der Krankheit?«
    Susanne zögerte mit der Antwort, bis sie sagte: »Er hat mir geschrieben. Es war der erste Brief seit vier oder fünf Jahren. Er bittet mich darin auch um Verzeihung für alles, was er mir und den Kindern angetan hat. Dabei hat er uns nicht halb so viel angetan wie all den anderen. Aber Julia, du darfst mir glauben, mich belastet die Vergangenheit nicht mehr, denn ich habe gelernt zu leben. Es hat alles seinen Sinn gehabt. Woraus dieser Sinn letztlich besteht, das werde ich wohl erst erfahren, wenn ich eines Tages diese Welt verlassen habe. Ich freue mich auf dich, das kannst du dir gar nicht vorstellen.«
    »Und ich mich auf dich. Jetzt erst recht. Und keine Angst,
    ich werde es mir definitiv nicht anders überlegen.«
    »Das würde ich dir auch sehr übelnehmen, nachdem du schon letztes Jahr vorzeitig abgehauen bist. Aber das ist Schnee von gestern. Ich werde gleich noch einen kleinen Strandspaziergang machen, wir haben im Augenblick herrliches Wetter, nicht so heiß wie letztes Jahr um die Zeit und hin und wieder etwas Regen. Und es soll vorerst so bleiben.«
    »Dann geh du an den Strand, ich lass mir Wasser ein und werde Wellness im kleinen Rahmen betreiben«, sagte Julia Durant lachend.
    »Es sind die kleinen Dinge, die die größte Freude bereiten. Ich sehe hier mittlerweile die Kleinigkeiten und die Schätze, die mich umgeben. Manchmal hebe ich eine Muschel auf und frage mich, wo sie wohl herkommt und welchen Zweck sie erfüllt hat. Oder ich betrachte die Sonne, wie sie erst langsam und dann doch immer schneller im Meer versinkt, und ich frage mich, wieso alles auf einmal so schnell geht, wo sie doch den Tag über so lange braucht, bis sie von einem Ende zum anderen gelangt ist. Und da wurde mir irgendwann klar, dass es vergleichbar ist mit unserem Leben. Wir sind wie die Sonne, wir bewegen uns erst ganz langsam, und plötzlich merken wir, wie die Zeit immer schneller vergeht. Als Kinder denken wir nicht ans Alter, als Erwachsene, wenn wir im Zenit unseres Lebens stehen, blicken wir zurück, aber noch nicht wirklich nach vorn. Doch irgendwann kommt für jeden von uns die Zeit, wo wir uns wieder nach unten bewegen … Julia, ich rede dummes Zeug und wollte hier nicht philosophische Ergüsse ausbreiten.«
    »Nein, das ist nicht dumm. Ich sehe immer nur die Kleinigkeiten im Beruf, aber nie in meinem Leben, und das ist doch traurig. Dabei habe ich mit meinen dreiundvierzig Jahren schon gut die Hälfte meines Lebens hinter mir. Wahrscheinlich sogar schon mehr.«
    »Ich bin siebenundvierzig, was soll ich sagen? C'est la vie. Jetzt halte ich dich aber nicht mehr länger auf, ich hab mich unheimlich über deinen Anruf gefreut. Ich umarme dich in Gedanken. Bis in ein paar Tagen.«
    »Bis in ein paar Tagen. Und danke für alles.«
    »Wofür denn? Dass ich dir die Meinung gesagt habe?«, erwiderte Susanne, und Julia sah das Lächeln, obwohl fast zweitausend Kilometer zwischen ihnen lagen.
    »Genau dafür. Du hast mir die

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