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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Trophäen dieser sechs?«
    »Wir haben einiges gefunden, das wir anfangs nicht zuordnen konnten, die Kriminaltechnik war noch längst nicht so weit gediehen wie heute, und DNA-Analysen waren, wie uns allen bekannt ist, damals noch nicht möglich. Manche Dinge jedoch wurden von Angehörigen als Eigentum der vermissten – und vermutlich von Gernot getöteten – Frauen erkannt.«
    »Hat Gernot die zwei Frauen missbraucht?«, fragte Seidel.
    »Laut rechtsmedizinischem Gutachten nein, aber er hat sie nur mit einem BH bekleidet abgelegt.«
    »Was war sein Motiv?«
    »Das hat er nie preisgegeben. Wir haben lange gerätselt und schließlich aufgegeben, weil wir keins erkennen konnten. Er war verheiratet, hatte eine gesicherte Anstellung beim Finanzamt, seine Frau war sehr begütert, sie besaßen mehrere Häuser, liebten sich heiß und innig, und er selbst galt als äußerst freundlicher, hilfsbereiter und umgänglicher Zeitgenosse. Keiner von all denen, die wir befragt haben, hätte ihm jemals solche Verbrechen zugetraut. Nicht einmal einen Kaugummidiebstahl im Supermarkt hätte man sich bei ihm vorstellen können, weil er als überkorrekt und sehr gläubig galt. Er ging regelmäßig zur Kirche, legte die Beichte ab und war der Saubermann schlechthin. Er selbst hat sich nach der Verhaftung mehrfach als das personifizierte Böse bezeichnet, als der Teufel in Menschengestalt, der das perfekte Verbrechen begehen wollte. Das ist natürlich spinnenert, er war ein Selbstdarsteller allererster Güte, der jeglichen Bezug zur Realität verloren hatte … Mehr fällt mir dazu nicht ein. Warten wir doch auf die Akten, dort finden wir mit Sicherheit einige Antworten. Wie erwähnt, ich war vierundzwanzig und stand noch am Anfang meiner Laufbahn und durfte den alten Hasen gerade mal über die Schulter schauen, mehr aber auch nicht.«
    »Okay, okay, okay«, meldete sich Kullmer zu Wort, »unser Mann kopiert also diesen Killer und wartet darauf, dass wir mit dem Namen Gernot an die Öffentlichkeit gehen. Ich spekuliere jetzt einfach mal wild drauflos, aber ich könnte mir denken, dass er dann mit uns in Kontakt treten wird.«
    »Stopp«, unterbrach ihn Durant und wandte sich an Berger. »Sie sagen, Gernot habe neun Morde gestanden, aber es gab nur drei Leichen. Wir haben bis jetzt zwei Ermordete, Weiß und Peters, und die Schweigert, die kurz nach ihrem Auffinden gestorben ist. Fehlen noch sechs. Die Slomka und die Uhlig werden vermisst, das wären Opfer Nummer vier und fünf, fehlen also noch vier, vorausgesetzt, er kopiert diesen Gernot auch, was die Anzahl der Opfer betrifft.«
    »Auf die Zahl würde ich mich nicht verlassen, denn Gernot hätte definitiv weitergemordet, wäre ihm nicht ein Lapsus unterlaufen, der ihm schließlich das Genick gebrochen hat. Möglicherweise hatte er eine bestimmte Opferzahl im Kopf, aber auch das ist Spekulation …«
    »Sie sagen, er war ein genialer Schachspieler«, bemerkte Seidel. »Wenn er ein Gedächtnis wie ein Elefant hatte und ein mathematisches Genie war, würde ich sagen, dass er maximal vierundsechzig Opfer im Sinn hatte, so viele Felder hat ein Schachbrett.«
    »Oder sechzehn oder zweiunddreißig«, entgegnete Durant, »so viele Figuren hat ein Schachspiel. Sechzehn weiße, sechzehn schwarze oder beides zusammen.«
    »Ist das nicht egal?«, sagte Berger unwirsch. »Der Fall ist Jahrzehnte her, der Täter ist tot, und wir werden nie herausfinden, was Gernot noch vorhatte. Zudem gibt es sehr wohl Unterschiede zwischen Gernots Vorgehensweise und der unseres Killers. Gernot hat jedes seiner drei belegten Opfer mit sehr vielen Messerstichen umgebracht. Die Schweigert hingegen wies keinerlei äußere Verletzungen auf. Sie war praktisch unversehrt.«
    »Unversehrt?« Julia Durant zog die Stirn in Falten und schürzte die Lippen. »Sie war nicht unversehrt, sonst wäre sie nicht gestorben. Ich bin überzeugt, sie hat die Hölle auf Erden erlebt, ohne dass wir auch nur den leisesten Schimmer haben, wie diese Hölle aussah. Und ganz ehrlich, ich will's auch gar nicht wissen. Bleibt aber die Frage, was der Täter mit ihr gemacht hat und was er mit der Slomka und der Uhlig noch vorhat.«
    Kullmer sagte: »Okay, dann kopiert er nicht eins zu eins, sondern verfeinert die Art des Tötens. Während Gernot das perfekte Verbrechen begehen wollte und gescheitert ist, hat es unser Täter bis jetzt geschafft, perfekt zu sein. Jemand, der so dreist ist und eine Frau, die sechs Monate seine Gefangene war, einfach

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