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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Warum hat sie nicht gesehen, obwohl sie laut ärztlicher Aussage nicht blind war? Was hat der Täter mit ihr gemacht, dass sie trotzdem wie blind war? Diese Fragen treiben mich um, und das werden sie so lange tun, bis ich den Sinn dahinter erkenne. Haltet mich für verrückt oder widerlegt mich, aber ich bin überzeugt, es handelt sich um einen Täter, er hat lediglich seine Vorgehensweise geändert. Und da können unsere Psychologen noch so viele Gegenargumente bringen, solange wir im Dunkeln tappen, bleibe ich bei meiner Meinung.«
    Für einen Augenblick herrschte Stille, bis Berger sagte: »Ich kann Ihre Gedanken nachvollziehen und erkenne die Zusammenhänge. Aber warum, und das beschäftigt uns ja seit einigen Monaten, hat er erst dieses Gemetzel veranstaltet und ist dann auf eine andere Art des Tötens umgeschwenkt?«
    Durant seufzte auf und entgegnete mit hilfloser Miene: »Diese Frage stelle ich mir seit langem, aber ganz besonders seit gestern Abend. Ich habe keine Antwort darauf, denn hätte ich eine, wären wir vielleicht schon weiter. Und es gibt einen weiteren Punkt, der aber nicht so bedeutungsvoll sein mag. Die leichte Bekleidung der bisherigen drei Opfer. Peters, Weiß und Schweigert. Vielleicht kann Holzer uns eine Antwort darauf geben. Nur schade, dass ich dann in Urlaub bin, ich würde seine Meinung schon gerne hören.«
    »Und wo willst du jetzt ansetzen?«, fragte Seidel.
    Durant seufzte erneut auf und blickte zu Boden. »Das ist das, was mich so wütend macht – ich weiß es nicht. Ich bin mir aber sehr sicher, dass die Uhlig noch längst nicht sein letztes Opfer war. Er ist ein Jäger und Sammler, er sammelt Trophäen und …«
    »Trophäen?«, sagte Kullmer und kam an die Tafel. »Was für Trophäen? Angenommen, du hast recht mit deiner These, dass er sowohl für die Morde als auch für die Entführungen verantwortlich ist, welche Art von Trophäen könnte er sammeln? Gib mir mal den Stift.«
    Durant reichte Kullmer den Stift und stellte sich seitlich neben die Tafel.
    »Kleidung? Haare? Haut? Fingernägel? Fußnägel? Abgetrennte Finger oder Zehen? Oder Dinge, die sich zum Zeitpunkt der Entführung im Besitz der Opfer befanden? Schmuck, zum Beispiel. Keines der bisherigen Opfer trug beim Auffinden Schmuck. Keine Uhr, keine Ohrringe, keine Kette, keinen Ring …«
    »Vielleicht sammelt er solche Trophäen, vielleicht entsorgt er das Zeug auch und macht nur Fotos. Er fotografiert sie und holt sich jedes Mal einen runter, wenn er die Fotos anschaut«, kam es lapidar von Hellmer. »Auf jeden Fall sind es Augen, wie bei Weiß und Peters. Warum hat er sie herausgeschnitten, wenn er sie nicht behalten wollte?«
    »Sie haben alle recht«, warf Berger ein und fuhr sich mit einer Hand übers Kinn. Er wirkte sehr nachdenklich, als er ebenfalls aufstand, an die Tafel kam und sich gleich wieder abwandte und zum Fenster ging. »Die drei bisherigen Opfer waren kaum bekleidet«, sagte er, als spräche er mit sich selbst, drehte sich um und warf noch einmal einen langen Blick auf die von Durant notierten Stichpunkte. Mehrfach fasste er sich ans Kinn, in seinem Kopf arbeitete es, jeder im Raum konnte es spüren. Schließlich sagte er nach einem tiefen Atemzug: »Ich möchte Ihnen über einen Fall berichten, der lange zurückliegt. Es handelt sich um den Fall Gernot, bei dem wir damals lange auf der Stelle getreten sind. Ich weiß nicht, ob irgendeiner von Ihnen sich an diese Sache erinnert oder auf der Polizeischule davon gehört hat. Mich ärgert, dass ich bisher nicht darauf gekommen bin, obwohl ich an dem Fall mitgearbeitet habe.«
    Hellmer nickte und sagte: »Ganz vage. Ich meine, auf der Polizeischule wurde dieser Fall behandelt, aber ich kann mich nicht mehr an Details erinnern. Muss lange vor meiner Zeit gewesen sein.«
    »Es war vor Ihrer Zeit. Wir müssen uns unbedingt die Akten von damals beschaffen.« Er griff zum Telefon und rief im Archiv an: »Berger, K11. Ich brauche ganz dringend die Akten des Falls Dietmar Gernot aus dem Jahr 1974 … Ja, ich weiß, dass die Verjährungsfrist dreißig Jahre beträgt, aber vielleicht ist das Zeug ja doch aufgehoben worden, weil das so ein spektakulärer Fall war … Nein, Aktenzeichen hab ich nicht. Schaut unter Dietmar Gernot nach, Frankfurt, 1974. Und solltet ihr was finden, bringt es mir ganz schnell hoch … Ja, ich weiß, aber das ist eine Ausnahmesituation … Viertelstunde, zwanzig Minuten ist okay. Wir sind im Besprechungszimmer.«
    Er legte auf, atmete

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