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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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prüfte ihre Reflexe, die Reaktion ihrer Pupillen. Es war an der Zeit, sie gehen zu lassen, da sie bereits dem Wahnsinn verfallen war.
    Heute Nacht würde eine ganz besondere Nacht werden. Er war gespannt, wie die Polizei reagieren würde. Ein perfides Lächeln überzog sein Gesicht, als er in einem Büro gegenüber dem Zellentrakt ein paar Notizen machte. Ein Blick zur Uhr, er musste sich beeilen, um seinen Termin nicht zu verpassen. Ein Tag voller Termine, dazu noch Sylvia und Wolfgang. Er konnte die beiden nicht ausstehen, aber er würde gute Miene zum bösen Spiel machen, weil sie die besten Freunde seiner Frau waren. Oder aber er würde sich eine seiner üblichen Ausreden einfallen lassen, um dieses dämliche Abendessen zu umgehen. Er würde darüber nachdenken.
     
    Mittwoch, 16.00 Uhr
     
    Durant und Hellmer wiesen sich aus und wurden von Pfarrer Hüsken ins Büro geführt. Sein Blick war offen, er schien zu ahnen, warum die Beamten ihn aufsuchten. Das Büro war sehr ordentlich, im Fenster blühte eine Orchidee zwischen mehreren Grünpflanzen. Der Pfarrer deutete auf zwei bequem aussehende kleine Sessel und nahm selbst auf dem dritten Platz, zwischen ihm und den Kommissaren stand ein kleiner runder Tisch. Hüsken war groß, etwa eins fünfundachtzig, sehr schlank und drahtig, mit einem markanten Gesicht, und Durant fragte sich, wie er wohl damit umging, dass Frauen ihn anhimmelten, er aber sein Leben Gott und der Kirche geweiht hatte.
    Nachdem sich Durant und Hellmer gesetzt hatten, ergriff Hüsken das Wort: »Ich nehme an, das plötzliche Verschwinden von Frau Uhlig führt Sie zu mir.« Es war weniger eine Frage als eine Feststellung, wobei er die Kommissare abwechselnd aus seinen stahlblauen Augen musterte.
    »Richtig«, antwortete Durant und schlug die Beine übereinander. »Bevor wir jetzt lange um den heißen Brei reden, sagen Sie uns doch bitte, wie gut Sie Frau Uhlig kennen.«
    Hüsken senkte den Blick und nickte kaum merklich. »Was soll ich Ihnen sagen, ohne damit das Beichtgeheimnis zu verletzen«, erwiderte er schulterzuckend und mit einem leichten Lächeln, um gleich darauf wieder ernst zu werden. »Sie kommt ausnahmslos jeden Sonntag in die Kirche, wobei ich inständig hoffe und bete, dass dies auch am kommenden Sonntag der Fall sein wird … Nun, sie kommt einmal im Monat zur Beichte, und sie engagiert sich stark im sozialen und wohltätigen Bereich, ich möchte fast behaupten, dass niemand in meiner Gemeinde ein derartiges Engagement an den Tag legt. Sie ist ein sehr gläubiger Mensch.«
     »Sie kommt jeden Sonntag?«, fragte Durant erstaunt. »Fährt sie denn nie in Urlaub?«
    »Seit ich hier Pfarrer bin, und das sind immerhin schon fünfzehn Jahre, nein. Vielleicht mal für ein paar Tage unter der Woche, aber ich kann mich nicht erinnern, sie einmal einen Sonntag nicht gesehen zu haben. Das wäre mir aufgefallen, denn sie sitzt immer auf demselben Platz, fünfte Reihe am Gang. Sie hat auch meistens eine Freundin dabei, mit der Sie sicherlich längst gesprochen haben, ihr Name ist Frau Schubert.«
    »Sie haben recht, wir haben bereits mit Frau Schubert gesprochen …«
    Hüsken erhob sich und sagte, bevor Durant weitersprechen konnte: »Bitte entschuldigen Sie meine Unhöflichkeit, aber darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Ein Wasser, eine Limonade? Meine Haushälterin macht eine ausgezeichnete Limonade, nicht dieses chemische Zeug, das man in jedem Supermarkt kaufen kann, nein, alles hausgemacht.«
    Durant lächelte und nickte: »Gerne. Frank?«
    »Ja, für mich auch. Danke«, antwortete er, während er sich im Zimmer umsah.
    Als Hüsken aus dem Zimmer gegangen war, flüsterte Hellmer ihr zu: »Wie willst du eigentlich was aus ihm rauskriegen? Und vor allem – was willst du rauskriegen?«
    »Ich dachte, das wäre dir längst klar. Wenn nicht, dann lass mich einfach machen.«
    Hüsken kehrte mit einem Tablett zurück, auf dem ein gefüllter Krug und drei Gläser standen. Er schenkte ein und setzte sich wieder.
    »Hm, wirklich ausgezeichnet«, bemerkte Durant anerkennend, nachdem sie einen Schluck probiert hatte. »Richten Sie Ihrer Haushälterin aus, dass ich seit meiner Kindheit keine so gute Limonade getrunken habe. Meine Großmutter verstand sich darauf, aber leider gibt es nicht mehr viele, die so etwas können.«
    »Die Zeiten ändern sich eben und mit ihnen auch die Gewohnheiten. In zehn oder zwanzig Jahren werden die Jungen all das, was wir heute machen, als antiquiert und

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