Mörderische Tage
Karte auf den Tisch legte, »meine Kollegin ist nur bis Freitag siebzehn Uhr erreichbar. Danach wenden Sie sich bitte an mich.«
Durant warf Hellmer einen kurzen giftigen Blick zu, den dieser, ohne eine Miene zu verziehen, zur Kenntnis nahm.
»Ich werde Ihnen helfen, soweit es in meinen Möglichkeiten steht. Und ich gehe davon aus, dass Sie alles unternehmen, um die armen Frauen aus der Gewalt dieses Irren zu befreien. Wer so etwas tut, ist krank.«
»Von wie vielen Frauen wissen Sie?«, fragte Julia Durant mit zusammengekniffenen Augen.
»Zwei, Frau Uhlig und diese andere Frau, die schon lange vermisst wird und deren Name mir jetzt nicht einfällt. Gibt es etwa noch mehr?«, fragte Hüsken mit hochgezogenen Brauen.
»Was ich Ihnen jetzt sage, fällt unter das berühmte Beichtgeheimnis, okay?«
»Selbstverständlich, nichts von dem, was wir sprechen, verlässt diesen Raum.«
»Es gibt mehr, davon sind wir mittlerweile überzeugt. Dieser Täter geht derart systematisch und organisiert vor, dass er nicht verrückt sein kann. Ganz im Gegenteil, er ist sogar äußerst intelligent, beherrscht und sucht sich seine Opfer nach unseren bisherigen Erkenntnissen gezielt aus. Er ist alles, aber nicht irre. Wer weiß, was er noch vorhat. Schönen Tag noch«, sagte sie, trank ihr Glas leer und sah Hüsken für einen Moment direkt in die Augen.
Durant und Hellmer erhoben sich gleichzeitig, verabschiedeten sich von Hüsken, der ein wenig konsterniert wirkte, und begaben sich zum Auto. Sie merkten nicht, wie Hüsken am Fenster stand und ihnen hinterhersah. Er wartete, bis sie losgefahren waren, bevor er zum Schrank ging und sich einen Whiskey einschenkte. Er schüttete ihn in einem Zug hinunter und trank gleich noch einen zweiten. Es gab Tage, da hasste er seinen Beruf, der gleichzeitig Berufung war. Am liebsten hätte er das Glas an die Wand geschleudert, aber dazu war er zu beherrscht. Als die Wirkung des Alkohols einsetzte, beruhigte er sich wieder, setzte sich hinter seinen Schreibtisch und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, obgleich er wusste, dass er keine Antwort erhalten würde. Alles, was er jetzt tat, würde er mit seinem Gewissen und seinem Versprechen Gott und der Kirche gegenüber vereinbaren müssen.
Er saß etwa eine halbe Stunde beinahe regungslos, bis er die Entscheidung gefällt hatte. Eine, die ihm nicht gefiel und der Polizei sicherlich noch viel weniger. Aber er hatte keine Wahl, er war schließlich ein seit über fünfzehn Jahren geweihter Priester. Nach dem dritten Glas Whiskey begab er sich in die Kirche, kniete sich vor den Altar, bekreuzigte sich, warf einen langen Blick auf den gekreuzigten Jesus und begann zu beten. Bald liefen ihm die Tränen übers Gesicht, und nach ein paar Minuten schluchzte er nur noch leise, lediglich die Schultern bebten, bis er von einer Stimme aus seinem Gebet gerissen wurde.
Ein bärtiger Mann stand am Beichtstuhl, er machte einen verwahrlosten Eindruck, die fettigen dunklen, fast schwarzen Haare, die Sonnenbrille mit dem schwarzen Gestell, der einst beige Trenchcoat, der schon bessere Zeiten gesehen hatte. Hüskens Knie schmerzten, als er sich langsam erhob und zum Beichtstuhl ging. Außer einer alten schwerhörigen Frau, die jeden Nachmittag kam und eine Kerze anzündete, um dann zu beten, und fast zum Inventar der Kirche gehörte, war niemand sonst da.
Bevor Hüsken am Beichtstuhl angelangt war, saß der Unbekannte bereits auf der rechten Seite, den Vorhang zugezogen.
Hüsken sah den Mann neben ihm jetzt nur noch schemenhaft, die dunklen Haare, den Bart und die dunkle Brille, die seine Augen verbarg. Hüsken hatte den Beichttermin vergessen, zum ersten Mal, seit er Pfarrer war.
»Sie sind gekommen, um die Beichte abzulegen?«, sagte er und versuchte, seine Stimme fest klingen zu lassen.
»Ja, aber das habe ich doch schon am Telefon gesagt.«
»Natürlich. Sprechen Sie und schütten Sie Ihr Herz aus.«
»Das ist gar nicht so einfach. Aber gut, ich will nicht lange um den heißen Brei reden, ich habe unrecht getan«, sagte der Mann auf der anderen Seite der Trennwand.
»Erzählen Sie mir, welches Unrecht Sie begangen haben, und ich werde sehen, was ich für Sie tun kann.«
Es entstand eine längere Pause, bis der bärtige Mann sagte: »Ich habe die Ehe gebrochen und andere verwerfliche Dinge getan.«
»Um Vergebung zu erlangen, ist es notwendig, dass Sie aufrichtig bereuen. Was haben Sie noch getan, außer die Ehe zu brechen?«
»Viel, leider sehr
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