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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Dummheiten zu machen, Sie würden sonst nur das Leben einer überaus liebenswürdigen Frau gefährden, die doch alles mit Ihnen teilt, sogar ihr Bett. Wissen Sie, ich halte Sie für einen vernünftigen und weitsichtigen Mann. Und Sie sind ganz sicher ein großartiger und geschätzter Diener Gottes, der in dieser Gemeinde nicht nur gebraucht, sondern auch über alles geliebt wird. Habe ich recht?«
    »Ich kann das nicht beurteilen, ich …«
    »Natürlich können Sie das, werter Herr Pfarrer, aber ich mag diese Bescheidenheit, sie steht Ihnen sehr gut zu Gesicht.«
    »Wenn Sie Franziska in Ihrer Gewalt haben, dann bitte ich Sie, sie freizulassen«, flüsterte Hüsken.
    »Ich habe sie nicht in meiner Gewalt, sie ist nur für eine Weile mein Gast. Ich werde tun, was Sie mir aufgetragen haben, dafür bekomme ich dann meine Vergebung. Ich bekomme doch meine Vergebung, oder?«
    »Ja, ich denke schon, denn Gott ist ein barmherziger Gott«, erwiderte Hüsken mit kehliger Stimme.
    »Sehen Sie, wusste ich's doch. Und im Gegenzug kriegen Sie Ihre Franziska wieder. Das ist doch ein fairer Deal, oder? Und Sie würden doch alles dafür geben, um Ihre geliebte Franziska bald wieder bei sich zu haben.«
    Hüsken schluckte schwer und antwortete: »Ja, sogar mein
    eigenes Leben. Ich würde mein Leben für das von Franziska
    geben, das schwöre ich bei allen Heiligen.« Am liebsten wäre er aufgesprungen, um den Bärtigen mit eigenen Händen zu stellen, aber selbst wenn es ihm gelungen wäre, würde er verraten, wo Franziska Uhlig steckte? Zudem war der Unbekannte mit Sicherheit stärker, sonst hätte er sich gar nicht erst hergewagt.
    Als hätte er seine Gedanken gelesen, sagte der bärtige Mann mit leisem Kichern: »Kommen Sie auf keine dummen Gedanken, Sie werden sonst nie erfahren, wo Sie die liebe Franziska finden … Ist nur ein gutgemeinter Rat.«
    »Ich, äh … Nein, woher wollen Sie wissen, was ich denke? Ich würde wirklich mein Leben für das von Franziska geben …«
    »Welch ein Pathos! Aber das erwarte ich gar nicht von Ihnen. Dann hätte Franziska ja niemanden mehr, an den sie sich anlehnen könnte. Ich gehe jetzt und erwarte, dass Sie sich an meine Anweisungen halten. Es ist zum Besten für Sie und für Franziska, die im Übrigen eine wundervolle Frau ist, in jeder Hinsicht. Ich gestehe, Sie haben bei Ihrer Auswahl Geschmack bewiesen, Herr Pfarrer. Machen Sie's gut, vielleicht sehen wir uns mal wieder. Und wenn die Polizei fragt, wo Franziska gewesen ist, wird Ihnen gewiss etwas Passendes einfallen, Sie sind doch ein Meister darin. So viele Jahre schon spielen Sie Verstecken in Ihrem Gemeindebereich …«
    Hüsken wollte noch etwas sagen, doch der Mann auf der anderen Seite war mit einem Mal verschwunden. Hüsken sah auf die Uhr und wartete genau fünf Minuten, bevor er den Beichtstuhl verließ. Die alte Frau saß noch immer auf der Kirchenbank und murmelte in monotonem Tonfall unverständliche Worte vor sich hin, ohne den Pfarrer eines Blickes zu würdigen. Er begab sich langsam zum Ausgang, atmete ein paarmal tief durch und ging mit müden Schritten zurück in die Kirche. Er kniete sich wieder hin, betete und hoffte, der Unbekannte würde sein Versprechen halten und ihm Franziska Uhlig unversehrt zurückgeben. Auch wenn dies ein unrechtes Gebet war.
     
    Mittwoch, 16.35 Uhr
     
    »Und, was macht Hüsken auf dich für einen Eindruck?«, fragte Durant, während sie Richtung Schwanheim fuhren.
    »Was willst du von mir hören? Er ist ein katholischer Pfarrer und fertig. Na ja, vielleicht ein bisschen weltfremd, aber das ist bei dem Job ja wohl an der Tagesordnung.«
     »Inwiefern?«
    »Einfach so. Ich hab immer ein ungutes Gefühl, wenn wir mit Pfaffen quatschen, weil die an ihr Beichtgeheimnis gebunden sind. Ich glaube, wenn der reden könnte, wie er wollte, der hätte uns eine Menge über die Uhlig zu erzählen. Ich sag dir ganz ehrlich, das war vergeudete Zeit. Er darf nicht, und wir dürfen ihn nicht zwingen. Das ist diese verdammte Trennung von Kirche und Staat. Ich find das schlichtweg zum Kotzen. Da geht es um Menschenleben, und die Pfaffen dürfen das Maul nicht aufmachen, weil irgendwer das irgendwann vor hundert oder tausend Jahren so beschlossen hat. Ich sag nur: Scheiße! Das war's von meiner Seite.«
    »Komm mal wieder runter, wir kennen das Spiel doch zur Genüge. Warum regst du dich jetzt so auf? Und außerdem, nur zur Information, das Beichtgeheimnis stammt aus dem dreizehnten Jahrhundert und gilt nicht

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