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Mörderische Verstrickungen

Mörderische Verstrickungen

Titel: Mörderische Verstrickungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A George
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dreißig Zentimeter Schnee unter den Füßen und weiteren von oben zu haben. In Alabama legt uns schon eine ganz dünne Schneeschicht lahm. Und das in flachen Breiten.
    »Vielleicht hat er ja drüben ein Büro«, sagte Schwesterherz.
    Ich blickte zur Kirche hin. Sie war klein, und die weiße Farbe blätterte ab. Wahrscheinlich bestand sie aus einem langen Raum. Es war eine ländliche Kirche, gebaut wie die Häuser um sie herum. Dort würde kein Raum für ein Pfarrbüro oder eine Chorempore sein, wahrscheinlich gäbe es nur eine Reihe hölzerner Bänke und vielleicht ein erhöhtes Podest für den Prediger.
    »Okay, ich schau mal nach.« Luke stieg aus dem Auto und marschierte auf die Kirche zu.
    »Da drüben ist nichts«, sagte ich Schwesterherz.
    »Wahrscheinlich nicht. Hier.« Sie reichte mir einen Styroporbecher mit Kaffee. »Das wird dich aufwärmen.«
    Ich nahm den Kaffee dankbar an und fühlte den Dampf zu meinem kalten Gesicht emporsteigen.
    |55| »Er geht rein«, sagte Schwesterherz. »Die Tür war nicht verschlossen.«
    An der Vorderseite der Kirche waren Doppeltüren angebracht. Als ich aufsah, verschwand Luke gerade in der rechten.
    »Ich hoffe, er beeilt sich«, sagte ich. »Wir müssen von diesem Berg runter.«
    »Absolut. Ich habe heute Abend ein Treffen des Museumsvorstands.« Sie nahm ihr Mobiltelefon aus der Handtasche. »Ich will mal hören, wie’s Debbie geht.«
    »Hast du ihr ihr Geschenk gegeben?«
    »Ich dachte, ich bringe es ihr heute Nachmittag.«
    Ich schlürfte meinen Kaffee und blickte hinaus auf die graue Tür. Ein paar weitere Schneeflocken flogen vorbei. Ich schloss meine jetlaggeplagten Augen. Schwesterherz’ Unterhaltung mit Debbie schien weit weg zu sein.
    »Debbie sagt, sie würden Schneeschauer vorhersagen«, sagte Schwesterherz.
    Ich fuhr hoch und verschüttete ein wenig Kaffee auf meiner Kordhose. Verdammt. Es war keine gute Idee, mit dem Kaffee in der Hand einzuschlafen.
    »Wir müssen los. Was Luke wohl da drinnen macht?«
    »Beten?« Ich war noch immer halb im Schlaf.
    »Mach dich nicht lächerlich, Maus. Es ist zu kalt. Komm, wir holen ihn.«
    Bis heute weiß ich nicht, warum ich aus dem Auto stieg und ihr, nach wie vor den Kaffee in der Hand, über den Kirchhof folgte. Die Gewohnheit von sechzig Jahren vermutlich.
    Schwesterherz öffnete die Kirchentür und rief: »Luke?«
    Es kam keine Antwort, woraufhin sie hineinging, dicht gefolgt von mir.
    |56| Auf beiden Seiten der Kirche, die, wie ich vermutet hatte, aus einem großen Raum bestand, waren Fenster, die bis zum Boden gingen. Wir konnten also etwas sehen, aber was wir sahen, war jedenfalls kein Luke.
    »Luke?«, rief Schwesterherz erneut, während sie den Gang zwischen den Sitzbänken entlanglief.
    Ein seltsames Geräusch, das wie ein Stöhnen klang, ließ uns stehen bleiben.
    »Was, zum Teufel, war das?«, flüsterte Schwesterherz.
    »Woher, zum Teufel, soll ich das wissen?«, flüsterte ich zurück. »Und red nicht so in einer Kirche.«
    »Luke?« Die Stimme meiner Schwester klang zögernd.
    Erneut war ein Stöhnen zu vernehmen.
    »Es geht ihm nicht gut«, sagte ich und eilte an Schwesterherz vorbei zur vorderen Kirchenbank.
    Ein ohnmächtiger Luke lag dort auf dem Boden. Blut floss aus einem tiefen Schnitt auf seiner Stirn.
    Ich blieb cool. Ich hatte dreißig Jahre lang an einer Schule unterrichtet. Nachdem ich vorsichtig meinen Kaffee auf der Bank abgestellt hatte, kniete ich neben Luke nieder und fühlte den Puls an seinem Hals. Ich wusste aufgrund meiner berufsbegleitenden Ausbildung, dass ich das jetzt zu tun hatte. Ich weiß nicht, warum. Offenkundig war er jedenfalls am Leben.
    »Bring mir so was wie ein Handtuch«, sagte ich Schwesterherz. »Und Wasser.«
    »O mein Gott, Maus. Schau hinter dich.«
    Ich drehte mich um. Auf der vorderen Kirchenbank lag jenseits des Ganges eine Frau. Obwohl sie sich in der Bauchlage befand, war ihr Nacken so weit herumgedreht, dass feuerrotes Haar über ihr Gesicht und bis zum Boden fiel.
    |57| »Ist sie tot?«, flüsterte Schwesterherz.
    Natürlich war sie das. Niemand hielt seinen Nacken auf diese Weise.
    »Natürlich ist sie das.«
    »O Gott. Mir wird schlecht.« Schwesterherz rannte den Gang nach hinten und riss die Tür auf.
    Wie gesagt war ich cool. Ich drehte nicht durch in Notfällen. Ich zog meinen Mantel aus und mein Sweatshirt, zog den Mantel wieder an und drückte das Sweatshirt gegen Lukes Stirn. Hinter mir starrten die Augen des toten Mädchens zur Decke.
    Es war

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