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Mörderische Verstrickungen

Mörderische Verstrickungen

Titel: Mörderische Verstrickungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A George
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»Jesus ist unser Leben und unser Himmel danach«-Kirche, den langen Rock ordentlich über ihre Stiefel gelegt.
    Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Ich würde in Kürze Fred anrufen müssen. Es bestand keine Chance, dass ich vor ihm zu Hause wäre, und er würde sich Sorgen machen. Ich stand auf und schaute nach draußen. Der Schnee fiel mittlerweile beständig. Feine, dünne Flocken, die wie Regen aussahen. Die Straßen waren noch frei, aber das Gras neben dem Parkplatz der Notaufnahme begann sich weiß zu verfärben.
    Gott, war ich müde. Ich streckte mich, war aber blitzartig wieder wach, als Lukes Lincoln auf den Parkplatz fuhr. Mary Alice stieg aus, eine lilafarbene Kapuze auf dem Kopf (ich hatte gar nicht gesehen, dass der Umhang eine Kapuze hatte), und eilte in Richtung Notaufnahme. Ich machte ihr die Tür auf. Ich konnte das Theater ruhig gleich über mich ergehen lassen. Schließlich hatte ich sie oben auf dem Berg allein mit der Polizei und einer Leiche gelassen.
    »Hallo, Schätzchen«, sagte sie und umarmte mich. »Wie geht es Luke?«
    Damit das Protokoll an dieser Stelle ganz klar ist: Ich erinnere mich nicht, dass mich in einundsechzig Jahren meine Schwester jemals Schätzchen genannt hätte. Und die Umarmung war so unerwartet, dass ich Atem holte und von Elizabeth Taylors White-Diamonds-Parfüm fast überwältigt wurde.
    »Ich habe noch nichts gehört«, sagte ich, als ich wieder atmen konnte. »Er ist irgendwo da hinten.«
    |71| »Sag mal, gibt es hier eine Cafeteria oder was Ähnliches? Ich verhungere.« Sie warf einen suchenden Blick auf den Warteraum und die gläserne Nische, in der Irene noch immer ihren Dienst tat. »Es ist nicht viel los in dieser Notaufnahme, oder?«
    »Vielleicht passiert ja nachher mehr, wenn die Straßen glatt sind?«
    »Vielleicht«, stimmte sie mir zu. Sarkasmus war bei Schwesterherz verlorene Liebesmühe.
    »Entschuldige mich.« Sie steckte ihren Kopf in die Tür der gläsernen Arbeitsnische. »Könnten Sie uns sagen, wo wir was zu essen bekommen?«
    »Bei Joe’s«, antwortete Irene.
    »Und hier im Krankenhaus?«
    »Hinten im Gang gibt es ein paar Automaten.«
    »Danke. Wir bleiben besser hier. Wir warten auf den Sheriff.«
    »Warum bist du so guter Laune?«, fragte ich vorsichtig.
    »Bin ich gar nicht.« Schwesterherz setzte sich und wühlte in ihrer Geldbörse. »Hast du Kleingeld?«
    »Die Automaten wechseln.«
    »Aber natürlich. Auf was für Gedanken komme ich nur?«
    Ich hatte keinen blassen Dunst. Sie verhielt sich seltsam.
    Sie reichte mir ein paar Ein-Dollar-Scheine. »Hol mir irgendein Sandwich, Kartoffelchips und eine Cola.«
    »Okay.« Ich wollte nicht so hoch pokern und ihr sagen, sie solle es sich selber holen.
    Ich fand die Automaten und kehrte gerade noch rechtzeitig zurück, um den Grund für Schwesterherz’ gute Laune mitzubekommen. Die Tür zur Notaufnahme ging auf, und ein Mann in Uniform rauschte herein. Er sah General |72| Norman Schwarzkopf ziemlich ähnlich, mit ein paar Willard-Scott-Genen zusätzlich. Er machte halt, Schwesterherz stand auf, und dann gingen sie aufeinander zu. Ich schwöre es: Wenn wir es hier mit einem Film zu tun gehabt hätten, wäre etwas wie »Unchained Melody« im Hintergrund gelaufen.
    Sie blieben lächelnd einen Schritt voneinander entfernt stehen.
    »Ich habe pikanten Käseaufstrich genommen«, sagte ich. »Ist das in Ordnung?«
    »Maus«, sagte Schwesterherz. »Das ist Virgil Stuckey, der Sheriff des St. Clair County. Sheriff, das ist meine Schwester, Patricia Anne Hollowell.«
    Er drehte sich um, um mir die Hand zu schütteln, stellte dabei fest, dass ich Colas und Sandwiches herumbalancierte, und sagte: »Warten Sie, ich helfe Ihnen.«
    Schwesterherz schob die Zeitschriften auf einem Couchtisch beiseite, und wir stellten das Essen darauf ab. Wir beide setzten uns auf das Sofa, und Virgil Stuckey zog sich einen Stuhl heran.
    »Wissen Sie, Mary Alice«, sagte er bewundernd, »ich glaube nicht, dass ich jemals schon lilafarbene Stiefel gesehen habe.«
    Der Mann hing schon an der Angel.

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    E-Mail
    Von: Haley
    An: Mama
     
    Philip sagt, die Geburtshelfer schwören hier auf die Plastikhoden. Debbie hat mir versprochen, dass sie mir übers Internet ein Foto von David Anthony zukommen lässt, sobald er geboren ist. Das Krankenhaus macht so was irgendwie. Ich kann es gar nicht erwarten, ihn zu sehen.
    Ich hoffe, dein Jetlag hat sich mittlerweile gelegt. Ich habe endlich eine E-Mail von Alan erhalten. Er sagt, es gehe

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