Mörderische Verstrickungen
schrieb Richards Nummer auf und wählte sie. Wie es schien, nahm Richards Sekretärin ab und fragte, als Schwesterherz ihr mitgeteilt hatte, wer sie war, ob sie Richard eine Mitteilung auf dem Anrufbeantworter hinterlassen wolle.
Als Richard in sein Büro zurückkam, wurde er von folgender Nachricht begrüßt:
Richard, hier ist deine Cousine Mary Alice aus Birmingham. Gleich nach Weihnachten ist deine Mutter mit einem Mann namens Holden Crawford abgehauen, der ein Schlangensektenprediger oben auf dem Chandler Mountain ist und dessen Leiche man im Auto deiner Mutter in Pulaski,
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Tennessee, gefunden hat. Und dein Vater liegt im Blount County Medical Center mit einer schlimmen Gehirnerschütterung. Sie denken aber, es wird alles wieder gut mit ihm, sofern sein Gehirn nicht anschwillt. Wahrscheinlich ist er nur zu Boden gegangen und hat sich den Kopf an der Bank angeschlagen, als er die Leiche der Frau in der Kirche sah. Wir wissen nicht, wo deine Mama ist, aber vielleicht willst du uns ja anrufen.
»Okay«, sagte Schwesterherz und legte das Telefon hin. »Das sollte reichen.«
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»Was sollte reichen?«
Die im neunten Monat schwangere Debbie Lamont stand, die komplette Öffnung füllend, in der Tür. Ich habe nie verstanden, dass Schwangere angeblich so ein Leuchten umgeben soll. Ich hatte das jedenfalls nie. Vielleicht meinen sie damit diese zwei Tage, an denen man sich hormonell fiebrig-rosig fühlt, die Tage zwischen dem Grün der Übelkeit und dem Grau der Müdigkeit und Mattigkeit. Debbie war eindeutig im grauen Stadium.
»Komm, setz dich, Schätzchen«, sagte ihre Mutter. »Du wirst nicht glauben, was passiert ist.«
Debbie gab ihrer Mutter einen Kuss, hauchte mir ebenfalls einen zu und ließ sich seitwärts auf das Sofa sacken.
»Guten Morgen, Tante Pat. Henry hat für Onkel Fred diese Rinderspitzen-mit-Reis-Kasserolle gemacht, die er so sehr liebt. Ich habe sie dir nach Hause gebracht, wo ich Mrs Phizer mit Woofer Gassi gehen sah. Sie sagte, dass du hier seist.«
»Danke dir, mein Schatz. Und danke an Henry. Fred wird sich wie im Himmel fühlen.«
»Ich habe sie in den Kühlschrank gestellt.« Debbie sah zu ihrer Mutter hinüber. »Was sollte reichen?«
»Was?«
»Du hast gesagt: ›Das müsste reichen.‹«
|91| »Das ist eine lange Geschichte. Deine Tante Pat wird sie dir erzählen. Möchtest du einen Kaffee?«
»Koffeinfreien?«
»Natürlich.« Schwesterherz machte sich auf den Weg in die Küche. »Erzähl ihr, was passiert ist, Maus.«
Auf diese Weise musste ich an diesem Morgen zum dritten Mal die Saga von Luke, Virginia und Holden Crawford zum Besten geben. Dem verblichenen Holden Crawford. Debbie war bei Weitem das beste Auditorium, das ich bei dieser Geschichte hatte.
Sie schlug sich auf die Brust. »O mein Gott, Tante Pat, das ist ja schrecklich. Die arme Virginia. Der arme Luke.«
»Na ja, nicht alles ist schrecklich.« Schwesterherz reichte Debbie ihren Kaffee. »Erzähl ihr vom Sheriff, Maus.«
»Er heißt Virgil Stuckey und war ganz vernarrt in die lila Stiefel deiner Mutter.«
»Er sieht aus wie Cary Grant, Debbie.«
Ich bin ein freundlicher Mensch, weshalb ich nicht einwarf, dass er eigentlich eher als Willard Scott und General Schwarzkopf durchging.
»Nun, und was sagt dieser Virgil Stuckey zu den ganzen Vorgängen?«
»Er sagte, er fände, es sei an der Zeit, Richard in Washington zu benachrichtigen«, erklärte ich. »Was deine Mutter auch getan hat. Sie hat ihm eine Nachricht hinterlassen.«
»Habe ihm nur von den Leichen erzählt und davon, dass seine Mutter verschwunden und sein Vater verletzt ist.«
Debbie lächelte. »Du hast recht. Das sollte reichen, Mama.«
Sie schlürfte ihren Kaffee und versuchte, es sich bequem |92| zu machen. »Ich glaube nicht, dass dieses Baby noch zwei Wochen wartet. Seht ihr, wie er seitlich verknotet ist?«
Das erinnerte mich an etwas. Ich griff in meine Handtasche und reichte Debbie den Samtbeutel, den ich ihr eigentlich schon am Tag vorher nach Hause bringen wollte.
»Ein Geschenk von Philip.«
Sie stellte ihren Kaffee ab und grinste. »Juwelen?«
»Die Familienjuwelen.«
Ihr Gesichtsausdruck, als sie den Hoden aus dem Beutel zog, war unbezahlbar.
»Oooh, was ist denn das?« Sie hielt den künstlichen Hoden in der Hand. »Es quietscht, und es hat irgendetwas Hartes in seinem Inneren.«
»Lass mich mal sehen.« Schwesterherz nahm Debbie den Hoden ab. »Hey, das sind aber wirklich großartige falsche
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