Mörderische Verstrickungen
zwischen der Kirche und dem Haus. Ich steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn.
|183| »Ich wette, dass sie die Schlangen auf der Toilette aufbewahren«, sagte ich, als ich mitbekam, dass Schwesterherz schon von einem Bein aufs andere hüpfte.
»Du bist ein Arschloch, Patricia Anne!«
Ich trat zur Seite. »Los, geh zu. Achte bloß darauf, wohin du trittst.«
Schwesterherz zögerte. »Du sagst das bloß so, oder?«
Natürlich tat ich das. Aber so ganz wohl war mir nicht, als ich über die Schwelle trat.
Die Alltäglichkeit des Raumes, den wir betraten, war allerdings beruhigend. Das Sonnenlicht fiel auf einen weißen PV C-Boden . Die Wände waren in einem blassen Gelb gestrichen, und die Fenster wurden von weißen Spitzengardinen umrahmt. Ein grün-gelb kariertes Sofa und zwei dazu passende Sessel im altamerikanischen Stil standen gegenüber einem großen Fernsehapparat. Mehrere Zeitschriften waren ordentlich auf einem Couchtisch aus Kiefernholz gestapelt, und Adlerlampen aus Messing standen an beiden Tischenden. Der aus Ziegeln gemauerte Kamin hatte einen Gasofen in seinem Inneren, und auf dem Kaminsims standen Bilder, bei denen es sich anscheinend um Familienfotos handelte.
Schwesterherz war in genügendem Maße beruhigt, um den Gang entlangzugehen und zu rufen: »Ich habe sie gefunden, und es sieht alles okay aus.«
Es war eiskalt in dem Haus. Auf dem Kaminsims lag eine Packung Streichhölzer, die für das Homestead Inn in Nashville warb. Ich nahm sie in die Hand und kauerte mich nieder, um den Gasofen anzuzünden, etwas, das ich schon lange nicht mehr gemacht hatte. Ich drehte vorsichtig das Gas an, hielt das Streichholz an den Ofen, und peng! saß ich mit rasendem Herzschlag auf meinem Hintern. |184| Diese Dinger waren verdammt gefährlich! Da wusste man eine Zentralheizung zu schätzen.
Ich kämpfte mich hoch und legte die Streichhölzer zurück, neben ein Hochzeitsbild mit einem dünnen jungen Bräutigam, dem eine dunkle Haarlocke in die Stirn fiel (ich schwöre, er sah aus wie James Dean). Er trug einen schwarzen Smoking, der ihm mindestens zwei Nummern zu groß war, und blickte, den Arm um ihre Taille gelegt, liebevoll auf seine Braut, ein molliges Mädchen in einem einfachen weißen Satinbrautkleid. Oben auf ihrem toupierten blonden Haar trug sie ein Blumenkrönchen.
Holden »Monk« Crawford und seine Frau. Das mussten sie sein. Und das andere Hochzeitsfoto war das von ihrem Sohn Ethan und Susan. Die Posen ähnelten sich erschreckend, nur dass Ethan liebevoll auf Susan blickte. Sie trug, wie ich feststellte, das Hochzeitskleid ihrer Schwiegermutter, ein Kleid, das ein paar Nummern enger gemacht worden war, um an Susans schlankem Körper gut zu sitzen. Auf ihrem Kopf steckte das gleiche Blumenkrönchen, allerdings auf glattem rotem Haar. Auch Ethans Smoking glich dem seines Vaters. Aber der Sohn war weit größer und kräftiger und füllte ihn aus.
Zwischen diesen beiden Bildern standen weitere, kleinere Fotos: Familienpicknicks, Abschlussfeiern, Ethan als Kind, Ethan, ein Baby im Arm haltend. Ethan und Susan vor dem Weihnachtsbaum sitzend, Susan mit einem Baby im Arm und Ethan mit einem Kleinkind auf dem Schoß.
Mary Alice war hinter mich getreten und blickte mir über die Schulter.
»Das ist traurig«, sagte sie.
Ich nickte.
|185| »Hände hoch«, forderte eine Männerstimme.
Unsere Hände schossen in die Luft.
»Was, zum Teufel, tun Sie hier?«
»Wir sind Freunde«, stammelte Mary Alice. »Wir kommen im Frieden.«
Eine Lachsalve war zu vernehmen: »Wir kommen im Frieden? Hörst du das, Mama? Diese Leute schauen sich zu viele von diesen ›Der mit dem Wolf tanzt‹-Filmen an.«
Wir drehten uns um und standen vor einem großen, bärtigen Mann in Overall und Jeansjacke, der einen schäbigen braunen Filzhut auf dem Kopf trug. Neben ihm stand diese uralte Frau, die ich im Fernsehen Schnupftabak hatte nehmen sehen.
»Sie können die Arme runternehmen«, sagte sie, noch immer lachend. »Bertie nimmt Sie nur auf den Arm.« Sie bewegte ihre arthritischen Glieder watschelnd zu einem Sessel, beugte die Knie und fiel mehr, als dass sie sich setzte. »Aber tatsächlich: Was, zum Teufel, suchen Sie hier?«
Wir blickten zu Bertie. Er nickte, und wir nahmen die Arme herunter.
»Tut mir leid, aber ich habe keine Friedenspfeife«, grinste er.
»Sei jetzt ruhig«, sagte seine Mutter. »Lass sie antworten.«
Schwesterherz und ich blickten einander an. Ich antwortete.
»Wir suchen nach der
Weitere Kostenlose Bücher