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Mörderische Verstrickungen

Mörderische Verstrickungen

Titel: Mörderische Verstrickungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A George
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Er konnte jemandem den Hals umdrehen oder jemanden zwingen, seine Hand in einen Korb mit giftigen Schlangen zu stecken. Ich schüttelte den Kopf, als mir Albert Lee weitere Suppe anbot.
    »Sie ist magersüchtig«, erklärte Schwesterherz. »Von dem, was sie isst, würde kein Vogel satt.«
    Ich bestritt den Vorwurf, aber niemand hörte mir zu. Miss Beulah zählte Joe Bakers Strafregister auf, das erstaunlich war. Mehrere Anklagen wegen Drogendelikten, mehrere wegen organisierter Kriminalität (was immer das war), wegen Totschlags (hat betrunken mit seinem Laster |205| eine Frau überfahren) und einer Menge anderer Dinge, an die sie sich nicht mehr erinnern konnte.
    Offensichtlich war zu Joe Bakers Bestzeiten die »Drei Versuche und du bist draußen«-Regel außer Kraft gewesen.
    »Kann nur Schlechtes erzählen«, wiederholte sie. »Wenn ich Virgil Stuckey wäre, würde Joe ganz oben auf meiner Liste stehen, das garantiere ich Ihnen.«
    Mary Alice wurde munter bei der Erwähnung von Virgils Namen und fragte Miss Beulah, ob sie ihn gut kennen würde.
    »Das ist der netteste Mann auf der Welt. Es wird Zeit, dass er wieder eine Frau findet und häuslich wird.«
    Mary Alice nickte in aufrichtiger Zustimmung.
    Miss Beulah deutete mit dem Löffel auf Albert Lee. »Für Bertie gilt das auch. Schauen Sie sich diesen Bart an. Er ist so zottelig wie Spanisch Moos. Keine Frau auf der Welt nähme so etwas hin.«
    »Patsy hat mich verlassen, weil ich schwul bin, Mama.«
    »Schwul, so ein Quatsch, Albert Lee Packard. Sie hat dich wegen dieser verdammten Bücher da drüben verlassen.«
    Mutter und Sohn lächelten sich liebevoll an. Nach dem, was sie hinsichtlich Alberts Zuneigung gegenüber Susan gesagt hatte, zweifelte ich daran, dass er schwul war, aber ich konnte sehen, dass, unabhängig davon, seine Mutter ihn jedenfalls vergötterte.
    Es war angenehm in der Küche. Draußen hatte sich der Januarwind wieder erhoben, aber wir waren satt und saßen im Warmen. Albert Lee stand auf, um jedem von uns ein Stück Pekannusskuchen zum Dessert abzuschneiden, und goss uns Kaffee ein. Ich aß und lauschte träge der |206| Konversation, die sich zum Großteil um den Chandler Mountain drehte, darum, dass die Gegend aufgrund der warmen Winde bis spät in den Herbst fruchtbar war, um die bittere Armut der Appalachen, die Menschen, die an ihrer Einsamkeit festzuhalten versuchten und den Kampf verloren.
    »Aber Sie haben die Berge verlassen«, sagte ich zu Albert Lee.
    »Aber sie haben mich nie verlassen. Und hier bin ich wieder.«
    »Aber mit Internet.«
    Er grinste achselzuckend. »Es gibt eine Welt da draußen.«
    »Und er geht auch wieder dorthin zurück«, sagte Miss Beulah. »Von dem Tag an, an dem ich meine Schwangerschaft feststellte, fing ich an, jeden Penny zu sparen, damit er aufs College gehen könnte.«
    »Was machte Ihr Mann?«, fragte ich.
    »Er war Bergarbeiter.« Miss Beulah schob ihren Kaffeebecher beiseite. »Starb mit fünfunddreißig in der Daisy-Bell-Mine. Methan-Explosion. Siebzehn Männer waren weg wie nichts.« Miss Beulah schnipste mit dem Finger.
    »Das war mein Daddy«, sagte Albert Lee. »Danach gab es noch ein paar Ehemänner.«
    Miss Beulah nickte. »Einer war nett, aber kränklich. Hat sich nicht lange gehalten. Einer, mit Verlaub, wollte das Geld, was mir die Mine für Jakes Tod gegeben hatte. Ich habe ihm, mit Verlaub, einen derartigen Tritt in den Hintern gegeben, dass er wahrscheinlich noch immer durch die Luft wirbelt.«
    Ich fragte mich, wie viel Geld sie wohl vor vierzig Jahren von einem Kohleunternehmen bekommen hatte. Wahrscheinlich |207| nicht viel, aber ich hatte das Gefühl, dass dies Albert Lees Erziehung erklärte.
    Mary Alice lehnte sich zurück und streckte sich: »Wie viel haben Sie bekommen?«
    »Schwesterherz!«
    Aber Miss Beulah nahm ihr die Frage nicht übel. »Nicht so viel, wie wenn er noch gelebt hätte. Eugene Mahall unten in Steele   – Susan Crawfords Schwester Betsy ist mit seinem Sohn verheiratet   – wurde bei demselben Unglück verletzt, und er lebt mithilfe des Kohleunternehmens seither in Saus und Braus. Hat massenhaft Land gekauft, baut Baumwolle an und hat sich ein feines Haus gebaut.«
    »Hat es klug investiert, Mama«, sagte Albert Lee.
    Miss Beulah machte einen Schmollmund. »So heißt es. Wenn du mich fragst, hat er das Unternehmen all die Jahre erpresst. Vielleicht haben die deshalb auch auf ihn geschossen. Er wusste irgendetwas über die Explosion, was die Gesellschaft

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