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Mörderische Weihnacht

Mörderische Weihnacht

Titel: Mörderische Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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ungerührten Grinsen, als er sehr höflich sagte:
    »Man sagte mir am Torhaus, ich solle hierher kommen. Ich suche einen Bruder mit Namen Cadfael.«
    Er hatte eine angenehme Stimme, voll und tief, doch mit einem kleinen, fröhlichen Unterton, und er legte eine Bescheidenheit an den Tag, die sonst wohl kaum zu seinen größten Vorzügen zählte. Cadfael musterte ihn mit erwachendem Interesse. Ein Gestrüpp zottiger hellbrauner Haare wucherte auf einem wohlgeformten Kopf, der auf einem schön geschwungenen Hals saß, und das Gesicht, das sich so sehr bemühte, die Unschuld vom Lande zu spielen, errötete nun unter Cadfaels prüfendem Blick. Jugendlich rund und weich schien das Gesicht, doch waren auch Knochen zu sehen, und es war glattrasiert wie das Gesicht eines Schuljungen, um eben diese Wirkung zu erzielen. Ein treuherziges Gesicht war es, bis auf das schalkhafte Funkeln in den weitgeöffneten, haselnußbraunen Augen, die wechselhaft und quicklebendig waren wie schwarzes Wasser, das über sonnenbeschienene Kiesel und herbstliches Grün und Braun strömt. Im Schlaf mochte dieser engelhafte Einfaltspinsel einen Beobachter täuschen können, doch nicht mehr, sobald diese Augen geöffnet waren.
    »Dann habt Ihr ihn gefunden«, erwiderte Cadfael. »Denn das ist mein Name. Und Ihr seid, vermute ich, der junge Bursche, der mit dem Priester herkam und eine Weile bei uns arbeiten will.« Er erhob sich und glättete ohne Eile seine Kutte. Nun waren ihre Augen auf einer Höhe. Das Wasser tanzte in den Augen des Jungen und schillerte in winterlichem Sonnenlicht.
    »Wie ist Euer Name, mein Sohn?«
    »N-Mein Name?« stammelte er überrascht, und das plötzliche nervöse Flattern der langen braunen Wimpern, die einen Moment lang die lebendigen Augen verhüllten, war das erste Anzeichen von Unbehagen, das Cadfael bei ihm bemerkte. »Benet - mein Name ist Benet. Meine Tante Diota ist die Witwe eines ehrbaren Mannes, John Hammet, der dem Herrn Bischof als Stallbursche diente. Als er starb, gab Bischof Henry ihr die Stelle bei Vater Ailnoth. So kamen wir her. Die beiden kennen sich jetzt seit drei Jahren, vielleicht sogar länger. Und ich bat, sie begleiten zu dürfen, weil ich in der Nähe meiner Tante eine Arbeit suchen wollte. Ich bin nicht gut ausgebildet, aber was ich nicht weiß, kann ich lernen.«
    Recht wortreich schien er auf einmal, und er stammelte auch nicht mehr. Er war aus dem Mittagslicht in die schattige Hütte getreten, und sein Strahlen hatte sich etwas verdunkelt. »Er sagte mir, Ihr könntet mich hier gebrauchen«, erklärte die lebhafte, absichtlich verhaltene Stimme. »Sagt mir nur, was ich tun soll, und ich will gern gehorchen.«
    »Das ist die richtige Einstellung für die Arbeit«, sagte Cadfael lobend. »Ich hörte, daß Ihr hier bei uns in der Enklave wohnen sollt. Wo hat man Euch untergebracht? Bei den Laiendienern?«
    »Bisher noch nirgends«, erwiderte der Junge, dessen Stimme allmählich an Kraft und Umfang gewann. »Aber man hat mir hier in der Abtei ein Bett versprochen. Ich soll so bald wie möglich das Haus des Priesters verlassen, denn wie ich hörte, kümmert sich ein Mann aus der Gemeinde um seine Felder, so daß ich dort nicht gebraucht werde.«
     
    »Nun, hier werdet Ihr um so dringender gebraucht«, entgegnete Cadfael energisch, »denn ich bin aus verschiedenen Gründen mit dem Umgraben im Rückstand, das erledigt sein sollte, bevor der Frost kommt, und außerdem habe ich hier im kleinen Obstgarten ein halbes Dutzend Bäume, die bis Weihnachten beschnitten werden müssen. Bruder Bernard wird Euch zum Pflügen in der Gaye ausborgen wollen, wo unsere Hauptgärten sind - Ihr kennt natürlich unsere Ländereien noch nicht, aber Ihr werdet Euch bald eingewöhnen. Ich will jedenfalls dafür sorgen, daß man Euch mir nicht wegschnappt, solange ich Euch noch brauchen kann.
    Also kommt, laßt uns sehen, was wir hier für Euch haben.«
    Benet war noch einige Schritte weiter in die Hütte hereingetreten und sah sich jetzt neugierig und mit leichter Ehrfurcht zwischen den zahlreichen Flaschen, Krügen und Flakons um, die auf Bruder Cadfaels Regalen standen. Er betrachtete die raschelnden Kräuterbüschel, die sich über ihm im leichten Luftzug von der offenen Tür bewegten, die kleine Messingwaage, die drei Mörser, den einsam blubbernden Weinkrug, die drei kleinen Holzschalen mit Heilkräutern und die kleinen weißen Pillen, die auf einer Marmortafel trockneten. Die großen Augen und der offene Mund

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