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Mörderische Weihnacht

Mörderische Weihnacht

Titel: Mörderische Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Mann bekannt, der keine halben Sachen machte, aber was Cadfael sah, waren gewiß nicht Tante und Neffe, die einander für selbstverständlich nahmen.
    Er machte sich wieder an die Arbeit und überließ sie sich selbst. Frau Hammet war eine hübsche, gepflegte Frau mit zurückhaltenden schwarzen Kleidern, die zur Haushälterin eines Priesters paßten. Sie hatte sich einen dunklen Schal über die ordentlichen, grauen Haare gelegt. Ihr längliches Gesicht, das, wenn es ruhig war, etwas traurig wirkte, erhellte sich deutlich, als sie den Jungen begrüßte, und nun schien sie kaum älter als vierzig Jahre, vielleicht sogar noch jünger. Die Schwester von Benets Mutter? dachte Cadfael verwundert.
    Wenn sie das war, dann war er nach dem Vater geschlagen, denn er sah ihr kaum ähnlich. Nun, das ging ihn nichts an!
    Benet kam in die Werkstatt gestürmt, um die guten Sachen aus dem Korb zu laden. Er breitete sie auf der Holzbank aus.
    »Wir haben Glück, Bruder Cadfael, denn nicht einmal in der Küche des Königs findet Ihr eine bessere Köchin. Wir können speisen wie die Prinzen.«
    Damit ging er so munter, wie er gekommen war, wieder hinaus, um den leeren Korb zurückzugeben. Cadfael sah ihm durch die offene Tür nach und bemerkte, wie er außer dem Korb noch einen kleinen Gegenstand übergab, den er von der Brust seiner Kutte nahm. Sie nahm das Ding, nickte ernst und ohne zu lächeln, und der Junge beugte sich vor und küßte ihre Wange. Nun lächelte sie. Keine Frage, er war sehr gewinnend.
    Sie drehte sich um und ging fort, und er sah ihr lange nach, bevor auch er kehrtmachte und in die Hütte zurückkehrte. Das einnehmende Grinsen stand ihm wieder im Gesicht.
    ›»Es ist einem Mönch streng verboten‹«, zitierte Cadfael mit verschlossenem Gesicht, »›ohne Erlaubnis des Abtes Geschenke irgendeiner Art anzunehmen, sei es von Eltern oder sonst jemandem. ‹ So steht es in der Ordensregel, mein Sohn.«
    »Dann habe ich Glück«, erwiderte der Bursche fröhlich, »daß ich die Gelübde nicht abgelegt habe. Sie macht die besten Honigkuchen, die ich je gekostet habe.« Er schlug die Zähne in ein Plätzchen und hielt Cadfael die anderen hin.
    »›… noch dürfen die Brüder untereinander Geschenke austauschen«^ sagte Cadfael, während er das Angebot annahm. »In der Tat, welches Glück! Ich vergehe mich, wenn ich annehme, aber Ihr bleibt ohne Sünde, wenn Ihr anbietet.
    Habt Ihr Euch also gegen das Klosterleben entschieden?«
    »Ich?« sagte der Junge, indem er erschrocken zu kauen aufhörte und Cadfael mit offenem Mund anstarrte: »Habe ich denn je eine Neigung dafür geäußert?«
    »Nicht Ihr, Junge, aber Euer Gönner in Eurem Namen, als er um Arbeit für Euch bat.«
    »Das hat er über mich gesagt?«
    »Allerdings. Nicht eindeutig versprochen hat er es, das muß ich sagen, aber er gab der Hoffnung Nahrung, daß Ihr Euch eines Tages dafür entscheiden könntet. Ich muß aber sagen, daß Euer Verhalten entschieden dagegen spricht.«
    Benet dachte eine Weile darüber nach, während er das Plätzchen aufaß und sich die klebrigen Krümel von den Fingern leckte. »Er wollte mich sicher schnell loswerden und dachte, es mache sich hier gut als Willkommensgruß. Er konnte mich nie besonders leiden - vielleicht, weil ich zuviel lache. Nein, nicht einmal Ihr könnt mich hier lange festhalten, Cadfael. Wenn die Zeit kommt, mache ich mich auf den Weg. Aber solange ich noch hier bin«, erklärte er, während er wieder das breite Lächeln zeigte, das einem Asketen durchaus zu frivol vorkommen mochte, »will ich meinen Anteil an der Arbeit auf mich nehmen.«
    Damit machte er sich wieder an seine Buchsbaumhecke. Er schwang die Schere mühelos mit seiner großen Hand, und Cadfael betrachtete ihn lange und sehr nachdenklich.
     
    4
     
    Frau Diota Hammet wurde später am Nachmittag in einem Haus in der Nähe der Kirche St. Chad’s vorstellig und fragte schüchtern nach dem Herrn Ralph Giffard. Der Diener, der ihr die Tür öffnete, sah sie von oben bis unten an und zögerte, da er sie noch nie gesehen hatte.
    »Was habt Ihr mit ihm zu schaffen, meine Dame? Wer schickt Euch?«
    »Ich soll ihm diesen Brief überbringen«, erklärte Diota unterwürfig und hielt ihm ein kleines zusammengerolltes und mit einem Siegel verschlossenes Blatt hin. »Und ich soll auf die Antwort warten, wenn es dem Herrn recht ist.«
    Er war unsicher, ob er ihr den Brief - ein kleines, unregelmäßig geformtes Stück Papier - abnehmen sollte, und dies aus

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