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Mörderische Weihnacht

Mörderische Weihnacht

Titel: Mörderische Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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natürlich und harmlos. Sie hatte gesprochen, wie sie es verstanden hatte.
    »Sie hat Jordan mit keinem Wort erwähnt. Aber warum sollte sie auch? Sie wußte ja, was er wollte, und Ihr habt nicht direkt nach ihm gefragt. Oh, nein, ich habe nichts gegen das Mädchen. Aber ich möchte wetten, daß sie nichts über die Zeit weiß und keine Ahnung hat, wann er kam oder ging; höchstens vielleicht, daß es schon hell wurde.
    Er hätte einen Mann töten können, bevor er an der Tür der tauben alten Frau in Ohren flüsterte, die vorgewarnt und scharf genug waren.«
    »Ich bezweifle es«, sagte Cadfael.
    »Ich auch. Aber seht nur, wie wunderbar ich ihn in die Zange nehmen kann! Seine Frau gab zu, daß er ging. Der Hirte sah ihn auf dem Rückweg. Wir wissen, daß Vater Ailnoth den gleichen Weg nahm. Nachdem Frau Hammet vor ihm geflohen war, wartete er auf seine Beute. Und wie nun, wenn er einen Mann aus seiner Gemeinde sah, mit dem er ohnehin schon Streit hatte und dessen Ruf er schon kennen mochte, der sich verstohlen und flüsternd Einlaß in ein fremdes Haus verschaffte und von einer jungen Frau empfangen wurde? Die Alte ist taub wie ein Stein. Das Mädchen hat, wenn sie einen solchen Zusammenstoß beobachtete und sein Ende sah, einen guten Grund, den Mund zu halten und Geschichten zu erzählen. In einem solchen Fall, Cadfael, mein alter Freund, könnte der Priester durchaus ein wenig zu hitzig reagiert und den Dingen eine schlimme Wendung gegeben haben, so daß er im Teich endete.«
    »Der Schlag auf Ailnoths Kopf«, wandte Cadfael ein, »saß tief im Nacken. Männer, die sich streiten, stehen einander gegenüber.«
    »Stimmt, aber im Kampf mag einer sich zur Seite drehen und dem anderen einen Moment lang unwillkürlich den Rücken wenden. Wir wissen, wo die Wunde lag; aber ist das allgemein bekannt?«
    »Und das wollt Ihr wirklich tun?« fragte Cadfael.
    »Und in aller Öffentlichkeit, mein Freund. Ja, ich will es tun.
    Morgen früh, bei Ailnoths Beerdigung - selbst jene, die ihn gehaßt haben, werden kommen, um sicherzugehen, daß er auch wirklich unter die Erde kommt. Könnte es eine bessere Gelegenheit geben? Wenn die Sache gelingt, dann haben wir unsere Antwort, und die Stadt kann wieder ruhig schlafen, sobald sich die Aufregung gelegt hat. Jordan wird nichts weiter zustoßen als ein kurzer Schrecken und vielleicht einige Nächte«, grübelte Hugh etwas gehässig, »in denen er härter gebettet schläft als üblich, und allein. Er könnte sogar erkennen, daß in Zukunft sein eigenes Bett das sicherste ist.«
    »Und wenn nun niemand für ihn spricht, um ihn zu entlasten?« sagte Cadfael etwas boshaft, »und die Sache ist doch so geschehen, wie Ihr sie gerade beschrieben habt, und Jordan ist wirklich der Richtige? Was wird dann? Wenn er einen kühlen Kopf behält und alles abstreitet und das Mädchen für ihn aussagt, dann habt Ihr Euren Köder umsonst ausgelegt.«
    »Ach, Ihr kennt den Mann besser«, sagte Hugh unbeirrt.
    »Grobknochig und herzhaft ist er, aber viel Rückgrat hat er nicht. Wenn er es war, dann mag er es laut abstreiten, wenn er beschuldigt wird, aber nach ein paar Nächten auf hartem Stein wird er alles ausplaudern - daß er doch nicht mehr getan hätte, als sich zu verteidigen, daß es nur ein Unfall gewesen sei, daß er den Priester nicht habe aus dem Wasser ziehen können, daß er Angst bekommen und nicht zu reden gewagt habe, da doch jeder wußte, daß es zwischen ihnen böses Blut gegeben hatte.
    Ein paar Nächte in der Zelle können ihm nicht schaden.
    Und wenn er sich längere Zeit störrisch zeigt«, sagte Hugh, »dann verdient er es, davonzukommen. Die Gemeinde wird es jedenfalls glauben.«
    »Ihr seid ein heimtückisches Geschöpf«, sagte Cadfael in einem Tonfall, der irgendwo zwischen Vorwurf und Bewunderung schwankte. »Ich frage mich nur, wie ich Euch ertragen kann.«
    Hugh drehte sich in der Tür noch einmal um und sah ihn über die Schulter kurz an. »Gleich und gleich gesellt sich gern!«
    sagte er und schritt über den Kiesweg davon, um in der dichter werdenden Dunkelheit zu verschwinden.
     
    Die Psalmen zur Vesper werden in feierlicher Demut gesungen, und die Bibellesung bei der Kollation im Kapitelhaus nach dem Abendessen war ebenfalls dem Begräbnis entsprechend gefärbt. Der Schatten Vater Aimoths hing über dem Tod des Jahres, und es schien, als würde das Jahr des Herrn 1142 nicht um Mitternacht geboren werden, sondern erst, nachdem der Totengottesdienst vorbei und das Grab

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