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Mörderische Weihnacht

Mörderische Weihnacht

Titel: Mörderische Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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FitzAlan? Er mag einmal geflohen sein, aber jetzt kann man ihn festnageln.«
    Er brachte es als gute Nachricht, und genauso nahm Giffard sie auf. Wenn der Unruhestifter erst hinter Schloß und Riegel saß und er selbst sich als ehrenhaft und loyal erwiesen hatte, konnte er Ruhe finden. Solange der Bursche noch frei herumlief, fiel immer noch ein unliebsamer Schatten auf jeden Mann, mit dem er zu tun gehabt hatte.
    »Dann war es gut, daß ich ihn verriet«, sagte er mit einem erleichterten Schnaufen. »Sonst wäre ich womöglich noch unter Verdacht geraten, wenn man ihn ohne mein Zutun gefaßt hätte.
    Nun denn! Also ist die Sache so gut wie vorbei, und uns ist nichts geschehen.«
    Der Gedanke war sehr befriedigend, auch wenn er genauso erfreut gewesen wäre, wenn dies ohne jenen Verrat möglich gewesen wäre, den ihm ein Rest von Skrupel in seinem Hinterkopf vorhielt. Aber falls jetzt bewiesen werden konnte, daß der junge Bursche den Priester wirklich ermordet hatte, dann war es nicht länger nötig, sich seinetwegen Sorgen zu machen, denn er hatte nur bekommen, was er verdiente.
    Eine letzte kleine Ahnung, daß doch noch etwas schiefgehen konnte, und dazu der Wunsch, die erfolgreiche Verhaftung persönlich anzusehen, brachten ihn zu dem etwas verspäteten Entschluß, doch noch an der Beerdigung teilzunehmen - um ganz sicherzugehen und um die Früchte seiner Vorsicht auszukosten.
    »Nach der Gemeindemesse soll es sein? Inzwischen müßte der Abt schon seine Predigt halten. Ich glaube, ich reite hinunter und sehe mir das Ende an.« Damit stand er auf und rief über den Hof einem Burschen zu, ihm ein Pferd zu satteln.
     
    Abt Radulfus hatte schon eine Weile mit der langsamen, hellen, verhaltenen Stimme eines sehr nachdenklichen Menschen gesprochen und jedes Wort genau abgemessen.
    Das Chorgestühl war düster wie immer, eine Parabel für das Leben des Menschen: ein kleiner, heller Fleck, über dem sich eine gewaltige, schattenhafte Dunkelheit wölbte. Im überfüllten Kirchenschiff war es heller, und da so viele am Gottesdienst teilnahmen, nicht einmal besonders kalt. Wenn die Chormönche und die weltliche Versammlung gemeinsam einen Gottesdienst feierten, wurde die Trennlinie zwischen ihnen eher noch stärker betont als verwischt. Wir hier, ihr da drüben, dachte Bruder Cadfael, und doch sind wir alle vom gleichen Fleisch, und unsere Seelen werden alle dem letzten, höchsten Gericht unterworfen.
    »Die Gemeinschaft der Heiligen«, sagte Abt Radulfus mit erhobenem Kopf und eher ins Gewölbe als zu den Gläubigen blickend, »kann nicht durch unser Verständnis ergründet werden. Nur wer ganz ohne Sünde ist, kann sie sich vorstellen, aber niemand, der im Fleisch geboren wurde, außer jenem Einen, könnte einem so hohen Anspruch gerecht werden.
    Gewiß gibt es dort einen Platz für jene, die sich hohe Ziele gesteckt und ihr Bestes gegeben haben, um sie zu erreichen, und dies tat ja unser Bruder und Hirte, der nun verstorben ist.
    Ja, auch dann noch, wenn sie auf dem Weg zu ihren Zielen strauchelten, und noch mehr, selbst wenn diese Ziele allzu engstirnig gesetzt wurden, wenn der Geist, der sie entwarf, durch Vorurteil und Stolz geblendet war und allzu eifrig auf persönliche Vortrefflichkeit aus war. Sogar das Erstreben der Vollkommenheit kann eine Sünde sein, wenn es die Rechte und Nöte einer anderen Seele beschneidet oder verschlimmert.
    Besser, ein wenig zu fehlen, als sich abzuwenden und einem anderen nicht aufzuhelfen; besser, nicht eilig an ihm vorbeizuschreiten, der eigenen Belohnung entgegen, um ihn der Einsamkeit und Verzweiflung zu überlassen. Besser, mit Lahmheit und Fehlbarkeit zu ringen und anderen aufzuhelfen, die gefehlt haben, als allein weiterzuschreiten.
    Auch hier reicht es nicht aus, sich dem Bösen fernzuhalten.
    Es muß auch Güte herrschen. Die Gemeinschaft der Gesegneten mag sich sogar noch auf jene Menschen erstrecken, die im Leben die größten Sünder waren und doch zugleich ihre Mitmenschen liebten und niemals den Blick von den Nöten eines anderen abgewendet haben, sondern ihnen nach Kräften Gutes getan haben und so wenig Schaden wie nur möglich. Denn indem sie die Nöte eines Nachbarn sahen, erkannten sie auch Gottes Nöte, wie er sich uns gezeigt hat, und indem sie das Gesicht ihres Nächsten deutlicher sahen als ihr eigenes, sahen sie auch Gottes Antlitz.
    Weiter will ich Euch sagen, daß alle, die in diese Welt geboren werden und unbefleckt von menschlicher Sünde sterben, der

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