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Mörderischer Auftritt

Mörderischer Auftritt

Titel: Mörderischer Auftritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
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wollen wir nicht einmal denken. Aber hör zu, wenn Marilyn sich bei dir meldet, lass es mich wissen. Bis dahin erwähne ich die Sache erst einmal nicht gegenüber deiner Mutter.«
    »Ich auch nicht. Sie wäre schnurstracks unten im Tutwiler, um Charles Boudreau in die Mangel zu nehmen.« Debbie hielt kurz inne. »Klingt nach Cajun, dem New-Orleans-Dialekt, oder?«
    »Möglich. Er hat zauberhafte dunkle Augen.«
    »Marilyn hat immer sehr gut aussehende Männer an Land gezogen.«
    »Du warst da auch nicht so schlecht.«
    »Stimmt. Auf die guten alten Zeiten, Tante Pat.«
    Wir legten beide lachend auf.
    Ich putzte meine Zähne, kämmte meine Haare und trug ein wenig Lippenstift auf, das minimale Pflichtprogramm, wie ich fand, falls ich auf dem Weg zu Philips Haus von einem Laster umgenietet werden sollte. Jede Frau auf der Welt weiß, dass man saubere Unterwäsche tragen muss, falls man von einem Lastwagen umgefahren wird. Aber derLippenstift war vielleicht eine Südstaaten-Spezialität. Man wollte hübsch aussehen, wenn die Feuerwehrmänner die Haustür mit Rettungsscheren aus den Angeln hoben oder wenn die Sanitäter mit einem zum wartenden Hubschrauber eilten, der einen zum Carraway- oder Universitätshospital fliegen würde. Der Zustand deiner Unterwäsche mochte zu diesem Zeitpunkt zweifelhaft sein, aber, verdammt, deine Lippen würden korallenrot schimmern, und das hatte doch etwas für sich.
    Der Regen hatte kein bisschen nachgelassen. Wenn das so weiterging, würde der Village Creek rechtzeitig über die Ufer getreten sein, um die Wetterfrösche in den Fünf-Uhr-Nachrichten auf den Plan zu rufen. Einer von ihnen würde unter einem riesigen Schirm stehen, auf den der Regen prasselte. »Schauen Sie«, würden sie aufgeregt ausrufen und auf die Geröllmassen deuten, die der ansteigende Bach mit sich führte. Vor Jahren bereits hatte die Stadt die Häuser gekauft, die von Überflutung bedroht waren, aber der Anblick ist nach wie vor eine beliebte Aufnahme fürs Fernsehen. Ich habe einen Reporter gesehen, der auf eine im Wasser schwimmende Schaumstoffkühlbox deutete, während die Blitze nur so um ihn herum zuckten. »Schauen Sie!«
    Ich zog meinen alten gelben Vinylumhang mit der Kapuze aus dem Schrank im Flur und rannte zu meinem Auto. Der Umhang ist nicht das Outfit, das ich gern tragen würde, wenn ich nach der sprichwörtlichen Kollision mit dem sprichwörtlichen Lastwagen aus meinem Auto gezogen würde. Ich denke, ich sehe darin aus, als würde ich Werbung für Fischstäbchen machen. Aber das war jetzt ein Tag für Regenumhänge.
    Philips Haus (auch ich würde noch lange brauchen, um es als das von Haley anzusehen) ist nicht weit weg von dem, das Mary Alice gehört, und liegt in einem Viertel namens Redmont.Das ist ein wundervoller alter Teil von Birmingham oben auf dem Red Mountain, von wo aus man einen Blick über die ganze Stadt hat. Die Stahlbarone bauten ihre Häuser dort oben. Aus ihren Fenstern konnten sie nachts die Hochöfen ihrer Fabriken das Tal erleuchten sehen. Philips Großvater, der dieses Haus gebaut hatte, war zwar keiner dieser Industriekapitäne gewesen, aber er hatte eine der ersten Banken von Birmingham gegründet und die Konten der Stahlfirmen sehr gut verwaltet. Sein Vater und sein Onkel Philip (Mary Alice’ zweiter Ehemann) waren in die Fußstapfen ihrer Väter getreten und hatten die Bank weitergeführt. Die jüngere Generation hatte sie jedoch verkauft. Schwesterherz und Debbie hatten ordentlich was abbekommen von dem Erlös. Debbie war damals noch ein Kind – außerdem war sie noch nie der Typ, dem man mit Wohlstand imponieren konnte, aber Fred hatte Tränen gelacht, als Schwesterherz in unsere Küche geplatzt war, mit einem Scheck gewedelt und dann ausgerufen hatte, dass sie, Gott sei ihr Zeuge, nie wieder hungern müsste.
    »Dir ist dein ganzes Leben lang nicht eine Mahlzeit entgangen«, prustete er.
    »Und jetzt wird das immer so sein, dank meines geliebten Philip.«
    Zu der Zeit war sie mit ihrem geliebten Roger verheiratet, der noch reicher war als Philip.
    Ich bog in die kreisrunde Auffahrt ein und blickte auf das Haus. Aus dunklem Backstein gebaut, war es ein gewöhnliches großes Haus, das keinem speziellen Architekturstil zuzuordnen war. An einem regnerischen Tag wie dem heutigen sah es geradezu düster aus, und ich dachte an den Unterschied zwischen diesem und dem Haus, das Haley und Tom besessen hatten. Es war ganz weiß gewesen, mit ein paar farbigen Akzenten,

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