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Mörderischer Auftritt

Mörderischer Auftritt

Titel: Mörderischer Auftritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
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ihre Mutter, aber schlank und elegant. Sie lebt in Pensacola, wo sie seit Kurzem als Finanzplanerin arbeitet. Sie hatte ein paar ziemlich lang anhaltende Beziehungen mit Männern gehabt, sagt aber, an einer Heirat sei sie nicht interessiert. Niemals. Irgendwie glaubte ich ihr.
    »Ich habe kein einziges Wort von ihr gehört, Schätzchen. Lass mich wissen, was mit ihr los ist.«
    »Mache ich. Ich hab dich lieb, Tante Pat.«
    »Ich dich auch, mein Schatz.«
    In dem Moment, als ich den Hörer auflegte, klingelte es an der Tür. Höchst ungewöhnlich. Niemand kam bei uns durch die Vordertür.
    Ich blickte durch den Spion und sah einen völlig durchnässten Mann. Er fuhr sich mit den Händen durch das triefende, dunkle lockige Haar, dass die Wassertropfen nur so sprühten. Ich löste die Kette an der Tür und öffnete.
    »Ja?«
    »Mrs Hollowell?«
    »Ja.«
    »Ich bin Charles Boudreau, Mrs Hollowell. Ich bin hier, um ihre Nichte zu befruchten.«
    »Bitte, was?« Mit Sicherheit hatte ich mich verhört.
    »O Gott«, sagte er mit leidvoller Miene. »Ich komme zu spät, oder?«

5
    Der Mann sah aus wie Ende dreißig. Er war gut gekleidet, und während ich mit offenem Mund dastand, zog er ein weißes Taschentuch hervor und wischte sich den Regen aus dem Gesicht. Vielleicht waren es auch Tränen.
    Sicher hatte er nicht gesagt, dass er meine Nichte befruchten wolle. Vielleicht hatte die Musik dieser Cock-Fight-Gruppe am Abend vorher mein Gehör geschädigt. Ich klopfte mir leicht auf die Ohren und fragte erneut: »Was?«
    »Ich bin Charles Boudreau, Mrs Hollowell, Marilyns Galan.«
    Nicht Freund. Galan. Mein ganzes Leben lang waren Männer keine Galane gewesen. Wollte er mich veralbern?
    »Hat sie mich erwähnt?« Er hatte die schönsten Augen, die ich je gesehen hatte, sie waren von einem dunklen, seelenvollen Braun, mit Wimpern, für die jede Frau töten würde.
    »Nicht dass ich mich erinnere.«
    »Ist sie hier? In Birmingham?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    Er griff in seine Tasche und reichte mir eine feuchte Visitenkarte durch den Türspalt.
    »Also, wenn sie hier auftaucht, sagen Sie ihr dann bitte, dass ich im Tutwiler Hotel bin und dass ich, falls es nicht schon zu spät ist, bereit und willens bin. Nicht nur willens, sondern freudig erregt. Begierig. In ekstatischer Erwartung.«
    Ich warf einen Blick auf die Karte. Charles Steward Boudreau,Anwalt, Kanzlei Boudreau und Partner, Lafayette, Louisiana.
    »Ich werde es ihr sagen, Mr Boudreau.«
    »Ich bin Ihnen überaus zu Dank verbunden, Ma’am.«
    Ich schwöre, er machte eine leichte Verbeugung, bevor er sich umdrehte und zu dem roten Nissan zurückkehrte, den er am Bordstein geparkt hatte, wobei er so langsam ging, als würde der Himmel nicht eimerweise Wasser auf ihn herabschütten. Er sah so durchgeweicht aus, dass ich einen Moment lang darüber nachdachte, ihn zurückzurufen und ihm eine heiße Schokolade zu kochen.
    Lass niemals Fremde in dein Haus , sagte mein gesunder Menschenverstand.
    Aber er sieht so bemitleidenswert aus , überlegte ich.
    Der Mann ist durchgeknallt. Wer sonst tritt an deine Haustür und verkündet, dass er gekommen sei, um deine Nichte zu befruchten?
    Vollkommen verrückt, stimmte ich zu. Besser, man bittet ihn nicht ins Haus .
    Ich ging ins Wohnzimmer und wählte Debbies Nummer.
    »Hast du Marilyn je von einem Charles Boudreau aus Lafayette, Louisiana, sprechen hören?«, fragte ich, als sie dranging.
    »Der Name sagt mir irgendetwas. Warum?«
    »Er ist hier, um sie zu befruchten.«
    »Bei dir zu Hause?«
    »Ich weiß nicht, wo das Ereignis stattfinden soll. Aber er ist im Tutwiler abgestiegen. Wir sollen ihr sagen, dass er willens, freudig erregt, begierig, in ekstatischer Erwartung sei.«
    »Was?«
    Ich wiederholte die Adjektive und fügte hinzu, dass er darüber hinaus die Befürchtung hege, es sei zu spät.
    »Was bedeutet das: ›zu spät‹?«
    »Glaub mir. Ich habe keinerlei Vorstellung.«
    »Vielleicht ist sie ja schon schwanger, und das ist es, was ich Mama nicht sagen soll.«
    »Könnte sein.«
    »Aber Marilyn ist die Vernünftigere von uns. Sie würde nicht einfach so hoppla hopp schwanger werden wie ich.«
    »Du hast es dir genau überlegt, Liebes. Du wolltest Kinder, und die Samenbank der University of Alabama war eine gute Lösung. Du hattest damals keine Ahnung, dass ein paar Jahre später Henry auftauchen würde.«
    »Richtig. Und wenn ich es nicht getan hätte, hätte ich heute nicht meine wundervollen Mädchen.«
    »Daran

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