Mörderischer Auftritt
zu Debbie, als diese endlich auftauchte.
»Natürlich ist sie das.« Debbie betrachtete Margarets Körperumfang. »Apropos neugeborene Kinder, halten Sie noch bis heute Abend durch?«
Margaret seufzte und griff nach dem Maalox. »Weiß der Geier. Ich habe gehört, Sie haben diesmal einen Jungen bekommen. Bei mir wird es auch einer. Sind Jungs sehr anders?«
»Sie müssen beim Windelwechseln sehr viel vorsichtiger sein.«
Margaret lächelte, kippte das Mittel gegen Sodbrennen hinunter und schlug sich mit der Faust gegen die Brust. »Ich will jetzt einfach, dass er rauskommt. Uns geht hier der Platz aus.«
Wir kannten alle das Gefühl. Im letzten Monat der Schwangerschaft hat man das bange Gefühl, die Natur könnte einem einen Streich gespielt haben, und man würde ewig schwanger sein.
»Halten Sie durch«, sagte Debbie.
Margaret streckte ihr die weiß belegte Zunge heraus.
»Bin ich wirklich frei?«, fragte ich Debbie, als wir den Flur hinuntergingen.
»Sie haben mir recht gegeben, dass der Mordverdacht ziemlich weithergeholt war, nachdem halb Birmingham dich in der ersten Reihe hat sitzen sehen, als dieser Mooncloth umgebracht wurde.«
»Gut.«
»Sie haben aber nach wie vor ein paar Fragen zu dem Messer, Tante Pat. Dazu, wie es in deine Handtasche gelangen konnte. Tim Hawkins sagte, er würde am Nachmittag rüberkommen, um noch mal mit dir zu reden. Er sagte, ihm sei klar gewesen, dass dir nicht nach Hierbleiben war.«
»Die haben mich festgenommen, Debbie. Mir meine Rechte vorgelesen, mich in Handschellen gelegt.«
»Ich habe es gehört, Tante Pat. Tut mir leid.«
Wir traten in einen wundervollen Frühlingstag hinaus. Debbie fragte, ob ich irgendwo anhalten und zu Mittag essen wollte, aber mir war nicht danach. Nicht nur, dass ich es mit der Nebenhöhle hatte, ich war auch deprimiert. Es gibt geschmacklos, gewöhnlich, und es gibt unterste Schublade. Unter Mordverdacht festgenommen und in Handschellen abgeführt zu werden dürfte zur letztgenannten Kategorie gehören. Großmama Alice drehte sich in diesem Moment wahrscheinlich gerade im Grabe um, ungeachtet der Tatsache, dass ich unschuldig war. Auf ihrer Liste zur untersten Schublade standen solche Dinge wie das Kauen auf einem Zahnstocher oder, was Gott verhüte, das Rauchen in der Öffentlichkeit. Verglichen damit wäre für das Verhaftetwerden eine ganz neue Kategorie erforderlich.
»Ich habe nachgedacht«, sagte ich, als wir die Auffahrt zur Autobahn in Richtung Red Mountain hochfuhren. »Dieser Griffin Mooncloth ist Russe, er hat sich abgesetzt, und er wurde ermordet. Wie kommt es, dass das Außenministeriumnicht involviert ist? Oder das FBI oder so was?«
Debbie schaute, ob die Spur frei war, und fuhr dann auf die Autobahn. »Ich glaube, sie denken, dass dies keine politische Angelegenheit ist. Nimm all diese illegalen Ausländer, die in den Geflügelfarmen oben in Nordalabama arbeiten. Wenn einer von denen erdolcht wird, dann ist es an der Lokalpresse herauszufinden, wer der Täter ist.«
»Das stimmt. Aber dieser Mooncloth war bedeutend genug, um an einem kulturellen Austausch teilzunehmen. Und die Russen gehen ziemlich streng damit um, was sie ihren Bürgern erlauben.«
Debbie überholte einen Lastwagen, der mit riesigen Stahlspulen beladen war, die bedrohlich auf und ab hüpften. Ich atmete erleichtert aus, als wir an ihm vorbei waren.
»Ich weiß nicht, Tante Pat. Fast alle russischen Eiskunstläufer leben jetzt hier. Und ich wette: Wenn du auf die Ensembleliste der größten Ballettkompanien schaust, dann ist die Hälfte der Namen russisch. Und ich denke, alle sind sich ziemlich sicher, dass der Mord an Griffin Mooncloth kein politischer war. Jemand hatte ihn persönlich auf der Abschussliste.«
»Du hast recht. Ich habe zu viele Filme gesehen, die vom Kalten Krieg handeln.«
Ich blickte zum Red Mountain hoch, und meine Depression setzte wieder ein. Es sah nackt und bloß aus ohne die Statue von Vulcanus, der dort seine Fackel hochgehalten und dem gesamten Süden den nackten Hintern gezeigt hatte. Wir brauchten ihn wieder. Der Vulcanus Park war geschlossen, aber neulich nachts hatten sich ein paar Teenager hineingeschlichen und der abmontierten Statue die Fußnägel rot lackiert. Wenn er nicht bald wieder auf seinem Podest stünde, würde es sicher noch mehr Vandalismus geben. Werauch immer die glänzende Idee gehabt hatte, die größte Eisenstatue der Welt mit Beton zu füllen, sollte seinen Kopf untersuchen lassen. Zumal man im
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