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Mörderischer Auftritt

Mörderischer Auftritt

Titel: Mörderischer Auftritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
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School.«
    »Mannomann.«
    Mannomann, genau. Die reizende Charity war zum damaligen Zeitpunkt noch nicht einmal angedacht gewesen.
    »Wir haben sie wegen Mordverdacht verhaftet«, fügte Jasper hinzu.
    »Mannomann.« Charitys Augen weiteten sich. »Dabei scheint das doch so eine nette Dame zu sein.«
    Die drei blickten mich an, und ich sagte: »Ich bin eine nette Dame«, woraufhin alle drei nickten.
    »Ja, das bin ich«, beharrte ich.
    »Das ist sie wirklich«, sagte Tim ein wenig spät, wie ich fand. Ich blickte ihn stirnrunzelnd an.
    Charity zog aus ihrem Schreibtisch ein paar Formulare heraus. »Also, die müsst ihr ausfüllen.« Sie beugte sich vor und drückte den Knopf einer Sprechanlage.
    »Bitte?«, antwortete eine gereizte laute Stimme.
    »Ich brauche ein paar Fingerabdrücke, Jean.«
    »Stecke hier hinten noch bis zum Hals in Arbeit. Ich komme aber, so schnell ich kann, zu dir.«
    »Sie kommt, so schnell sie kann«, verkündete Charity, ganz als seien wir taub.
    »Ich muss mal zur Toilette«, sagte ich. »Jetzt sofort.«
    Charity stand auf. »Ich bringe Sie vor. Es ist gleich den Flur runter.«
    »Mit den Handschellen habe ich da aber ein Problem.«
    Tim, der mit seinen Formularen auf dem Weg zum Tisch war, sagte: »Jasper, nimm diese verdammten Handschellen ab. Entschuldigen Sie die Ausdrucksweise, Mrs Hollowell.«
    »Wen sollen Sie denn ermordet haben, Mrs Hollowell?«, fragte die bezaubernde Charity, während wir den Flur entlanggingen.
    »Einen Russen im Alabama Theatre.«
    »Oh, ich habe davon gehört. Jemand hat ihn auf der Bühne niedergestochen, während er eine Elvis-Tanznummer aufführte.«
    »Und ich saß im Publikum.« Ich deutete auf die Tür mit der Aufschrift DAMEN. »Müssen Sie mit reinkommen?«
    »O nein, Ma’am. Da kommt man nicht raus. Ich warte einfach hier.«
    Ich dankte ihr und betrat die Toilette, wo ich mich unverzüglich mit einer Höllenhexe konfrontiert sah. Ich brauchteein paar Sekunden, um festzustellen, dass ich einen Ganzkörperspiegel vor mir hatte.
    Gott habe Erbarmen. Das Einzige, was ich erkannte, war der blaue Hosenanzug. Ich war blass wie ein Gespenst, mit Ausnahme der Augen, die wie schwarze Löcher aussahen. Eine Nasennebenhöhleninfektion und eine Verhaftung trugen nicht zur Verbesserung des Erscheinungsbildes bei. Oder der des Gemütszustandes. In meinem ganzen Leben hatte ich bisher erst einen Strafzettel für zu schnelles Fahren bekommen, und jetzt saß ich im Gefängnis von Birmingham, verdächtigt des Mordes an einem russischen Elvis-Imitator. Wie wahrscheinlich war das denn?
    In meinem Kopf pochte es. Als ich aus der Kabine herauskam, machte ich ein Papierhandtuch nass und drückte es an mein Gesicht. Dann kramte ich in meiner Handtasche herum (nicht derselben, in der ich das Schnappmesser gefunden hatte) und fand ein paar extrastarke Tylenol-Tabletten. Ich machte eine hohle Hand unter dem Wasserhahn und schaffte es, genügend Wasser zu sammeln, um sie damit hinunterzuspülen. Ich hätte mein Antibiotikum mitnehmen sollen, stellte ich fest. Ich sollte es viermal täglich nehmen. Verdammt. Ich hielt das Papierhandtuch gegen meine Augen.
    »Mrs Hollowell, ist alles in Ordnung mit Ihnen?«, rief Charity durch die Tür.
    »Ich komme«, sagte ich und warf das Handtuch in den Papierkorb.
    »Wir gehen dann gleich runter zur Stimmenanalytikerin«, sagte sie, als ich herauskam. »Sie hat im Moment nicht so viel zu tun.«
    »Wie lange dauert das? Ich habe rasende Kopfschmerzen.«
    »Das ist unterschiedlich. Sie können auf Ihre Anwältin warten, falls Sie das wollen.«
    Ich hatte keine Ahnung, wann Debbie meine Nachricht erhalten würde, und ich konnte mir nichts vorstellen, womit ich mich beim Beantworten der Fragen belasten sollte, also sagte ich: »Lassen Sie es uns hinter uns bringen.«
    Charity führte mich in ein kleines, aber sehr freundliches Büro. Eine sehr schwangere Frau Anfang dreißig stand dort und stellte sich als Margaret Sayres vor. Charity sagte, sie müsse wieder zurück an die Arbeit.
    Margaret forderte mich auf, mich zu setzen, und tat dies dann ebenfalls. Sie griff in die Schublade ihres Schreibtisches, zog eine riesige Flasche Maalox gegen Sodbrennen hervor und nahm einen ordentlichen Schluck.
    »Erinnern Sie sich noch, wie es einem im letzten Monat geht?«
    Ich nickte. »Ich habe drei Kinder.«
    »Das hier wir mein drittes sein.« Sie drehte ein Foto um, das auf ihrem Schreibtisch stand, sodass ich es sehen konnte. Zwei blonde kleine Mädchen

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