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Mörderischer Blues

Mörderischer Blues

Titel: Mörderischer Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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endlich dieses
gottverdammte Ding abstellen?«
    Aber keiner hörte mir zu. Muscat
spielte schon wieder Trompete, und April tanzte mit sich allein.
    »Hört mal!« schrie ich. Muscat
setzte die Trompete ab, und April hörte auf zu tanzen. Die eintretende Stille
war nahezu unerträglich. »Das ist schon besser«, fuhr ich fort. »Okay, jetzt fangen
wir an.« Ich zeigte mit dem Finger auf April. »Sie spielen Ellen, verstanden?«
    »Verstanden«, sagte sie.
    »Und Sie blasen Ihre Trompete,
Muscat«, sagte ich ihm. »Nur vergessen Sie nicht, es ist nicht heute abend , sondern gestern abend .«
    »Es ist gestern
abend «, wiederholte er und setzte die Trompete an die Lippen.
    »Und dies hier ist die Jacht«,
fuhr ich fort. »Wir sind hier im Ruderhaus. Eine ganze Menge Leute waren hier,
aber sie sind alle gegangen, bis auf Ellen Fitzroy !«
    Ich winkte April heran, die sich
vor Muscat auf den Fußboden setzte.
    »Mein lieber Muscat«, sagte sie
sanft.
    »Hallo, Ellen«, winkte der
zurück und blies weiter.
    Ich wartete und beobachtete,
während Muscats Blues erklang. Ein paar Takte glaubte ich wiederzuerkennen,
aber dann improvisierte Muscat.
    Ich trank mein Glas leer und
schlich mich hinter ihn, sorgsam darauf bedacht, den Boden unter den Füßen
nicht wieder zu verlieren. Dann streckte ich den Zeigefinger über seine
Schulter und rief so laut ich konnte: »Peng!«
    Muscat zuckte nicht mit der
Wimper. Er spielt die Improvisation weiter, die er begonnen hatte. April ließ
sich hintenüber auf den Boden fallen. Ihr Rock rutschte weit über die Knie, so
daß der Strumpfrand zu sehen war. Für einen Moment hörte Muscat auf zu spielen,
was mich nicht wunderte, denn Aprils Anblick hätte ein ganzes
Symphonieorchester zum Schweigen gebracht. Einen Augenblick später ging meine
ganze Theorie in die Brüche, als die Klänge von »O didn’t he ramble «, dem alten Beerdigungssong, erklangen und
den Raum füllten.
    »Okay«, sagte ich
kopfschüttelnd. »Das war es.«
    April rappelte sich auf und
grapschte nach der Tischplatte, um den Halt nicht zu verlieren.
    »Ich bin beschwipst«, meinte
sie.
    »Hör auf!« brüllte ich Muscat
an. »Was ist nun?« fügte ich hoffnungsvoll hinzu.
    Er setzte die Trompete ab und
starrte mich aus glasigen Augen an.
    »Was haben Sie gesagt?« lallte
er.
    »Hat Sie die Szene an etwas
erinnert?« fragte ich. »Ist Ihnen etwas eingefallen?«
    »Was?«
    »Wir haben eben das Verbrechen
rekonstruiert. Haben Sie nicht gehört, wie ich >peng!< gerufen habe?«
    »Ich nicht«, antwortete er.
»Ich habe Trompete gespielt!«
    Ich schloß die Lider für einen
Moment, dann schlug ich sie wieder auf und fragte müde: »Können Sie sich denn
nicht an die geringste Kleinigkeit erinnern, die vielleicht gestern
abend passierte?«
    »Es ist drollig«, erwiderte er.
»Aber einen Augenblick lang hatte ich eben das Gefühl, daß es gestern abend war. Ich war mir nicht ganz sicher, ob es
heute oder gestern war, vorhin.«
    »Lassen Sie uns noch einen
Drink nehmen«, schlug April vor. »Es war eine verrückte Idee, und das zumindest
wissen wir jetzt.«
    Ich versuchte gar nicht erst,
mich zu verteidigen, sondern nahm Muscat die Flasche weg und machte uns allen
einen Drink. Ich war noch nicht ganz fertig damit, als es an die Tür hämmerte.
    »Ob das wer ist?« fragte April
sich laut.
    »Das ist der Holzwurm im
Gebälk«, erwiderte ich. Aber dann hämmerte es noch einmal an die Tür, und
diesmal erzitterte die Füllung unter den Schlägen.
    »Anscheinend wünscht irgendwer
irgendwen«, vermutete Muscat, setzte das leergetrunkene Glas ab und die
Trompete an, und die Melodie von »I ain’t got nobody « erfüllte den Raum.
    »Vielleicht sollte ich doch
einmal nachsehen, wer es ist«, schlug ich vor.
    »Wer wo ist?« fragte April
interessiert. »Und ist es ein Mann oder eine Frau?«
    So senkrecht wie möglich ging
ich zur Tür und öffnete sie. Was einmal ein Mann oder genauer gesagt anderthalb
Mann gewesen war, kam herein in die Kabine. Im ersten Moment glaubte ich, er
hätte zwei Knoten in seine Krawatte gemacht, aber dann sah ich, daß der obere
der beiden eine Beule war. Dort, wo eigentlich seine Nase hätte sein sollen,
hatte er einen hübschen kleinen zerdrückten Blumenkohl. Dazu hinkte er, als
würde ihm jedes Glied einzeln schmerzen.
    »Ich suche Sie, Partner«, quietschte
er.
    »Ist das nicht der gute alte
Mike Swain?« entgegnete ich.
    » Yeah «,
grunzte er. »Sie sind der Bursche, der mich auf Lou Baron gehetzt hat.

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