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Mörderischer Blues

Mörderischer Blues

Titel: Mörderischer Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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über die Schwelle gerumpelt war. Es sah so
aus, als sei der Trompeter ängstlich darauf bedacht, daß die Whiskydunstwolke
aus seiner Kabine nicht entweicht.
    Ich ließ Swain los und war
gerade dabei, friedlich zu Aprils Kabine zurückzugehen, als Swain plötzlich
laut aufschnarchte und sein unverletztes Auge öffnete.
    »Was hat mich getroffen?«
fragte er wütend.
    »Ein Pferd hat Sie getreten«,
erzählte ich ihm schnell für den Fall, daß ihm einfiel, was wirklich geschehen
war.
    »Wer?«
    »Muscat Mullins«, schwindelte
ich, aber in einem Ton, daß es sich so anhörte, als gebe ich die Wahrheit nur
unter Druck zu. »Muscat ist ein wirklich wilder Bursche mit seiner Trompete,
wenn er erst mal auf Touren kommt.«
    Ich wartete natürlich nicht,
bis er richtig munter wurde und sich mit mir zu streiten begann, sondern wankte
zurück zu Aprils Kabine und betrat sie, die Flasche triumphierend in der Hand
schwenkend.
    »Mein Held«, rief sie sehr von
mir angetan. »Als Gegenleistung können Sie mir einen einschenken!«
    Während ich unterwegs war,
hatte sie ihre Sandalen abgestreift und saß jetzt mit angezogenen Knien auf der
Couch. Der Rock ihres Seidenkleides war zurückgerutscht, und man sah jetzt
nicht nur den Rand ihrer Nylons, sondern auch ein Stück sonnenbraunes Fleisch
am Oberschenkel und einen delikaten Streifen ihres korallenfarbenen Höschens.
Die Gläser klingelten nervös aneinander, während ich zwei Drinks zurechtmachte.
    Als ich sie ihr hintrug,
deutete sie ungefähr in Richtung auf den kleinen Tisch, der vor der Couch
stand.
    »Stell die Gläser dort hin!«
befahl sie mit Kommandostimme. Ich gehorchte.
    »Und nun, setzen Sie sich neben
mich.« Ihre Stimme sank zu einem heiseren Flüstern herab. »Ganz nahe.«
    Kaum hatte ich mich gesetzt —
ganz nahe, wie sie gesagt hatte —, warf sie sich auf mich und schlang mir die
Arme um den Hals. Unter dem unerwarteten Anprall fiel ich hintenüber auf die
Couch, und im nächsten Moment hatte sich April gemütlich auf mir ausgestreckt.
    Ihre Lippen preßten sich
verlangend und leidenschaftlich auf die meinen, und nach einer Weile gab ich es
auf, mich zu wehren, denn die Gelegenheit, von einer Dame verführt zu werden,
hat man nun mal nicht alle Tage.
    Vielleicht fünf Minuten später
setzte sich April ebenso abrupt wieder auf, wie sie mich zuvor attackiert
hatte, und grapschte nach dem nächststehenden Glas auf dem Tisch.
    »Den trinke ich auf Sie,
Fanny«, sagte sie, setzte das Glas an, bog den Kopf zurück; es gluckste ein
bißchen, und dann war es leer.
    »Danny heiße ich, nicht Fanny«,
knurrte ich, nachdem ich mich aufgerappelt hatte.
    »Es ist leer!« Sie starrte
einen Moment lang ungläubig das leere Glas an, blickte sich um und fragte: »Wo
ist er?«
    »Wer?« fragte ich.
    »Der elende Schuft, der die
ganze Zeit den Whisky klaut, wenn ich nicht hinsehe«, erwiderte sie zornig »Ich
reiße ihm das Herz aus dem Leib, wenn ich ihn erwische.«
    Und dann strahlte sie plötzlich
wieder, als sie das zweite gefüllte Glas auf dem Tisch entdeckte. Sie hob es
hoch in die Luft, daß es überschwappte und eine nasse Whiskyspur auf meinen
Knien hinterließ, und trank es mit der gleichen bemerkenswerten Geschwindigkeit
leer wie das erste.
    »Und das war auch für Sie«,
verkündete sie. »Wie immer Sie auch heißen mögen.« Glas splitterte, als sie das
Glas sorglos über ihre Schulter warf, und der Picasso-Druck an der Wand hinter
der Couch bekam dadurch ein rundes Fenster, das vorher nicht dagewesen war.
    Ihre blauen Augen glänzten, als
sie sich wieder mit jener entnervenden, verlangenden Sanftheit über mich
beugte.
    »Ich bin verrückt nach Ihnen«,
flüsterte sie heiß. »Verrückt nach Ihnen und Ihrem großartigen Profil, Denny.«
    »Danny!« schrie ich. »Nicht
Denny!«
    »Ach ja, sicher«, sagte sie
leichthin. »Unterbrechen Sie mich nicht immer mit unwesentlichen Details. Wo
war ich doch stehengeblieben?«
    »Sie haben gerade Ihre Scheune
in die Luft gesprengt«, antwortete ich bitter. »Die Einzelteile fliegen noch
herum.«
    »Verrückt nach Ihnen«, sagte
sie glücklich und mit glänzenden Augen. »Nach Ihnen, mit Ihren miserablen
Manieren und dem dicken fetten Kopf und der Art, wie Sie herumstrolchen, als
hätten Sie alle Frauchen zwischen achtzehn und achtzig gepachtet. Sie halten
mich in Atem, Mr. Bead !«
    »Boyd!« murmelte ich nutzlos.
    Dann schmiegte sie sich an
mich, und ich schloß die Lider, weil ich darauf wartete, daß sich ihre

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