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Mörderischer Blues

Mörderischer Blues

Titel: Mörderischer Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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konnte.
Den Bruchteil einer Sekunde darauf zerbarst die Lampe an der Wand hinter der
Couch. Gloria drang blindlings auf mich ein und trommelte mit beiden Fäusten
gegen meine Brust. Ich dachte mir, daß es jetzt schon nicht mehr darauf ankam,
und packte zwei Handvoll von ihrem Négligé und schüttelte
sie so kräftig, daß ihre Zähne aufeinanderklapperten .
    Plötzlich ertönte ein reißendes
Geräusch, und das Nylon gab es auf, Glorias Kurven zusammenzuhalten. Während
Gloria nackt, wie sie Gott erschaffen hatte, rückwärts auf einen Sessel
zutaumelte, stand ich da und hielt nichts weiter als ein bißchen luftigen Stoff
in der Hand. Bevor sie sich fangen konnte, stießen ihre Kniekehlen an den Sitz
des Sessels, und sie plumpste mit beachtlicher Geschwindigkeit hinein.
    Aber sie blieb nicht lange
sitzen. Sie stieß einen schrillen Schrei aus und sprang wieder auf die Füße,
während ich ihre schwingenden Kurven aus einer völlig neuen Perspektive
betrachtete. Als der Schrei in schmerzgepeinigtes Stöhnen überging, griff sie
hinter sich und brachte eine Haarbürste zum Vorschein, die mit den Drahtborsten
nach oben auf dem Sitz gelegen hatte.
    Ich fing die Bürste auf, die
sie nach mir warf, und strich leicht über die harten, spitzen Borsten.
    »Verschwinden Sie!« fauchte
sie. »Verschwinden Sie, bevor ich Sie umbringe!«
    Ich lächelte sie beruhigend an.
    »Wenn ich Sie ein bißchen
massieren soll, vielleicht...«
    Sie sah mich so wütend an, daß
ich es für besser hielt, rasch zur Tür zu gehen.
    »Well«, sagte ich. »Es war nur
ein Vorschlag.«
    Ich brauchte nicht ganz eine
Minute, bis ich wieder in meiner eigenen Kabine war. Ich hatte bereits die Tür
hinter mir zugemacht, als mir auffiel, daß das Licht brannte und ich Besuch
hatte.
    »Wo haben Sie die ganze Zeit
gesteckt?« fragte April Showers . »Ich warte schon
eine Ewigkeit auf Sie.«
    Sie trug ein ärmelloses
Seidenkleid mit einem tiefen V-Ausschnitt und dünnen, blauweißen Trägern. An
Stelle ihres dicken, auf dem Kopf zusammengesteckten Haarknäuels hatte sie
diesmal einen feingekämmten Kegel aus ihren blonden Locken geflochten. Die
großen Ohrringe aus gehämmerter Bronze paßten gut zu ihrer sonnengebräunten
Haut und dem Armband aus dem gleichen Material an ihrem linken Handgelenk.
Weiße Ledersandalen vervollständigten das Bild, das aus einem Modemagazin zu
stammen schien und großen Eindruck auf mich machte.
    Ich lehnte mich mit der
Schulter an die Innenseite der Tür und ließ mir diesmal Zeit, die Feinheiten
ihrer Erscheinung zu betrachten, wie etwa die Schmiegsamkeit des Stoffes an der
Stelle, wo ihre selbstbewußten Brüste aufwärts strebten.
    »Wenn ich mich recht erinnere,
dann habe ich heute nachmittag nach Ihnen gesucht,
aber Sie waren plötzlich wie vom Erdboden verschwunden«, sagte ich
vorwurfsvoll.
    »Ich hatte keine Lust, mich
noch länger von diesem Schwachkopf Swain beleidigen zu lassen, während sie
dabeistehen und tatenlos zusehen«, sagte sie kühl.
    »Er war größer als ich«,
versuchte ich mich zu verteidigen. »Aber Sie hätten dableiben sollen. Lou Baron
hetzte seine beiden Gorillas auf ihn, und die haben ihn fast totgeschlagen.«
    Sie zuckte die Schultern. Es
interessierte sie offenbar nicht.
    »Hören Sie!« sagte sie.
    Ich lauschte, und dann hörte
ich es: den gedämpften Ton einer einzelnen Trompete, die einen langsamen Blues
spielte.
    »Er ist irgendwo draußen«,
sagte ich sanft. »Ich habe keine Lust, ihm Gesellschaft zu leisten. Es ist zu
kalt draußen!«
    »Wollten wir nicht irgendwas
ermitteln?« erinnerte sie mich ungeduldig. »Sie hatten doch auch diese Idee
oder etwa nicht?«
    »Stimmt«, antwortete ich. »Wir
wollten uns mit Muscat beschäftigen.«
    »Wenn das nicht sein Geist ist,
der Trompete spielt, dann müßte er das sein, der draußen herumstreicht«,
schnappte sie. »Warum gehen wir nicht zu ihm?«
    »Fabelhaft«, sagte ich, und wir
gingen hinaus. Muscat war inzwischen in seine Kabine zurückgekehrt und spielte
dort weiter. Sein Solo verstummte, als ich gegen die Tür klopfte, und einen
Moment später wurde sie von ihm geöffnet.
    »Seid gegrüßt«, sagte Muscat
düster.
    »Wir möchten mit Ihnen
sprechen«, erzählte ich ihm.
    »Okay«, meinte er und hielt die
Tür weit offen. Die Kabine war genauso groß wie die anderen, aber besser
ausgestattet, denn auf dem Tisch standen mindestens ein halbes Dutzend Flaschen
in einer Linie aufgereiht.
    »Wie wäre es mit einem Drink?«
fragte er.
    »Nein,

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