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Mörderischer Blues

Mörderischer Blues

Titel: Mörderischer Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Lippen
wieder leidenschaftlich auf die meinen pressen würden. Ich hatte das Gefühl,
großzügig sein zu können. Warum sollte ich nicht sie die ganze Arbeit tun
lassen, wenn es ihr solchen Spaß machte?
    Nach einer Weile fühlte ich
einen sanften Druck auf meiner Brust. Ich machte die Augen auf und sah, daß ihr
Kopf recht bequem an meinem Herzen lag. Kein Grund zur Aufregung, dachte ich.
Die Nacht war noch jung, und warum sollte sie sich nicht ein bißchen ausruhen,
bevor sie den zweiten Angriff auf mich machte?
    Es war vielleicht fünf Minuten
später, als sie leise zu schnarchen begann.
    Es gibt Zeiten im Leben eines
Mannes (wie mir eine Blondine sagte, nachdem sie einen Judolehrer geheiratet
hatte), in denen er sich in das Unabänderliche fügen muß.
    Ich arbeitete mich unter ihr
hervor, legte ihren Kopf auf die Couch und machte die Tür von draußen zu. Mir
kam der Weg zu meiner Kabine verdammt lang vor, aber schließlich schaffte ich
es.
    Alles in allem war es nicht
gerade ein Schokoladentag für mich gewesen, denn ich hatte nicht die geringste
Spur von dem Mörder entdeckt. Es war mir nicht gelungen, Muscat dazu zu
bringen, daß er sich erinnerte, und wenn ich es recht überlegte, dann hatte ich
auch April nicht bekommen, sondern sie mich. Ich setzte mich auf die Bettkante
und ging an die schwere Arbeit, mir die Schuhe auszuziehen, ohne eine
Hechtrolle auf den Boden zu machen.
    Fast hatte ich es schon
geschafft, als jemand laut gegen meine Tür pochte.
    Vielleicht war April plötzlich
aufgewacht und setzte die Jagd nach mir fort, dachte ich hoffnungsvoll, als ich
aufstand und zur Tür ging. Aber als ich sie geöffnet hatte, wußte ich, daß ich
mich verrechnet hatte. Edward Woolrich stand draußen. Er hatte einen gehetzten
Blick in seinen blutunterlaufenen Augen.
    »Boyd«, sagte er hastig. »Ich
habe die ganze verdammte Nacht nach Ihnen gesucht.«
    »Schießen Sie los, da Sie mich
jetzt ja gefunden haben«, schnarrte ich.
    »Ich muß mit Ihnen sprechen,
bitte«, bat er. »Es dauert nicht länger als einige Minuten.«
    »Okay«, sagte ich widerwillig.
»Aber machen Sie es kurz, noch kürzer.«
    Er folgte mir in das Wohnzimmer
und trat unruhig von einem Bein auf das andere, während ich auf seine
Neuigkeiten wartete.
    »Es tut mir leid, hm, daß ich
Sie gestern abend geschlagen habe, Boyd«, sagte er
schließlich. »Es war ein Fehler.«
    »Darum sollten Sie sich keine
grauen Haare wachsen lassen«, erwiderte ich und grinste dreckig. »Irgendwann in
den nächsten Tagen werde auch ich Ihnen einen Stuhl auf dem Kopf zertrümmern,
und dann sind wir quitt.«
    »Ernsthaft, Boyd — Sie sind
doch so etwas wie ein Detektiv, nicht wahr?«
    »Es sieht fast so aus«,
antwortete ich. »Aber im Augenblick bin ich nicht direkt sicher.«
    »Ich habe mich gefragt, ob Sie
wohl für mich arbeiten würden«, fuhr er fort.
    »Ich arbeite schon im Auftrag
des Studios«, sagte ich.
    »Ich bezahle gut«, stieß er
nach. »Fünftausend Dollar!«
    »Für was?«
    »Dafür, daß Sie den Mörder
meiner Frau finden!«
    Ich starrte ihn einen Moment
lang ungläubig an.
    »Wo ist da der Haken?« fragte
ich.
    »Es gibt keinen Haken«,
schnappte er. »Es ist mir todernst damit. Ich bin davon überzeugt, daß die
Polizei glaubt, ich hätte sie umgebracht.«
    »Um die Versicherungssumme
kassieren zu können?«
    »Genau«, antwortete er. »Sie
glauben, ich hätte sie nur geheiratet, um sie hoch versichern zu lassen und
dann umzubringen. Es ist phantastisch!«
    »Nicht, nachdem sie nun
wirklich umgebracht worden ist«, knirschte ich.
    Er biß sich auf die Unterlippe.
    »Sie glauben, ich sei verrückt
nach Gloria gewesen und hätte zwei Fliegen mit einem Schlag getötet, als ich
Ellen umbrachte: Ich hätte mir dadurch das Geld beschafft, das ich so nötig brauche,
und gleichzeitig die Voraussetzung dafür geschaffen, Gloria heiraten zu
können.«
    Ich sagte nichts dazu.
    »Also was ist, Boyd?« fragte
er. »Übernehmen Sie den Job?«
    »Nein!« sagte ich.
    »Ich erhöhe auf zehntausend!«
    »Nein!«
    »Fünfzehntausend! «
    »Nein!«
    Er zündete sich eine Zigarette
an. Seine Finger zitterten dabei.
    »Ich brauche Hilfe«, winselte
er. »Hilfe von einem Fachmann. Nennen Sie Ihren Preis, Boyd.«
    »Ich habe keinen Preis«,
knurrte ich. »Wenn Sie Ellen nicht umgebracht haben, dann brauchen Sie auch
nichts zu befürchten.«
    »Kommen Sie mir doch nicht mit
diesem Märchen!« sagte Woolrich ungeduldig. »Die Versicherungsgesellschaft hat
bereits

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